Stamokap

Die Wirtschaftskolumne

von Matthias Dohmen

Matthias Dohmen
Stamokap
 
Ein elektrisierendes Wort aus der 68er Zeit: der staatsmonopolistische Kapitalismus. Abgekürzt Stamokap. Wenn das große Geld nicht mehr weiter weiß, flüchtet es unter die Obhut des ihm ohnehin hörigen Staates. Unter den Rettungsschirm.
 
„Der Staatskapitalismus wird volljährig“, resümiert Ian Bremmer, Präsident eines in New York ansässigen Beratungsunternehmens, in der renommierten „Foreign Affairs“. Weltweit legten Staaten milliardenschwere Bankenrettungs- und Konjunkturstützungsprogramme auf. So originell ist es also nicht, was aus der Bundeshauptstadt auf uns zukommt.
 
Denn das Hauptproblem könnte sein: Wie kommen wir aus der Krise heraus? Das Finanzdebakel ist, glaubt man Wirtschaftsministern und Leitartiklern, über uns gekommen wie eine tückische Krankheit. Wie ein Schicksalsschlag, den niemand hat einkalkulieren können. Woher nehmen dann die Wirtschaftsweisen die Zuversicht, daß sie wissen, wie wir aus der Krise wieder herauskommen? Der Anfang liegt im Dunkel, der Ausgang der Krise aber ist klar vorbestimmt?
 
Und wenn noch mehr aus dem Ruder läuft? Laut „Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung“ liegen 1.318 Bittgesuche auf Berliner Schreibtischen. Schaeffler (die Frau mit dem roten Schal), Infineon, einstiges Aushängeschild, das den US-amerikanischen Markt aufrollen sollte, Werften undsoweiter undsofort. Im Zweifel sind sie, so lautet ja das Zauberwort, von strategischer Bedeutung.
 
Vor allem vor Wahlen.
 
Nichts zu tun, wäre fahrlässig, heißt es. Wäre es auch. Aber hektische Betriebsamkeit hat schon in der Vergangenheit nichts Dauerhaftes, Nachhaltiges zu Wege gebracht. Siehe Philipp Holzmann. Vestigia terrent. Die Spuren schrecken. Bei Holzmann hat der damalige Kanzler Schröder den Rettungsschirm hochgehalten. Stamokaps Sternstunde war das nicht.