Kinder im Mittelpunkt historischer Ausstellungen

Wuppertal und Hagen zeigen Exponate zur Kinderarbeit im 18. und 19. Jahrhundert und Dokumente über die Kindheit im NS-Staat

von Andreas Rehnolt
HISTORISCHES
    ZENTRUM
  WUPPERTAL
Ausstellung "Kinderarbeit einst und jetzt"
in Wuppertal
 

Wuppertal
- "Kinderarbeit einst und jetzt" lautet der Titel einer Ausstellung, die ab kommenden Sonntag im Historischen Zentrum in Wuppertal-Barmen zu sehen ist. Die bis zum 20. September laufende Schau wurde in Kooperation mit der Bethe-Stiftung, der GEPA, dem Freilichtmuseum Hagen sowie den Hilfswerken terre des hommes und Unicef entwickelt, hieß es im Vorfeld der Ausstellung. Das Thema Kinderarbeit ist in den Debatten um die Globalisierung der Ökonomie immer präsent, so die Ausstellungsmacher. Kinderarbeit ist nach ihren Angaben ein strukturelles Problem. Über 200 Millionen Kinder unter 15 Jahren arbeiten regelmäßig - viele von ihnen unter unwürdigen Bedingungen, so als Teppichknüpfer oder auf Plantagen.
 
Daß Kinder zum Familieneinkommen beitragen müssen, ist kein Phänomen der Dritten Welt. Vielmehr gab es Kinderarbeit zu allen Zeiten und in allen Kulturen, von der Antike bis heute, so die Aussteller. In der gewerblichen Produktion, vor allem im Textilbereich, in der Tabakverarbeitung oder in der Herstellung von Kleineisenprodukten wurden Kinder im Rheinland und in Westfalen im 18. und 19. Jahrhundert regelrecht verheizt. In Manufakturen und Fabriken arbeiteten sie von früh bis spät zu karger Entlohnung. Der Besuch der Schule war kaum möglich, und die gesundheitlichen und moralischen Einflüsse beeinträchtigten die gesunde Entwicklung der Kinder stark. Nach und nach begrenzten sozialpolitische Maßnahmen wie das preußische Regulativ von 1839 zwar die Auswüchse der Kinderarbeit - abgeschafft wurde sie aber nicht.
 
Das Historische Zentrum Wuppertal ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
 
 
 
HISTORISCHES
   CENTRUM
      HAGEN
Historisches Zentrum Hagen zeigt Kinder-Alltag
in der NS-Zeit
 


Hagen
- Unter dem Titel "Und sie werden nicht mehr frei ..." präsentiert das Historische Zentrum Hagen seit Montag eine Ausstellung zur Jugend im der Zeit des Nationalsozialismus. Die bis zum 15. November laufende Schau wendet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche, aber auch an all diejenigen, die sich mit der deutschen Geschichte auseinander setzen, hieß es beim Auftakt. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen. Die Schau entstand in Kooperation mit dem Lokalen Aktionsbündnis für Toleranz und Demokratie in Hagen.
 
Zwischen 1933 und 1945 herrschten in Deutschland die Nationalsozialisten. Sie legten besonderen Wert auf die Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Aus ihnen sollten gläubige, gehorsame und regimetreue Bürger werden. Für Vielfalt, Toleranz und Demokratie gab es dabei keinen Raum. Die Ausstellung zeigt, welchen Einfluß der Nationalsozialismus auf Kinder und Jugendliche nahm. Sie thematisiert die verschiedenen Lebensbereiche von Jungen und Mädchen. Viele einzigartige Bilder und Ausstellungsstücke veranschaulichen den Alltag und zeigen nach Angaben der Kuratoren eine Lebenswelt, die das Wort Freiheit nicht kennt.
 
Die Schau richtet sich gegen das Vergessen und mahnt zur Erinnerung. In der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit befähigt sie, zeitgenössische Formen des Rechtsextremismus besser einordnen und beurteilen zu können. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, wo eine Gesellschaft endet, die nicht Werte wie Vielfalt, Toleranz und Demokratie ihr eigen nennt.
 
Das Zentrum ist dienstags, mittwochs, donnerstags, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.