Neue Gedenkstelle Gestapogefängnis

Dokumentationszentrum Köln zeigt Dokumente zur NS-Gewaltherrschaft

von Andreas Rehnolt
Neue Gedenkstelle Gestapogefängnis
im NS-Dokumentationszentrum
 
Auch die Dauerausstellung "Köln im Nationalsozialismus"
präsentiert sich in neue Form
 
Köln - Das im Dezember 1981 eröffnete NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln hat seine Gedenkstätte Gestapogefängnis vollständig erneuert und wesentlich erweitert. Nach Angaben eines Sprechers vom Mittwoch zeigen jetzt neue Bildträger eine Fülle von Inschriften der Gefangenen auf den Zellenwänden. Viele davon seien jetzt erstmals öffentlich zugänglich, weil Besucher aus konservatorischen Gründen keinen Zutritt zu den Zellen haben. Das NS-Dokumentationszentrum hat die Inschriften in verschiedenen Themenblöcken zusammengefasst: Kalender und Daten, Namen und Herkunft, Protest und Widerstandsgeist, Hoffnung und Sehnsucht, Haft- und Lebensbedingungen, Folter und Verhör, Zeichnungen, Abschiedsworte, Hinrichtung und Befreiung.
 
Eine zusätzliche kleine Ausstellung geht zudem auf die Haftstätten der Kölner Gestapo, die Haft- und Lebensbedingungen der Gefangenen, die Hinrichtungen im Innenhof und die Eröffnung der Gedenkstätte ein. Ab sofort können die Besucher auch die Aufenthaltsräume der Gestapobeamten und Wachleute im hinteren Teil des Gefängnisses besichtigen. Dort schuf das Museum einen Gedenkraum für die Opfer der Kölner Gestapo und der NS-Gewaltherrschaft in Köln. Außerdem sind der Hausbunker der Gestapo im Tiefkeller und eine Dunkelzelle jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich. "Mit der umfangreichen Neugestaltung wird die Gedenkstätte Gestapogefängnis nun ihrer großen Bedeutung als Kulturgut von nationalem und europäischem Rang gerecht", hieß es in der Mitteilung weiter.
 
Die seit 1997 gezeigte Dauerausstellung "Köln im Nationalsozialismus" erfuhr ebenfalls grundsätzliche Erneuerungen. Neugestaltet wurden die Ausstellungsbereiche "Jugend", "Unangepaßte Jugendliche" und "Widerstand". Besonders für den großen Themenkomplex "Jugend in der NS-Zeit" konnte das NS-DOK in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Erkenntnisse gewinnen und umfangreiche Materialien entdecken. Sie machen es nun möglich, zentrale Aspekte des Lebens von Jugendlichen in der Vorkriegs- und der Kriegszeit in angemessener Form in der Dauerausstellung zu präsentieren. Hinzu kommen als völlig neue Einheiten die bislang nicht in der Dauerausstellung behandelten Themen "Gestapo" und "Polizei".
 
An den 31 Medienstationen sind Passagen aus Interviews mit insgesamt 104 Personen zu sehen. Hinzu kommen Audioeinspielungen wie zum Beispiel ausländische Rundfunksendungen (sogenannte "Feindsender") und 49 Minuten historische Filme. Mit dem Einsatz der Medienstationen und der von ihnen präsentierten Zeitzeugengespräche stellt sich das NS-Dokumentationszentrum auch den Herausforderungen, die sich durch den Tod der Generation ergeben, die die NS-Zeit noch erlebt hat, so der Direktor der Einrichtung, Werner Jung. Geschichte erhält so im Wortsinn ein "Gesicht" und macht sie laut Jung damit auch für die jüngere Generation verständlicher und nachvollziehbarer.
 
NS-Dokumentationszentrum
EL-DE-Haus - Appellhofplatz 23-25 - 50667 Köln – Tel. 0221/2212-6332
Weitere Informationen unter: www.museenkoeln.de/ns-dok/