"Wie die Natur"
Das Lehmbruck-Museum in Duisburg zeigt ab Mittwoch die relativ unbekannte Druckgraphik des britischen Künstlers Henry Moore
Duisburg - "Es gibt in der Natur eine unbegrenzte Vielfalt von Gestalten und Rhythmen mit Hilfe derer der Bildhauer seine Erfahrung in der Kenntnis der Formen vergrößern kann," schrieb der britische Künstler Henry Moore im Jahr 1933. Beim Studium von Knochen, Bäumen, Kieselsteinen, Felsblöcken oder Gewächsen fand der vor allem als Bildhauer weltweit berühmt gewordene Moore (1898-1986) Form- und Rhythmusprinzipien, erklärte die Kuratorin Marion Bornscheuer, die für die am kommenden Mittwoch startende Graphik-Ausstellung "Henry Moore - Wie die Natur" im Duisburger Lehmbruck-Museum verantwortlich zeichnet. Kaum ein zweiter Künstler des 20. Jahrhunderts hat sich so nachhaltig mit dem Verhältnis Mensch und Natur auseinandergesetzt wie Moore. Seine künstlerische Phantasie entzündete sich immer wieder neu an Strukturen vorgefundener
Die bis zum 9. August laufende Schau ist nach Angaben der Kuratorin ein Beitrag zum "Jahr der Graphik" in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in dem viele Museen ihre Schatzkammern öffnen und ihren oft einzigartigen und reichen Bestand an Arbeiten auf Papier in den Mittelpunkt stellen. Die ausgestellten Radierungen und Lithographien Moores sind in den Jahren zwischen 1931 und 1977 entstanden. "Die Landschaft ist eine der Quellen meiner Inspiration... Die gesamte Natur ist ein endloser Ausdruck von Formen und Körpern", hatte Moore einmal erklärt. Für ihn war nach eigenen Worten in seiner Kunst "die Wahrhaftigkeit dem Material gegenüber" unerläßlich. Die Art, wie die Natur Stein und Holz bearbeitet, hat Moore nach Angaben der Ausstellungsmacher zeitlebens fasziniert.
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Neben Einzelblättern sind nach den Worten von Bornscheuer auch die selten gezeigten Arbeiten aus den großen Mappenwerken der späten 1960'er und frühen 1970'er Jahren zu sehen, die nach Angaben der Ausstellungsmacher zu den Meisterwerken des Künstlers zählten. Während seine Serien "Elephant Skull Album" und "Stone (Dante Stones)" sehr anschaulich natürliche Formenstrukturen in die Sprache der Kunst übertrugen, wirkt Moores Zyklus "Auden Poems" düsterer und zum Teil nahezu beklemmend.
Während eines Besuches im Lehmbruck-Museum 1965 hatte Moore nach Angaben der Kuratorin "aus Begeisterung über dieses erste Museum moderner Skulptur" dem Haus einen Abzug von jeder seiner zukünftig entstehenden Graphiken versprochen. Der Künstler hielt Wort und widmete von da an jedes neue Blatt in einem Exemplar "for Duisburg". Beim Betrachten dieser Bilder wird deutlich, wie Moore nach dem Sammeln und Ordnen von Fundstücken aus der Natur diese neu begriff, ertastete
Die Grundlagen seines künstlerischen Schaffens beschrieb Moore nach den Worten von Kuratorin Bornscheuer schon zu Beginn seiner Karriere im Jahr 1934. Sein Werk sollte nicht die Realität spiegeln, sondern diejenige künstlerische Vitalität aufweisen, die dem Schönheitsbegriff der Ästhetik entspricht. "Demnach sollten seine Arbeiten weniger rekapitulierend nach der Natur als vielmehr in einem schöpferisch-kreativen Prozess wie die Natur entstehen", betonte die Expertin vor dem Start der Ausstellung. Henry Moore wurde am 30. Juli 1898 in Castleford im englischen Yorkshire geboren und starb am 31. August 1986 in Much Hadham/Hertfordshire.
Das Museum ist dienstags bis samstags von 11 bis 17 und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.lehmbruckmuseum.de
Redaktion: Frank Becker |