Plauderstunde

...über Politik, Küchenlatein und Lore Lorentz

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Konrad Beikircher
Plauderstunde

...über Küchenlügen, andere Ärgernisse
und die herrliche Lore Lorentz


Guten Tag, liebe Musenblätter-Leser, geschätzte Freunde meiner kleinen Plaudereien!

Was war denn noch so in letzter Zeit? Ach ja: ein Bach -Choral ist im vergangenen Jahr um diese Zeit aufgetaucht, nein, eine Fantasie über den Choral „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ und das freut uns natürlich alle sehr, bedeutet es ja auch, daß man die Hoffnung nie ruhen lassen soll.
Herrn Kurt Moll gratulieren wir von ganzem Herzen zum Einundsiebzigsten, ein großes Kompliment an einen der Größten seines Faches und – was mich als Wahlrheinländer ganz besonders freut - eine Umarmung für einen großen Rheinländer! Leven Jung, maach wigger esu, Du häss uns immer Freud jemaht!
Zu den Vorgängen in Italien sag ich weiter nix (doch, ich sag nur: Camping!), es ist wohl so, wie der Corriere geschrieben hat: bis zur Urne wählt der Italiener links, was er dann an der Urne aber vergessen hat. Und einen kleinen Ärger möchte ich noch loswerden: da hat der Sarkozy, der ja eigentlich, wie wir seit einiger Zeit wissen, Sârkozy heißt, weil er Ungar ist, sich den Franzosen so was von an die Backe geschmiert, also widerlich: er schlage vor, daß die französische Küche zum Weltkulturerbe ernannt werden solle – also alle, denen die Geschichte des Kochens und Essens nur ein bißchen geläufig ist, wissen, daß die Franzosen die letzten sind, die auch nur irgendwas in diesem Bereich erfunden haben.
 
Die wahren Künstler und Erfinder in der Küche sind die Chinesen, die Böhmen und die Leute in der Emilia Romagna. Die haben nämlich die Lasagne und alles was sich an die Zunge schmiegt, erfunden, in die Toskana exportiert, von da hat es Katharina de Medici nach Paris mitgenommen und den Franzosen mit dem Kochlöffel gezeigt, daß es auch anders geht – man muß Missionare nicht fressen, man kann sie auch marinieren! Und die Böhminnen erst recht! Die große Lore Lorentz (1920-1994) – in Mährisch-Ostrau aufgewachsen und wenn wir uns in Düsseldorf im Kommödchen trafen, haben wir zwei immer geböhmakelt was das Zeug hält – hat mir erzählt, daß eine ihrer böhmischen Tanten – natürlich eine exzellente Köchin – sie davon abhalten wollte, nach Deutschland zu gehen, was Lore Lorentz ja nach dem Krieg dann trotzdem tat. Ihr Argument war schlagend: „Die Deutschen sind so sauber, daß man vom Fußboden essen kann. Aber, Kind: so schmeckt es auch!“

Also, liebe Freunde meiner kleinen Plaudereien: viel Freude bei den Schwetzinger Festspielen und auf zum Spargelfest: Anfang Mai wohlgemerkt. Ihnen allen nach diesen herrlichen Ostertagen noch einen schönen April  - und auf den Wonnemonat Mai freut sich schon

Ihr Konrad Beikircher


© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2009
Redaktion: Frank Becker