Grüße vom Galgenberg

Vor 95 Jahren starb Christian Morgenstern

von Frank Becker

Galgenberg

Blödem Volke unverständlich
treiben wir des Lebens Spiel.
Gerade das, was unabwendlich,
fruchtet unserm Spott als Ziel.

Magst es Kinder-Rache nennen
an des Daseins tiefem Ernst;
wirst das Leben besser kennen,
wenn du uns verstehen lernst.


Christian Morgenstern




Heute vor 95 Jahren, am 31. März 1914, starb der Dichter der "Galgenlieder", der Vater von Palma Kunkel, des Gingganz, Korfs und Palmstöms. Mondschaf und Huhn, Werwolf und Leu, der Rabe Ralf und das ästhetische Wiesel, das Rehlein und der Zwölf-Elf sind durch seine Schöpfung neben vielen vielen anderen unsterblich geworden. Das lyrische Werk Christian Morgensterns, auch außerhalb seiner grotesken Dichtung, ist unverzichtbarer Teil des deutschen Literatur-Schatzes geworden. Die Auseinandersetzung Morgensterns mit den Widrigkeiten der Bürokratie - denken wir nur an Korfs Schriftwechsel mit der Behörde und an Palmströms fatalen Autounfall - und sein kluger Blick auf die philosophische Tiefe im Kleinen haben Heiterkeit, aber auch einen Gewinn an Weisheit zur Folge. Er hat ein Genre der lyrischen Groteske geschaffen, dem seither viele deutsche Dichter mit stiller Bescheidenheit nachstreben, einige sogar mit Morgenstern-würdigen Dichtungen, beispielhaft seien hier nur Joachim Klinger (aktuell im Grupello Verlag), Peter Paul Althaus (aktuell im Pendragon Verlag), Pogge van Ranken und Wendelin Überzwerch genannt.
Die Lektüre von Morgensterns Lyrik und der seiner Epigonen macht nachdenklich, heiter und lebensfroh. Jeder sollte zumindest Morgensterns Werke auf dem Nachttisch haben.



Fisches Nachtgesang


Christian Morgenstern