Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt




Basilika in Essen-Werden wieder geöffnet

Essen - Rechtzeitig zum 1200. Todestag des heiligen Liudger ist die Basilika von Essen-Werden seit Donnerstag wieder geöffnet und für die Allgemeinheit zugänglich. Nach Angaben eines Bistumssprechers in Essen handelt es sich bei dem Gotteshaus um den letzten großen Kirchenbau der Rheinischen Spätromanik. Liudger, der Gründer des Klosters Werden und erste Bischof von Münster wird als Patron des Bistums verehrt. Die Krypta mit seinen Gebeinen befindet sich in der Basilika. Der Sakralbau aus dem 10. und dem 13. Jahrhundert war während der letzen sechs Monate geschlossen. In dieser Zeit wurde die insgesamt drei Jahre andauernde Generalsanierung abgeschlossen. In die Restaurierung des denkmalgeschützten Gotteshauses investierte das Land NRW nach Angaben des Bistums insgesamt 5,4 Millionen Euro.
 
 
Ausstellung zu James Cook und der Entdeckung der Südsee
 
Bundeskunsthalle in Bonn ist ab August die erste Station der Schau, die auch nach Wien und Bern reisen wird
 
Bonn - "James Cook und die Entdeckung der Südsee" lautet der Titel einer Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn, die sich ab dem 28. August mit den Expeditionsreisen des britischen Seefahrers beschäftigt. Nach Angaben einer Museumssprecherin entstand die bis zum 10. Januar nächsten Jahres laufende Schau in Kooperation mit dem Institut für Ethnologie der Universität Göttingen, dem Kunsthistorischen Museum – Museum für Völkerkunde in Wien und dem Historischen Museum in Bern. Entsprechend wird die Ausstellung im kommenden Jahr auch in Wien und Bern zu sehen sein.
 
Der 1728 geborene Cook wurde durch drei Expeditionsreisen in die damals noch unbekannten Weiten des Pazifischen Ozeans berühmt. Ihm gelang es erstmalig, Neuseeland, Australien und die Inselwelt der Südsee zu kartographieren. Damit vervollständigte er unser neuzeitliches Bild von der Erde und widerlegte die Vorstellung von einem mythischen Südkontinent. Die Ausstellung erzählt mit rund 500 Exponaten von den Reisen des James Cook und seiner Wissenschaftlerteams, die im Zeitalter der europäischen Aufklärung in einer Vielzahl von Disziplinen neue Erkenntnisse beitragen konnte: in Navigation, Astronomie, Naturgeschichte, Philosophie und Kunst. Darüber hinaus haben diese Reisen die Begründung einer neuen Wissenschaft ermöglicht, der Ethnologie.
 
Zum ersten Mal werden in Bonn die von den Cook-Reisen mitgebrachten ethnographischen und naturhistorischen Objekte aus verschiedensten pazifischen Kulturen wieder zusammengeführt, nachdem sie bereits Ende des 18. Jahrhunderts in frühe völker- und naturkundliche Sammlungen in ganz Europa verstreut worden waren. "Viele der kostbaren Federornamente, Holzskulpturen und anderen ozeanischen Artefakte sind kunsthistorisch von unschätzbarem Wert, da Vergleichbares heute in der Südsee nicht mehr zu finden ist", hieß es in der Ankündigung der Ausstellung. Neben den ethnographischen Ausstellungsstücken werden prachtvolle Gemälde und Zeichnungen der mitreisenden Maler präsentiert, die den euphorischen und wißbegierigen Blick der Entdecker auf die exotischen Szenerien der Südsee eingefangen haben. Auch die gezeigten Schiffsmodelle, originalen Seekarten und Navigationsinstrumente machen die Cook-Reisen auf faszinierende Weise wieder lebendig, so die Aussteller.
 
Die Bundeskunsthalle ist dienstags und mittwochs von 10 bis 21 Uhr sowie donnerstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr geöffnet.
 
 
Ausstellung zeigt Antalya aus dem Blickwinkel von alten Reisenden
 
Münster - "Antalya - Aus dem Blickwinkel von alten Reisenden" lautet der Titel einer Ausstellung im Archäologischen Museum der Universität Münster, die vom 9. April an für vier Wochen zu sehen ist. Die Schau macht mit Fotos, Zeichnungen, Stichen und Karten deutlich, dass Antalya schon immer ein begehrtes Urlaubsziel der Deutschen gewesen ist. Reisten im 19. Jahrhundert vornehmlich Gebildete der Kunstschätze wegen in den lykisch-pamphylischen Kulturraum - die heutige Türkische Riviera -, wird die Türkei inzwischen jährlich von circa zwei Millionen deutschen Urlaubern besucht. Die Ausstellung begibt sich anhand ihrer Exponate auf die Spuren der europäischen Reisenden seit dem 10. Jahrhundert nach Christus, hieß es in einer Ankündigung der Universität.
 
"Wir möchten gerne unsere kulturellen Werte mit Deutschland teilen und eine Brückenfunktion für die Kulturen übernehmen", so der türkische Generalkonsul Gürsel Evren zur Intention der Ausstellung. Das Gebiet um die Stadt Antalya ist im Laufe seiner Geschichte zu einem Schmelztiegel verschiedener Kulturen von der griechischen, römischen bis hin zu der osmanischen geworden. Zitate der damaligen Reisenden zeugen in der Ausstellung von den vielfältigen kulturellen Eindrücken die schon damals erfahren wurden.
 
Das Archäologische Museum der Universität Münster am Domplatz 20-22 hat dienstags bis sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Eintritt wird nicht erhoben.


NRW fördert vier Tanzkompagnien mit jährlich 260.000 Euro
 
Düsseldorf - NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinirch Grosse-Brockhoff hat Ende März angekündigt, daß vier Tanzkompagnien in Bonn, Düsseldorf, Köln und Münster in den nächsten drei Jahren mit einer weiteren Spitzenförderung in Höhe rechnen können. Von einer Jury ausgewählt wurden Ben J. Riepe (Düsseldorf), Cocoon Dance (Bonn), Stephanie Thiersch – Mouvoir (Köln) und Samir Akika (Arbeitsschwerpunkt derzeit Münster). Die Spitzenförderung sieht vor, daß diese Kompagnien in den nächsten drei Jahren jährlich jeweils 65.000 Euro zur Unterstützung ihrer Produktionen bekommen.
 
Die erforderlichen Finanzmittel in Höhe von insgesamt 780.000 Euro seien "zusätzliches" Geld, das der bisher gewährten Ensemble- und Projektförderung nicht entzogen wirde, versicherte Grosse-Brockhoff. Nach seinen Worten sollen mit den Geldern neue Akzente gesetzt werden. "Durch einen hohen Förderbetrag und durch verbesserte Planungssicherheit werden Künstlern besondere Entwicklungsmöglichkeiten gegeben, die die künstlerische Qualität und die Attraktivität des zeitgenössischen Bühnentanzes in NRW weiter stärken", gab sich der Kulturstaatssekretär optimistisch.
 
Im Januar hatte er ein neues Konzept zur Förderung des Zeitgenössischen Tanzes an Rhein und Ruhr vorgestellt. Kernpunkte dieses Förderkonzeptes, mit dem das Tanzland NRW seine Schwerpunktförderung ausbauen wird, sind danach die Errichtung einer Tanzagentur am Tanzhaus NRW, mit der die Vermarktung und der internationale Kulturaustausch professionalisiert werden soll, und eine Spitzenförderung für die besten Freien Kompagnien im Lande. Die vier Künstler beziehungsweise Kompagnien, die jetzt mit den neuen Fördergeldern rechnen können, wurden von einer Jury aus insgesamt 24 Bewerbern ausgesucht.
 
 
Dortmunder Museum erinnert an Opfer deutscher Kriegsgerichte
 
Museum für Kunst und Kulturgeschichte präsentiert am dem 4. April die Ausstellung "Was damals Recht war - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht"
 
Dortmund - Unter dem Titel "Was damals Recht war - Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht" erinnert das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund ab dem 4. April an die Opfer deutscher Kriegsgerichte. Erst im Mai 2002 hatte der Deutsche Bundestag die meisten Urteile der Wehrmachtjustiz des Zweiten Weltkrieges aufgehoben. Sieben Jahre nach dieser Entscheidung erinnert die Ausstellung nun bis zum 24. Mai an das Schicksal der Verurteilten. Nach 1945 sei die Mehrzahl der Deutschen den Opfern der Wehrmachtsjustiz noch mit Ablehnung und Feindschaft begegnet, hieß es am Samstag im Vorfeld der Schau.
 
Vielen gelten die Verurteilten bis heute als Verräter oder Feiglinge, hieß es am Freitag vor dem Start der Ausstellung, die mit der Geschichte der Militärjustiz in der Zeit von 1871 bis 1939 beginnt. Schon in dieser Zeit sei die Entwicklung der Militärjustiz von dem durch die preußische Armee geprägten Kaiserreich bis zum NS-Militärstrafrecht als wichtige Waffe im "totalen Krieg" deutlich geworden, so die Veranstalter. Die vom Beirat der "Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas" als Wanderausstellung konzipierte Ausstellung ist für die Präsentation in Bielefeld noch um die Forschungsprojekte über Opfer aus Westfalen und Lippe ergänzt worden. Dazu wurden Biografien von 20 Verurteilten aufgearbeitet. 
 
Zehntausende - deutsche Soldaten und Zivilisten aus nahezu ganz Europa - verloren ihr Leben durch die Entscheidungen der Wehrmachtsgerichte. Die Ausstellung gedenkt der Hingerichteten und erinnert an das Leiden und Sterben Tausender in Strafkompanien, Lagern und Zuchthäusern. Sie informiert zum einen über den Lebenshintergrund der Opfer, aber auch über das System der Militärjustiz und seine Richter. Die Ausstellung zeigt auch deutlich, wie die damalige Kriegsgerichtsbarkeit zum Terrorinstrument der militärischen und politischen Führung wurde. Allein rund 15.000 Deserteure fielen den Todesurteile zum Opfer. In den besetzen Gebieten der Sowjetunion waren Wehrmachtsjuristen indirekt auch für den Tod von Millionen anderer Menschen mitverantwortlich.
 
Den zentralen Bereich der Schau bilden exemplarische Fallgeschichten. Die Schicksale von Soldaten und Zivilisten, Männern und Frauen sind auf Stelen dokumentiert, die sich über die gesamte Präsentation verteilen. So konfrontieren sie den Besucher beim Durchlaufen der Ausstellung auf unterschiedlichen Pfaden immer wieder mit den Lebensläufen der Verurteilten. Die Auswahl der Fallgeschichten verschafft Einblick in die Spruchpraxis der NS-Militärjustiz, sie verdeutlicht auch die Verschärfung und die Willkür der Urteilssprechung.
 

Redaktion: Frank Becker