"Hamlet heute"

Deutschsprachige Theaterszene diskutiert in Düsseldorf

von Andreas Rehnolt
Deutschsprachige Theaterszene
diskutiert "Hamlet heute"
 
Veranstaltung zum diesjährigen Welttheatertag
im Theatermuseum der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf
 
Düsseldorf - Die deutschsprachige Theater- und Kulturszene trifft sich aus Anlaß des diesjährigen Welttheatertages am kommenden Donnerstag zu einer zweitägigen Veranstaltung in Düsseldorf. "H.E.T. - Hamlet. Europa. Transfer" lautet das Motto der Zusammenkunft, die sich mit der Bedeutung und Wirkung des Theaters im gesellschaftlichen Kontext auseinandersetzen will. Erwartet werden Regisseure, Dramaturgen, Wissenschaftler unter anderem aus Zürich, Mainz, Stuttgart und Bremen. Die werden sich auf der Podiumsdiskussion "Hamlet heute - Ein Reflex auf die Krise!?" mit Hamlet und seinen Tendenzen auf den zeitgenössischen Bühnen beschäftigen.
 
Das Staatstheater Stuttgart etwa hat die gesamte Spielzeit unter das Motto "Generation Hamlet" gestellt. Der Regisseur Volker Lösch und die Dramaturgin Beate Seidel geben Auskunft über Idee und künstlerische Konzepte. Ebenso stehen Jan Stephan Schmieding vom Zürcher Schauspielhaus, die Regisseurin Barbara-David Brüesch vom Mainzer Staatstheater und der Schauspieler Peter Lüchinger von der Bremer Shakespeare-Company Rede und Antwort. Die Podiumsdiskussion wird von Vanessa Schormann vom Shakespeare Globe Zentrum Deutschland geleitet und steht allen Interessenten offen.
 
Sowohl in der literarischen wie der theatralischen Rezeption erhält "Hamlet" nach Angaben des Theatermuseums eine Sonderrolle. Mit der ersten deutschsprachigen Konferenz im Rahmen des  internationalen Ausstellungs- und Forschungsprojekts "H.E.T." wird am Welttheatertag selbst ein weiterer Schritt in Richtung länderübergreifende Ausstellung zur Aufführungsgeschichte von Shakespeares "Hamlet" gegangen. Gustaf Gründgens als Hamlet wird der Forschungsbeitrag des Theatermuseums Düsseldorf zu dem internationalen Ausstellungsprojekt gewidmet sein. Noch als Schüler an der Düsseldorfer "Hochschule für Bühnenkunst" stand der gebürtige Düsseldorfer 1920 in der Rolle eines Priesters zum ersten Mal in einer Hamlet-Inszenierung auf der Bühne.
 
1927 dann verkörperte er die Titelrolle in einer Inszenierung an den Hamburger Kammerspielen. Aufsehen erregte seine Gestaltung der Rolle in der Inszenierung Lothar Müthels am Staatlichen Schauspielhaus in Berlin. Trotz anfänglicher Vorbehalte nationalsozialistischer Kulturpolitiker gegen seine "undeutsche" Interpretation der Rolle wurden Gründgens und sein Ensemble nach Österreich und Dänemark eingeladen. Welche persönliche Bedeutung die Rolle für Gründgens hatte, zeigt die Tatsache, daß sein Düsseldorfer "Hamlet" 1949 am Abend seines 50. Geburtstages Premiere hatte.
 
Gründgens´ letzte Inszenierungsarbeit am "Deutschen Schauspielhaus" in Hamburg war Shakespeares großem Drama gewidmet. Wenige Monate vor seinem Tod bekannte er in einem Fernseh-Interview mit Günter Gaus, daß für ihn neben dem "Mephisto" der "Hamlet" seine wichtigste Rolle war. Im Thema "Gustaf Gründgens als Hamlet" spiegelt sich sowohl die über Düsseldorf hinausreichende nationale, wie auch internationale Perspektive des Gesamtprojektes. Inszenierungen in Berlin, Düsseldorf und Hamburg sowie ihre Rezeption im europäischen Ausland geben ein Beispiel für den internationalen Austausch von künstlerischen Ideen und Konzeptionen und für die gegenseitige Wahrnehmung und Beeinflussung unter den Theaterkulturen, hieß es im Vorfeld des Treffens. 
 
Der Welttheatertag findet jährlich am 27. März statt. Er wurde vom Internationalen Theaterinstitut initiiert und ist seit 1961 jährlicher Anlaß, auf Bedeutung und Wirkung des Theaters im Kontext gesellschaftlicher Tendenzen hinzuweisen und an das internationale Phänomen der Bühnenkunst zu erinnern. Das Internationale Theaterinstitut in Berlin ist unter anderem Partner des Gesamtprojektes "H.E.T."