Vogelîn

von Ruth Velser

Foto © Frank Becker

Vogelîn


Wer spricht mit in meiner Stimme
Wer bewegt sich mit in meinen Armen und Beinen
Wer denkt und träumt und tummelt sich in meinem Kopf
Wer hat früh die Fäden gezogen
Liegt längst unter der Erde
Ihre Hände halten das Kreuz über mich
Und brechen es nach Belieben
Vorzugsweise in der Nacht
Zeigen sie mir ihr Totengesicht
In der Regel essen sie unerkannt
Von meinem Teller
Ebensogut könnte ich sie
Mit weltlichen Speisen versorgen
In den Wind und den Regen und die Sonne spucken
Und ein Tier über den Winter bringen


Ruth Velser

© Ruth Velser - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2009