Vom spielerischen Umgang mit dem Tod

Ulf Nilsson (Text), Eva Eriksson (Illustrationen) Die besten Beerdigungen der Welt

von Jürgen Kasten
Die besten Beerdigungen der Welt
Ulf Nilsson – Eva Eriksson
 
Die Urgroßmutter ist gestorben. In der Familie wird diskutiert, ob man die Urenkel, 3 Jahre alt, mit zur Beerdigung nehmen soll. Sie kommen mit und sie fragen, wo die Oma denn eigentlich jetzt ist. Sie wollen Antworten und sie bekommen sie. Anschließend werfen sie begeistert kleine Blumengebinde in das offene Grab.
Ist das Thema „Tod“ und „Beerdigung“  geeignet, um darüber mit kleinen Kindern zu sprechen? Aber ja doch! Wir alle wissen, daß der Tod zum Leben dazu gehört. Doch wie soll man sich dem Thema nähern, ohne die Kinder zu verschrecken, wie es ihnen begreiflich machen? Die Antwort findet sich in diesem herrlichen Kinderbuch, empfohlen ab fünf Jahre. Die Schweden Ulf Nilsson, verantwortlich für den Text, und Eva Eriksson, die dazu rührende Bilder schuf, haben es erdacht.
Sie gingen von der Grundidee aus, daß Kinder ständig mit dem Tod konfrontiert werden. Nicht mit dem von Menschen; aber von Tieren. Angefangen vom Häschen, Hamster oder Meerschweinchen, bis hin zu Kleinstlebewesen wie Fliegen, Hummeln, Ameisen etc.
 
Ester und der kleine Icherzähler haben Langeweile. Sie finden eine tote Hummel, sind traurig und gleichzeitig glücklich, denn endlich passiert was.
Sie gehen durch ihren geheimen Gang in den Wald und beerdigen das Tier. Es gibt noch viele tote Tiere, um die sich niemand kümmert, kommt ihnen in den Sinn. Sie gründen die Beerdigungen AG. Ester ist für die Organisation und das Graben zuständig, der Erzähler für die Trauergedichte und der kleine Putte für das Weinen. Ester telefoniert bei den Nachbarn herum. Einer hat einen toten Hamster namens Nuffe. Für 10 Kronen soll er eine tolle Beerdigung bekommen.
 
Jetzt kommt der kalte Winter her,
Lieber Nuffe, wir danken dir sehr,
Danke für alles, trallalala.“
 
Am Ende des Tages ist die Lichtung hinter dem geheimen Gang im Wald mit Grabstätten übersät. Allerhand Tiere wurden in phantasievoll bemalte Holzkästchen gebettet, vergraben, mit einem kleinen Kreuz und Blumen bedacht und allen ein eigenes Gedicht gewidmet.
 
„Das Leben ist lang, und kurz ist der Tod.
Sterben dauert nicht lange.
Dann wachsen Gras und Moos
Und die Blumen blühen am Grab.
Alles wird still …“

 

„Am nächsten Tag machten wir dann etwas ganz anderes.“ So endet das Buch.
Völlig unsentimental wird hier über den Tod erzählt und Beerdigungen zelebriert. Und das mit einer kindlichen Respektlosigkeit, das dem Ganzen jedes Mystische nimmt. Ja – es wie im wirklichen Leben zum Alltäglichen macht, das uns eben ständig umgibt und mit dem deshalb auch umgegangen werden muß. Tun Sie es endlich. Es genügt nicht, ihren Kindern das Wunder der Menschwerdung nahe zu bringen, auch das Ende gehört zu Ihren Aufklärungspflichten. Ich hatte beim Lesen und Betrachten dieses Büchleins Tränen in den Augen, denn es ist wahrlich zum Totlachen (bitte nicht wörtlich nehmen).
Die Erstveröffentlichung erschien 2006. Für den Deutschen Jugendliteraturpreis wurde es 2007 nominiert und nun liegt mir hier bereits die 8. Auflage vor. Das besagt doch eigentlich schon alles.
Beispielbild

Ulf Nilsson (Text), Eva Eriksson (Illustrationen)
Die besten Beerdigungen der Welt
 
Aus dem Schwedischen von Ole Könnecke
 
© 2006 Moritz Verlag, Frankfurt am Main (8. Auflage, 2008)
 
40 Seiten, Pappband, Fadenheftung
Format 21,6 x 21,8 cm
€ 12,80 (D), € 13,20 (A), Fr. 21,80
ISBN: 3-89565-174-5
 
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