Limpe Fuchs Solo

Klangperformance auf Holz, Stein und Messing, mit Schlagzeug, Kavier und Geige

von Frank Becker

Klang und Konzept

Limpe Fuchs mit einer Solo- Performance in der

Wuppertaler "Bandfabrik"



Ein Abend mit Limpe Fuchs ist mehr als ein Konzert. Auch die Vokabel "Klangperformance" ist im Grunde nicht ausreichend, um einen Auftritt der Ikone avantgardistischer zeitgenössischer und

Foto © Frank Becker
onomatopoetischer Musik und Klänge zu beschreiben. Nur selten kann sich ein Künstler in so intensiver Form und Präsenz vermitteln, wie es diese Frau
seit 40 Jahren tut. Seit den 60er Fluxus-Jahren erregt sie als Komponistin und mit ihren legendären Konzerten und Klangperformances Aufsehen, in den 70ern trat sie mit dem Jahrhundertpianisten Friedrich Gulda (1930-2000) auf und in den 80ern mit dem Posaunisten Albert Mangelsdorff (1928-2005), einem der besten der Jazz-Geschichte.

Nach zwei Jahren gastierte die sympathische Künstlerin wieder einmal in Nordrhein-Westfalen, genauer: in der Wuppertaler "Bandfabrik", in der auch ihr letztes Konzert hier zu erleben war. Sobald die kleine, drahtige Frau in ausgebeulter Cordhose und verschossener Strickjacke (eine Jacke mit viel Geschichte), die krausen Locken wild das freundliche Gesicht umrahmend die Szene betritt, bekommt man eine Ahnung davon,

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daß hier gleich etwas Besonderes geschehen wird - und man das Privileg hat, daran teilzunehmen.
Dem Auftakt mit Kesselpauke und Schlagzeug + Stimme folgt die erste Stimmungssequenz mit dem schwingenden Klangpendel, einer an einer Klaviersaite im Zentrum einer großen Trommel aufgehängten gebogenen massiven Schmiede-Messingstange von 1,30 m Länge. Mit Holz, Stein, Messing oder gummibezogenem Metallstab angeschlagen, mit dem Kontrabaß- oder Geigenbogen gestrichen übergießt diese Kombination aus Schwingungen des Drahtes, Trommelfells und Metallkörper den Zuhörer mit einer harmonischen Flut wohltönender Klänge. Mißklänge treten, notabene, nicht auf, zu edel sind Materialien und Behandlung. Bisweilen wird ein großer Kristall unter die Konstruktion geschoben, der bei Berührung mit dem Pendel diesem geradezu ätherische Klänge vermittelt.

In das Schwingen hinein greift Limpe Fuchs zur Violine, streicht den Draht und die Violinsaiten, sorgt mit leichtem Steuern der Töne mit den Fingerspitzen und des Pendels für eine gewisse Koordination, die sich mit dem Zufallsprinzip der nicht kontrollierbaren Bewegungen des gebogenen

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Messingpendels zu einer entrückenden Sinfonie vereinigt, welche die Zeit vergessen läßt.
Wie weiland aus der elektronischen Klangküche des WDR in den besten Zeiten des Studios für Elektronische Musik, der "Mutter aller Studios"  zaubert Limpe eine Melange aus Synthesizer-Loops und dem Pianoforte des Bandfabrik, spielt auf dem krummen Dielenboden des Raumes mit Hölzern eine Klötzchen-Kakophonie und läßt eine unregelmäßige Eichenholz-Kugel mit Grollen rollen wie der ferne Donner in Popol Vuhs "In den Gärten Pharaos".

Stein reibt klangvoll auf Stein, wieder streicht der Bogen den Klangpendel-Draht, ertönt die Stimme
Limpes schamanenhaft wie aus unergründlicher Tiefe. Das ist unaufdringliche Faszination, pure Klang-Ästhetik, einzigartig und mit tiefem Ernst, jedoch dabei nicht ohne augenzwinkernden Humor vorgetragen.  Für den Sommer ist ein weiteres Konzert in Köln geplant. Einzelheiten können noch nicht genannt werden, jedoch haben die Musenblätter Informationen über eine möglich Kooperation mit dem namhaft besetzten Freejazz-Trio "Gorilla Moon"  aus Nordrhein-Westfalen. Wir werden berichten, sobald Termin und Programm feststehen.


CD-Hörtip:  Limpe Fuchs - "pianobody 2002" - erschienen beim englischen Label "Seven legged Spiders & Co."

Foto © Frank Becker












Weitere Informationen unter: www.limpefuchs.de und www.sevenleggedspiders.co.uk