Mord und Nachschlag

Autorenlesung im Wupperetaler REx-Theater

von Jürgen Kasten

Bildunterschrift
Mord & Nachschlag
Krimilesung im Rex-Theater Wuppertal
Drei Wuppertaler Autoren machen Krimis schmackhaft
 
Zum Leidwesen der Autoren, zur Freude der Zuhörer war der gemütliche kleine Saal des Rex-Theaters bei der Autorenlesung dreier Kriminalschriftsteller kaum zur Hälfte gefüllt, denn so konnten sich alle ohne Gedränge an den angebotenen Appetithäppchen bedienen. Das Konzept des Oktober-Verlages „Krimis mit Rezepten“ kam damit zumindest an diesem 5. Februar 2009 zur Verwirklichung. Aus drei Kriminalromanen wurde gelesen. Orte der Handlungen waren Norwegen, die Provence und Wuppertal. Entsprechend die dargereichten Leckereien: Lachshäppchen als Vorspeise, Pizza alla Provence (vom örtlichen Italiener) und eine thailändische Spezialität zum Nachtisch. Wieso Thailand? Nun – „Rubine im Zwielicht“, Erstlingsroman des Hörspielautors und Lyrikers Dieter Jandt spielt nicht nur in Wuppertal, sondern auch andernorts. Die Rubine, deren sich Möchtegern-Kriminalreporter Wagner bemächtigt, nachdem dessen Vorbesitzer in der Schwebebahn erschossen wird, sind thailändische Schmuggelware. Wagner gerät in mächtige Bredouille. Er will unbedingt auf eigene Faust recherchieren. Nicht nur um seiner Chefredakteurin zu imponieren, auch eine thailändische Schönheit namens Nok hat es ihm angetan.  Damit kommt er natürlich einigen dunklen Herren ins Gehege und der Polizei sowieso.
Dieter Jandt wählte Vorlesepassagen, die das Drama andeuteten, wobei der „fliegende Boxer“ eines korrupten Kriminalbeamten für herzhaftes Lachen der Zuhörer sorgte. Akzentuiert, mit leichter Ironie, ganz dem Duktus des Romans folgend, machte Dieter Jandts Vortrag neugierig auf die ganze Geschichte.
 
Ulrich Land moderierte den Abend. Seine unverwechselbare Radiostimme (auch er durch vielfache Hörspiele und Radioessays bekannt) führte uns in den hohen Norden, dort wo die felsenvorgelagerte Küste Norwegens am gefährlichsten ist, Leuchtfeuer und Radar deshalb überlebenswichtig. Die dramatische Eingangsszene erinnerte an den Untergang der Titanic. Die drastisch dargebotene Kopulation zweier alter Fischersleute inmitten verendender Fischleiber rief bei den Zuhörern offene Lacher hervor. Damit kein falsches Bild entstehe, denn die gelesenen Sexszenen sind nur ein pikantes Detail des Romans, schob Ulrich Land noch eine poetische Passage nach; Sonnenuntergang vor langer Polarnacht.
 
Jost Baum, hauptberuflich Lehrer in der Erwachsenenbildung, ist gleichwohl vielfach literarisch tätig. Unter anderem schrieb er bereits mehrere Kriminalromane. Hier las er aus „Picasso sehen und sterben“, für einige Zuhörer leider zu schnell, was das Erfassen der vielschichtigen Erzählung um Kommissar Arnoult erschwerte. Arnoult ist auch Maler und Kunstkenner und hat sich um einen verschwundenen „Picasso“ zu kümmern, der sich im Erbe des millionenschweren Heroult befand. Die Spuren führen zurück bis zu Zeiten des leidigen Vichy-Regimes.
Der komplette Roman wird demnächst an dieser Stelle besprochen.
„Rubine im Zwielicht“ von Dieter Jandt und „Der Letzte macht das Licht aus“ von Ulrich Land wurden bereits in den Musenblättern rezensiert.
 
Roland Tauber, Oktober-Verlag, bestätigte die These, daß unzählige Krimis mit Lokalkolorit den

Foto © Jürgen Kasten - v.l.n.r: Ulrich Land, Dieter Jandt, Jost Baum
Markt überschwemmen. Nach der Annahme von Jost Baums Manuskript kam er daher auf die Idee, die gewählten Handlungsorte mit regionalen Rezepten zu verknüpfen. So entstand die Reihe „Mord & Nachschlag“. Laut Tauber ist dieses Konzept zufriedenstellend aufgegangen und wird fortgesetzt.
 
Der Komponist Thomas Beimel untermalte die Lesung mit seiner Bratsche, verzichtete dabei auf eingängige Melodien, setzte vielmehr die Lesepassagen mit spontanen Klangfolgen fort, was ihm zustimmenden Zwischenapplaus einbrachte.
Ein insgesamt interessanter Leseabend. Man hätte sich mehr Zuhörer gewünscht.

Weitere Informationen unter:
www.oktoberverlag.de