"Grosses Ey, wir loben dich ...."

Ausstellung über die legendäre Düsseldorfer Kunsthändlerin Johanna Ey im Stadtmuseum der NRW-Landeshauptstadt

von Andreas Rehnolt
"Grosses Ey, wir loben dich ...."
 
Ausstellung über die legendäre Düsseldorfer Kunsthändlerin Johanna Ey im Stadtmuseum der NRW-Landeshauptstadt
 

Düsseldorf - "Grosses Ey, wir loben dich. Ey, wir preisen deine Stärke, vor dir zeigt das Rheinland sich und kauft gern und billig deine Werke." Kein geringerer als der Maler, Bildhauer, Zeichner und Dichter Max Ernst hat diese Verse geschrieben und sie Johanna Ey gewidmet, der legendären Düsseldorfer Kunsthändlerin, die in den Jahren zwischen 1907 und 1932 jungen Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie ebenso wie jungen Malern und Bildhauern als Mäzenin und Sammlerin zur Seite stand. Das Düsseldorfer Stadtmuseum würdigt die liebevoll "Mutter Ey" genannte Kunsthändlerin seit heute mit einer großen Ausstellung, die insgesamt 100 Portraits der resoluten Frau zeigt.
 
Dazu sind zahlreiche Briefe, Fotos, eine Biografie, Zeitungsartikel und ein von Marlene Streeruwitz geschriebener Roman ausgestellt, den die Autorin aus der Perspektive von Johanna Ey, quasi "als schriftliches Portrait" verfaßt hat. Die aus einfachsten Verhältnissen stammende Frau kam im Alter von 18 Jahren zum ersten Mal nach Düsseldorf. Sie brachte zwölf Kinder zur Welt, von denen acht früh starben. 1907 machte sie eine kleine Backwarenhandlung in der Nähe der Düsseldorfer Kunstakademie auf. "Jungen Akademiestudenten gewährte sie Kredit. Für Künstler und Mitglieder des Stadttheaters richtete sie einen Mittagstisch ein", berichtet Museumsleiterin Susanne Anna am Freitag.
 
1917 eröffnete Johanna Ey dann einen kleinen Laden am Hindenburgwall, der sich schnell zum Treffpunkt von Schauspielern, Journalisten, Musikern und vor allem Malern entwickelte. Dort stellte sie zunächst Bilder der Düsseldorfer Malerschule aus, später wurde ihre Galerie unter dem Namen „Junge Kunst“ bekannt - Frau Ey dann zum Mittelpunkt der Künstlergruppe „Das Junge Rheinland“. Mit den allermeisten Künstlern war die Kunsthändlerin befreundet. Sie gab Portraits von sich in Auftrag und entlohnte die Maler dafür, die das Geld dringend brauchten. "Johanna Ey war keine Intellektuelle und hat auch nicht gut schreiben können. Aber sie hatte eine riesige Portion Mütterlichkeit", betont Museumschefin Anna vor dem Start der bis zum 10. Mai laufenden Schau.
 
In Portraits und Gruppenbildern zahlreicher Maler - darunter etwa Otto Dix, Gert Heinrich Wollheim, Otto Pankok, Bernhard Sopher, Arhur Kaufmann und Karl Schwesig - wurde die kleine und dralle Kunsthändlerin als "meistgemalte Frau Deutschlands" berühmt, erzählt Anna. Nach den Worten der Museumschefin ist Johanna Ey so was wie die "Museumsheilige" des Stadtmuseums. Die ausgestellten Bilder von "Mutter Ey" stammen allesamt aus dem eigenen Bestand des Hauses, erklärt Anna stolz. Während ihr Museum 100 Portraits der Kunstsammlerin habe, gebe es in der renommierten Kunstsammlung NRW nur ein einziges Bild von ihr, das der Maler Otto Dix geschaffen hat. "Sie selbst hat nicht viel von sich erzählt oder aufgeschrieben. Aber sie war sicherlich selbstbewußt, offenbar naiv und schlau zugleich", meint Anna.
 
Für die Autorin Marlene Streeruwitz war die "Mutter Courage der Moderne", wie sie von einigen Malerfreunden auch genannt wurde, "ein Mädel, das sich heraufgearbeitet hat aus der Arbeiterklasse und das mit allen Rauheiten des Lebens konfrontiert wurde." Auf den Bildern und Fotos wirkt sie oftmals streng. "Man mußte sich die Ey sicherlich erobern als Künstler. Aber wem das gelang, dem war sie dann aber auch ein wirklicher Kumpel", sagt Streeruwitz, deren Roman als Auftragsproduktion fürs Museum entstand, aber bald als Buch im Düsseldorfer Droste-Verlag erscheinen wird. 1926 zeigte Johanna Ey in Ausstellungen Bilder auch von Max Ernst, Paul Klee und Pablo Picasso.
 
Ihre Galerie wird in den Folgejahren so etwas wie ein Durchlauferhitzer für junge Künstler, denen sie immer hilft. Doch 1933 - im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten kommt es wegen hoher Mietrückstände zur Zwangsräumung ihrer Galerie. Zwei Jahre vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs flieht sie - schon 79 Jahre alt - vor den Bombenangriffen nach Mayen und später nach Reinbek. 1946 kehrt sie nach Düsseldorf zurück, wo man sie zur Ehrenbürgerin ernennt. Am 27. August 1947 stirbt "Mutter Ey". Sie ist in einem Ehrengrab auf dem Nordfriedhof der NRW-Landeshauptstadt bestattet. "Obwohl wenig persönliches über sie bekannt ist, Legenden, Märchen und Erzählungen über sie gibt es zu Hauf. Die Legendenbildung ist für das Verständnis der Ey ganz wichtig", meint die Direktorin des Stadtmuseums.
 
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.