Glückliche Witwen

Fanny Müller und Susanne Fischer - "Stadt Land Mord"

von Jürgen Kasten
...sind des Hasen Tod

„Ein köstlicher Krimi-Jux auf Kosten der Männer“, schrieb „Brigitte“. Liebe Brigitte, da hast Du aber etwas mißverstanden:
Ein stattlicher Mann in den besten Jahren wird von seiner Ehefrau als „braungebrannter Schmierlappen“ tituliert. Seine zweite Ehefrau meint, er sei in der Ehelotterie der Trostpreis gewesen. Jawoll, dieser bedauernswerte Mensch war mit zwei Frauen verheiratet, mindestens, und zwar gleichzeitig. Nun liegt er mit eingeschlagenem Schädel in einem Motel in Bargteheide, und das ist wahrscheinlich das Beste, was ihm unter diesen Umständen passieren konnte.

Liebe Brigitte, dieses Buch ist kein Jux, sondern ein Angriff auf die männliche Psyche. Irene und Marie-Luise, die glücklichen Witwen, befinden sich ebenfalls in ihren „besten Jahren“ (bezeichnet dieser Lebensabschnitt den Beginn der Midlife-crisis?) und legen ihr Leben in Form eines Briefwechsels dar.
Zunächst tasten sie sich vorsichtig und distanziert ab. Nachdem geklärt ist, daß sie tatsächlich mit demselben Mann verheiratet waren, versuchen sie daraus doppelt Kapital zu schlagen. Stellen sodann fest, daß sie sich persönlich kennen, und zwar seit der Schulzeit. Von da ab gibt es kein Halten mehr. Ihre Briefwechsel werden immer intimer, bis sie zum überraschenden Finale hin doch noch persönlich zusammen kommen und gemeinsam den letzten großen Coup im Hamburger Hafen durchführen. Damit ist die Schlacht geschlagen und dem weiteren lustigen Witwendasein steht nichts mehr im Wege.
 
Fanny Müller und Susanne Fischer, alias Irene Todtenhaupt und Marie-Luise Fleischmann, legen hier einen Roman in Form eines fiktiven Briefwechsels vor, der satirischer nicht sein kann.
Das Buch ist schon etwas älter. Die Erstausgabe erschien bereits 1996 im Tiamat Verlag Klaus Bittermann. Und auch als Fischer Taschenbuch hatte es bereits seine Zeit. Das ist gut so, denn nun sind die Autorinnen ebenfalls im vorgerückten Alter, äh pardon, meine etwas älter und damit vielleicht ein bißchen weniger verrückt. Das ist aber liebevoll gemeint, denn so herrlich schnodderig und mit abstrusen Einfällen gespickt, können nur Fanny Müller und ihre Koautorin schreiben. Die Männer allgemein und OW (Otto alias Werner) insbesondere, werden so gnadenlos nieder- und lächerlich gemacht, daß man sich fast schämt, zu dieser Spezies zu gehören. Nicht lachen, meine Damen, auch Sie bekommen mehr als ihr Fett ab.

Eine bitterböse, gleichwohl vergnügliche Abrechnung mit  ländlicher Provinzialität und großstädtischem Gehabe erwartet den Leser. Da wird jeder gleichermaßen bedient, somit eignet sich dieser Lesestoff für alle, außer für Kinder, denn es wird doch ein bißchen zu oft von gurkenförmigen Dildos und anderen Haushaltsgeräten gesprochen.
 
Fanny Müller lebt als freie Autorin in der Großstadt Hamburg, schreibt für verschiedene Zeitschriften und bekam 2005 den „Ben-Witter-Preis“ der „Zeit“. Ihr Gesamtwerk wird von „Zweitausendeins“ verlegt. Susanne Fischer lebt als Autorin und Mitarbeiterin der „Arno-Schmidt-Stiftung Bargfeld“ im ländlichen Niedersachsen.
Beispielbild

Umschlagbild von Andy Wildi

 

Fanny Müller und Susanne Fischer
Stadt Land Mord
 
Haffmans Verlag bei Zweitausendeins
1.Auflage, Frühling 2007
 
Kartoniert, fester Einband, 153 Seiten
ISBN 978-3-86150-572-3
 
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