Silvesterbräuche haben eine lange Tradition

Ein Feature

von Andreas Rehnolt mit Beiträgen von Frank Becker

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Lärm soll böse Geister vertreiben
 
Feuerwerk, Silvesterfeiern und Neujahrsbräuche
haben eine lange Tradition
 

In der letzten Nacht des alten Jahres pflegen fast alle Nationen ihre traditionellen Silvesterbräuche. An Silvester und Neujahr sind unzählige Glücksbringer im Einsatz. Hufeisen, vierblättrige Kleeblätter, Brezeln, Schweinchen, Marienkäfer, Fliegenpilze, der Würfel mit der Sechs und kleine Schornsteinfeger sind Symbole, die seit Jahrhunderten das Glück für das neue Jahr beschwören sollen. Die weit verbreiteten, lärmenden Neujahrs-Bräuche dienen dazu, Dämonen und böse Mächte zu vertreiben und sie vom neuen Jahr fernzuhalten.
 
Feuerwerk und gute Vorsätze

Zum Neujahrsfest gehört in vielen Ländern auch ein Feuerwerk - und das vereinzelt schon seit dem späten Mittelalter, wissen Pyrotechnik-Experten zu berichten. Zur ersten Blüte gelangte die

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Pyrotechnik in Europa zur Zeit der Renaissance. Ludwig XIV war im barocken 18. Jahrhundert für seine gigantischen Feuerwerks-Spektakel berühmt. Der Lärm sollte seit jeher die bösen Geister verjagen.
 
In der "Nacht der guten Wünsche" (und der guten Vorsätze) stehen auch besondere Speisen und Getränke bereit, die zur Beeinflussung des Schicksals eingesetzt werden. In ihrem Buch "Feste und Bräuche" berichtet Sybil Gräfin Schönfeld davon, daß die Erbsensuppe in vielen Familien bis heute als klassisches Silvestergericht gilt, das Reichtum und Segen bringen soll. Beliebt sind auch Karpfen, Krapfen, Glückstorten aus Reis, Glückskuchen mit eingebackenen Geldmünzen oder Brezeln als Symbole der Unendlichkeit und Verbundenheit. Auch Neujahrskranz und Zopfbrot haben sich bis heute als Mitbringsel für die letzte Nacht des Jahres gehalten. Ihre Formen beschwören einen magischen Schutz gegen Unheil und Dämonen.
 
 
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Weinbeeren, Bleigießen und Marzipanschwein

In Spanien verschlingt man in der Neujahrsnacht zwischen den zwölf Stundenschlägen der Kirchturmuhren zwölf Weinbeeren, für jeden Monat eine, um das Glück für das ganze Jahr zu beschwören. In Italien wird um Mitternacht Geschirr auf die Straße geworfen. In Österreich wird ein kunstvoll verzierter Schweinskopf serviert und in Deutschland gibt es Silvesterkrapfen und entweder den Silvesterpunsch oder die legendäre Feuerzangenbowle. Das Bleigießen, dessen Tradition Jahrhunderte weit zurückzuführen ist, soll einen Blick in die Zukunft erlauben. 
 
Beliebt sind allerorten traditionelle Glücksbringer. Das heute übliche Glücksschwein aus Marzipan erinnere an den Wilden Eber, der als heiliges Tier der germanischen Götter verehrt wurde, erklären Brauchtumsforscher. Das Hufeisen soll von Wotans Pferd stammen und das vierblättrige Kleeblatt schließlich ist Glück verheißend, weil es alles gewünschte oder erhoffte Gute für das kommende Jahr vervierfacht.
Verabschieden wir uns vom alten Jahr mit einem soliden Punsch-Rezept in Verse gefaßt immerhin von einem Militär-Medicus:

Punschlied

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Vier Elemente,
Innig gesellt,
Bilden das Leben,
Bauen die Welt.

Preßt der Zitrone
Saftigen Stern!
Herb ist des Lebens
Innerster Kern.

Jetzt mit des Zuckers
Linderndem Saft
Zähmet die herbe
Brennende Kraft!
 
Gießet des Wassers
Sprudelnden Schwall!
Wasser umfänget
Ruhig das All.

Tropfen des Geistes
Gießet hinein!
Leben dem Leben
Gibt er allein.

Eh es verdüftet
Schöpfet es schnell!
Nur wenn er glühet,
Labet der Quell.

Friedrich von Schiller (1759-1805)


Redaktion: Frank Becker