Serdar Somuncu legt sich mit der (zumindest mit dem Teil, der „Bild“ liest und „Bild“ macht)
Doch für alle Sünden, Fehler und Unkorrektheiten, die der Neusser Schauspieler und Kabarettist vielleicht an diesem Abend noch begehen würde, für alle heftigen Beleidigungen, die er in seiner Vergangenheit eventuell einmal unbedacht oder bedacht ausgestoßen haben mag und sogar für seine eigentlich unverzeihlich grauenhafte Garderobe verschafft er sich eingangs seines Bild-Zeitungs-Lese-Abends, gestern im Wuppertaler Rex-Theater, Ablaß. Es ist die dezidierte Schelte gegen einige Herren seiner Branche, mit der er sich Luft macht und mir und dem überwiegenden Teil des Publikums aus dem Herzen spricht. Wen es traf, will ich hier gerne in aller Genüsslichkeit an zwei Beispielen ausbreiten. Das ist zum einen der unerträgliche, weder intelligente noch auch nur annähernd komische Hilfs-Berliner Mario Barth, ein widerwärtiger Unsympath und Frauen-Verachter, missbräuchlicher Benutzer der deutschen Sprache, den jeder ehrenhafte Komiker und Kabarettist als Beleidigung seines Standes empfinden muß. Somuncu hat ihn durchschaut und legt offen: Barth tue so, als spiele er den Sexisten, meine es nicht wirklich so. „Doch er meint das so!“ Somuncu liegt damit gewiß richtig, wenn er auch auf der selben „Platt“-form seine Haut zu Markte getragen hat wie Barth – dem Pro 7 Quatsch Comedy Club. Und dann ist da der überhebliche, auf seine Art nicht weniger widerwärtige Harald Schmidt, als Schauspieler eine Knallcharge (nie sah ich einen schlechteren Lucky im „Godot“), als Spätabend-Schwätzer Quotenbringer im Fernsehen, der ohne seine Wasserträger keinen Tag überleben könnte. Somuncu fällt über Schmidt her wie ein entfesselter Bullterrier - wir werden das an späterer Stelle wieder erleben – und röhrt ihm Wahrheiten entgegen: daß er sich in grenzenloser Arroganz für einzig intelligent halte, seine Zuhörer jedoch für dumm und sie folglich verachte. Es gibt auch noch andere, die seine ganze Abneigung zu spüren bekommen, so die „Personifizierung des Nichts“ – Johannes B. Kerner. Somuncu erschreckt sein Publikum, bereitet es auf weitere Gefühls- und Meinungsausbrüche vor. Denn jetzt nimmt sich der „Quoten-Kanake“ die Bild-Zeitung des Tages zur Brust, bis zu diesem Augenblick zwar nicht notariell, doch von Wolfgang Luhmer in einem blickdichten Kuvert verschlossen. Er hat das „Organ des Anti-Strukturellen“ noch nicht gesehen, agiert aus dem Stegreif. Es ist schon
Was gibt es noch zu berichten im „Land der Weltmeister“? Ein wenig enttäuscht blättert unser kritikwilliger Leser herum, doch die Bild gibt heute nicht viel her. Dann ein Aufschrei: auf Seite 4 zitiert Bild – Serdar Somuncu! „Das tun die mit Absicht. Die wollen mich fertig machen!“. Aber dann: „Der letzte Schumi“. Nun muß Ex-"Schumi 2" Ralf mit dem Privatleben ran, wo Michael abgetreten ist. Und wer redetet im Interview am Tag der Frau? Der Mann. Na ja, gestern war immerhin Cora auf mehreren Seiten mit ihren Vorzügen dran: „Thema bis hin zum Kommentar von Franz Josef Wagner - ihre Titten“. Beim Exkurs über die Geschichte der Bild, mit Heinrich Bölls „Katharina Blum“ und Günter Wallraffs „Heinz Esser“, sowie der Feststellung, dass sich der rote Oskar Lafontaine als Kolumnist von Bild hat kaufen lassen, erfährt man auch, daß sich das Blatt einige sehr ehrenwerte Grundsätze gegeben hat. Das sollte man nicht außer Acht lassen. Dahingegen gab es 2006 immerhin 106 Rügen vom Deutschen Presserat – mit 16 (!) folgt weit abgeschlagen auf Platz 2 die Zeitschrift „Coupé“. |