"Noch ein Jahr bis Monet"

Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum plant die erste umfassende Monet-Ausstellung in Deutschland - und gleichzeitig die vermutlich weltgrößte

von Andreas Rehnolt und Frank Becker
Monet-Ausstellung schafft "blühenden Winter" 2009/10 in Wuppertal

Von-der-Heydt-Museum bereitet die weltweit bislang umfassendste Ausstellung zum Werk des französischen Impressionisten vor


Wuppertal
- "Es wird eine außergewöhnlich große Überblicksausstellung zum Werk von Claude

Claude Monet - "Impression soleil levant" - (Das bleibt wohl in Paris)
...oder vielleicht doch nicht?
Monet. Seit Menschengedenken hat es keine so umfassende, große Schau über den bedeutendsten Impressionisten gegeben."
Der seit zwei Jahren als Direktor des Von-der-Heydt-Museums in Wuppertal wirkende Dr. Gerhard Finckh berichtete am Donnerstag vor der Presse mit berechtigtem Stolz über die für das kommende Jahr terminierte Monet-Ausstellung in seinem Haus. Ein gutes Jahr wird es noch dauern, doch die Vorbereitungen laufen bereits unter Hochdruck. Vom 11. Oktober 2009 bis zum 28. Februar 2010 sollen bis zu 100 zumeist großformatige Werke des französischen Malers in Wuppertal zu sehen sein - zur Ergänzung Werke seiner Freunde und Wegbegleiter. Dazu zählen Renoir, Pissarro, Sisley Cézanne, Manet, Guillaumin, Caillebotte u.a.m.. Die meisten Monet-Exponate - darunter auch etliche der berühmten Seerosenbilder - leiht das Pariser Musée Marmottan Monet an das Wuppertaler Museum aus. Es erhält dafür im Gegenzug 45 Bilder aus der umfangreichen Expressionismus-Sammlung des Von-der-Heydt-Museums und kann damit zur gleichen Zeit in Paris die erste große Ausstellung deutscher Expressionisten in Frankreich überhaupt zeigen. Auch das Musée d´Orsay steht als Leihgeber bereits fest.

Großzügige Unterstützung durch die Jackstädt-Stiftung

Erstmals wird über bekannte Teilaspekte hinaus das Gesamtwerk dieses großen Meisters der Moderne (1848-1926) ausgelotet, betonte Finckh. So könnten die "verschiedensten Verbindungen und geheimen Beziehungen zwischen den Bildern neu erfahren werden", sagte der Museumschef.

v.l.: OB Peter Jung, Marianne Delafond, Dr. Gerhard Finkch,
Lore Jackstädt, Dr. Johannes Slawig - Foto © Frank Becker
Die Ausstellung ist nach seinen Worten nur durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Wuppertaler Dr. Werner Jackstädt-Stiftung möglich, die bereits die Kandinsky- Ausstellung und die sensationelle Renoir-Ausstellung finanziert hat. Zur Präsentation waren denn auch
Stadtkämmerer Dr. Slawig in seiner Stellung als Vorsitzender der Jackstädt-Stiftung, Lore Jackstädt, Witwe des Stifters und Erbin seines Vermächtnisses, die Vorstandsmitglieder Dr. Rolf Kanzler und Rolf-Peter Rosenthal und als besonders willkommene Gäste die Konservatorin des Musée Marmottan Monet, Mme. Marianne Delafond und die Kunsthistorikerin Dr. Karin Sagner gekommen.
Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung, ebenfalls bei der Präsentation des Ausstellungs-Projektes zugegen, hob das in der Stadt verwurzelte Mäzenatentum hervor, wobei er sich deutlich vom Begriff des "Sponsoring" distanzierte. Er freut sich auf "einen blühenden Winter" im kommenden Jahr, den die Bilder Monets der "Fabrikstadt an der Wupper" (Paul Zech) bescheren werden. Daß die Ausstellung noch dazu im Jahr des 80-jährigen Jubiläums der Vereinigung von Barmen und Elberfeld zur Stadt Wuppertal zu sehen ist, sei höchst erfreulich. Die Museumsexperten gehen von von wenigstens 100.000 Besuchern aus. Die regionale Nähe zur Kulturhauptschadt "Ruhrgebiet" 2010 könnte zusätzlich Besucher ins Wuppertal spülen. Sollte das ehrgeizige Projekt gelingen, woran kein Zweifel besteht, und es tatsächlich die bisher weltgrößte und umfassendste Monet-Präsentation werden, muß fraglos mit weit mehr Besuchern aus aller Welt gerechnet werden, was auch ein Signal an die Stadt Wuppertal ist, sich darauf in jeder Hinsicht logistisch vorzubereiten. Beim Museum sind über die fürs Internet eingerichtete Web-Seite
www.monet-ausstellung.de jedenfalls bereits Buchungen möglich.

Mittelpunkt: Seerosen

Mittelpunkt der Ausstellung werden zahlreiche der weltberühmten Seerosenbilder Monets sein, die er

Repro: Von der Heydt-Museum
ab 1890 in seinem Garten in Giverny nördlich von Paris malte. "Aus den gartenarchitektonisch geplanten Bepflanzungen und Spiegelungen der Umgebung im Teich entstanden Bilder, in denen das Oben und Unten nicht mehr eindeutig zu bestimmen ist", beschreibt Finckh. Distanzen und Formate, Dimensionen und Perspektiven geraten bei diesen revolutionären Ansätzen aus dem Gleichgewicht, Realismen sind in den Bildern nicht mehr festzustellen. "Indem Monet anhand des Sujets dieses Teiches alle Dimensionen der Malerei gesprengt hat, ist es ihm gelungen, sie aus der abbildhaften Eindeutigkeit des 19. Jahrhunderts zu befreien und die Türen zur Abstraktion aufzustoßen", erklärt Gerhard Finckh.

Die ganze Geschichte Monets


Karikatur - Repro: Von der
Heydt-Museum

Doch neben dem berühmten und allbekannten Spätwerk Monets (wer hätte in den 60ern nicht "Impression soleil levant" als Kalenderblatt an die Wand seines Jugendzimmers geheftet) wird die Schau auch zahlreiche Bilder aus den frühen und mittleren Schaffensjahren des Künstlers präsentieren. Erzählt werden soll seine gesamte Geschichte. Dazu gehört natürlich auch der Kontakt zur Schule von Barbizon, der das Von-der-Heydt-Museum Anfang 2007 eine prächtige Ausstellung gewidmet hatte. Zu sehen sein werden auch die selten gezeigten Karikaturen, die Monet in seiner Schulzeit anfertigte und für 10 bis 20 Franc verkaufte. Gerhard Finckh zitierte Monet, der einmal geäußert hat: "Hätte ich damit weitergemacht, wäre ich heute Millionär". Doch auch durch seine impressionistische Malerei ist Claude Monet durchaus ein wohlhabender Mann geworden. Die Karikaturen, in denen sich Monet von seiner humorvollen Seite zeigt, bekommt das Von-der-Heydt-Museum ebenfalls vom Musée Marmottan Monet in Paris. Die Ausstellung wird zudem auch den Einfluß zeigen, den der Marinemaler Eugene Boudin auf Monet hatte, sowie einige Bilder aus der Zeit von Monets akademischer Ausbildung an der Academie Suisse und bei Charles Gleyre.

Teuer, sehr teuer...

Den Versicherungswert der in Wuppertal gezeigten Monet-Werke bezifferte Finckh auf mehrere hundert Millionen Euro. Das 1873 vom Künstler geschaffene "Programm-Bild" (s.o.), das der neuen Kunstrichtung ihren Namen gab "
Impression soleil levant", wird aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht nach Wuppertal kommen. "Die Mona Lisa der Moderne hat einen Versicherungswert von mindestens einer Milliarde Euro", meinte der Museumschef. Auch einige der teilweise bis zu 15 Meter langen Seerosen-Bilder Monets könnten schon deshalb nicht transportiert werden, weil sie im Musée l´Orangerie in Paris fest montiert sind. Dafür will die Ausstellung aber auch einen Einblick in die von Monet begründeten Bildserien geben, die bis dahin in der Geschichte der Kunst unbekannt waren. So werden die Bildserien der "Heuschober" und der "Fassade der Kathedrale von Rouen" zu sehen sein, wobei es dem Künstler auf die Darstellung der jeweiligen besonderen Lichtstimmung ankam und mit denen er die neue Methode der Serien-Malerei etablierte.

Leihgeber aus aller Welt


...besiegelt! - Dr. Gerhard Finckh unterzeichnet den Leihvertrag
mit dem Musée Marmottan-Monet Paris
- Foto © Frank Becker
Zahlreiche Museen aus aller Welt stellen dem Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum Bilder Monets für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung. Das Pariser Wildenstein Institut, in dem das Werkverzeichnis zu Monet erarbeitet wurde, sorgt zudem für die Vermittlung von Bildern aus Privatbesitz. Damit die Ausstellung in einem angemessenen Rahmen stattfinden kann, werden derzeit die großzügigen Säle im zweiten Obergeschoß des renommierten Museums, die zum Teil ihrer Shed-Dächer wegen lichtdurchflutet sind, umgestaltet und unter anderem mit einem Parkettboden versehen. Ein Film wird unter Mitwirkung des ZDF produziert und für störungsfreie Rundgänge wird ein effektives Audio-Führungs-Programm entwickelt. Diese Ausstellung wirft einmal nicht die topischen Schatten, sie wirft ihr impressionistisches Licht voraus!

Die Musenblätter werden über den Fortgang berichten.

Weitere Informationen zum Museum: www.von-der-heydt-museum.de
Informationen zur Monet-Ausstellung: www.monet-ausstellung.de