Nachkochen empfohlen!

Dieter Jandt - "Rubine im Zwielicht"

von Jürgen Kasten
Som Tam, Bergische Kaffeetafel - und Mord!

„Haben Sie keinen Reistopf?“ Nein, ich habe keinen Reistopf. Ich meine ich habe keinen Reistopf; aber Wagner auch nicht und deshalb belehrt ihn Nok, daß er auf gar keinen Fall den Reis nach dem Auskochen umrühren darf, sonst vermatscht er. Wagner ist Reporter der örtlichen Tagespresse und laut seiner Chefredakteurin auf Tierthemen spezialisiert. Wagner sieht das anders. Lieber wäre er, anstatt des unsympathischen Buchholz, Kriminalreporter.
Eine Chance ergibt sich für Wagner, nachdem er in der Wuppertaler Schwebebahn Zeuge eines Mordes wird, im anschließenden Tohuwabohu sich einer Handtasche des Erschossenen bemächtigt, darin Edelsteine findet und ab da in Konkurrenz zu einem bärbeißigen Ermittler namens Bärhalter und dessen windigem Adlatus tritt.

Die Kriminalermittler spielen eine eher untergeordnete Rolle. Ohnehin scheinen sie nicht immer auf der Höhe des Geschehens zu sein. Dorthin drängt es den bierbauchigen Wagner, der nicht nur eine weitverzweigte Verschwörung wittert, als er die Herkunft der Rubine erkundet, der vor allem die Nähe der schönen Thailänderin Nok sucht. Über das Kochen kommt man sich näher. Und näher als ihm lieb sein könnte, kommt Wagner auch der eifersüchtige und gewalttätige Exmann der Angebeteten. Hat der etwas mit dem Mord zu tun? Oder etwa der rachsüchtige Derintop, dem Wagner in die Quere kommt? Welche Rolle spielt die undurchschaubare Nok? Sicher ist nur, daß Wagners Neugier seiner Gesundheit nicht gut tut.
 
Sicher ist auch, daß Dieter Jandt hier ein spannender Krimi gelungen ist, der zwar in Wuppertal spielt; aber auch an jedem anderen Ort angesiedelt sein könnte. Ohnehin führt er über die Stadtgrenzen hinaus, läßt uns teilhaben an asiatischen Gebräuchen und Gepflogenheiten und durchleuchtet obskure Praktiken des thailändischen Edelsteinhandels. „Rubine im Zwielicht“ -  und das im beschaulichen Wuppertal.
 
Dieter Jandt verbindet die verwobenen Fäden logisch, baut Spannung auf, zeichnet seine Figuren anschaulich und läßt den anfangs trottelig wirkenden Lokalreporter Jens Wagner zu einem bissigen Ermittler heranreifen. Dabei weiß Jandt, wovon er schreibt: Jahrgang 1954, aufgewachsen in Remscheid; aber schon lange in Wuppertal lebend, gelernter Kaufmann, danach diverse Jobs, nur um sich sein Fernweh zu finanzieren. Seine Reisen führten ihn um die halbe Welt. Vor allem Asien und dort speziell Thailand hat es ihm angetan.

Seit Anfang der 80er Jahre hat er daraus Geschichten gewoben. Vielfache Hörspiele und Radioessays sind so entstanden.
„Rubine im Zwielicht“ ist sein erster Roman. Die darin vorkommenden Kochszenen fügen sich nahtlos in die Handlung ein. Es ist Konzept des Verlages, Krimis mit Rezepten unter dem Motto „Mord & Nachschlag“ zu veröffentlichen, wobei erfreulicherweise die Rezepte nicht Teil der Handlung sind, sondern dem Roman angefügt wurden. Da die Romanfiguren verschiedenster Herkunft sind, entsprechen auch die Rezepte dieser Mixtur: Von „Som Tam“ (thailändischer Papayasalat), über „Sigara Börek“ bis zu „Bergische Kaffeetafel“. Nachkochen und Ausprobieren wird von mir wärmstens empfohlen.
Beispielbild

Dieter Jandt
Rubine im Zwielicht
Wuppertal-Krimi mit Rezepten
 
© 2008 Oktober Verlag
 
275 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3-938568-41-5,
14,- €

Weitere Informationen unter:
www.oktoberverlag.de