Frankierte Fantastereien

Das Museum Folkwang in Essen zeigt Fotopostkarten

von Andreas Rehnolt

© Archiv Musenblätter
Museum Folkwang in Essen zeigt
"Frankierte Fantastereien"


Ausstellung präsentiert bis zum 21. September
über 500 Fotopostkarten aus diversen Sammlungen



Essen
- Unter dem Titel "Frankierte Fantastereien. Das Spielerische der Fotografie im Medium der Postkarte" präsentiert das renommierte Museum Folkwang in Essen seit dem vergangenen Samstag über 500 Fotopostkarten aus den Sammlungen von Gérard Lévy und Peter Weiss. In der bis zum 21. September präsentierten Schau sind zudem ausgewählte Werke etwa von Jean Arp, Herbert Bayer, Max Ernst, Salvador Dalí, René Magritte, Joan Miró, Pablo Picasso und Man Ray zu sehen. Die Ausstellung befaßt sich mit der Fotopostkarte, die noch vor der illustrierten Presse oder dem bebilderten Buch der erste Träger für die massenhafte Verbreitung der Fotografie war, hieß es bei der Vorstellung der Schau.

Mehrere Publikationen und Ausstellungen zum Thema der medialen Popularisierung von Fotografie stießen in den letzten Jahren auf großes Publikumsinteresse und führten die Geschichte und das Verständnis der frühen Fotografie weiter. Die Ausstellung im Museum Folkwang ist die einzige Ausstellungsstation in Deutschland. Die Schau entstand in Kooperation mit dem Fotomuseum Winterthur und dem Pariser Jeu de Paume/ Hôtel Sully. Die Ausstellung präsentiert über 500 Postkarten – als Projektionen, in Vitrinen und Rahmen.

Ab 1900 verzeichnete die Ansichtskarte nach Angaben der Ausstellungsmacher einen gewaltigen

© Archiv Musenblätter (man beachte
die Schiefertafel)
Erfolg. Parallel zu Stadt- oder Dorfaufnahmen veröffentlichten die Herausgeber unter dem Sammelbegriff "Fantasie-Postkarten" auch unterhaltsamere Bilder etwa zum 1. April, in Bild umgesetzte Sprichwörter, imaginäre, komische oder auch erotisierende Szenen. Um diese visuellen Kuriositäten zu gestalten, griffen die für die Verleger tätigen Fotografen zu einer ganzen Palette technischer Kunstgriffe – Montage, Doppelbelichtung, optische Verzerrung, Großaufnahme und anderes mehr - die bei den Fachleuten gut, beim breiten Publikum aber noch recht wenig bekannt waren. Diesen ungemein spielerischen Umgang mit dem Bild, den die Postkartenindustrie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts an den Tag legte, will die Ausstellung präsentieren und diskutieren.

Die blühende visuelle Fantasie, die allgemeine Begeisterung für Postkarten auslöste, blieb nicht ohne Wirkung auf die Fotografie der Zeit, wie sie in den Kreisen der Amateur- und Berufsfotografen, aber auch im Feld der Kunst praktiziert wurde. Paul Éluard, André Breton, Salvador Dalí und weitere Künstler der 1920er und 1930er Jahre sammelten Fantasiepostkarten. Hannah Höch, Herbert Bayer, Man Ray, um nur einige zu nennen, benutzten sie als Material und als Modell für ihre eigenen Werke.

Öffnungszeiten: Di-So: 10-18 Uhr
Internet: www.museum-folkwang.de

Lesen Sie zum Thema auch: Postkarten - Geschichte und Geschichten um ein rechteckiges Stückchen Karton: www.musenblaetter.de/artikel

Redaktion: Frank Becker