Gossec reitet wieder...

Max Bronski kann mit "München Blues" nicht ganz an seinen Erstling "Sister Sox" anknüpfen

von Frank Becker
Gossec reitet wieder...
(
They call it stormy Monday, yes but Tuesday's just as bad...)

Seit Max Bronski vor Jahresfrist mit "Sister Sox" sein wirklich beachtliches Krimi-Debüt gab, wartete man dringend auf Nachschub für den Nachttisch. Der ist jetzt da: "München Blues". Bronski läßt Wilhelm Gossec, seinen Reiter für die Gerechtigkeit, eigentlich Trödler und Wohnungsauflöser im Münchner Schlachthof-Viertel, wieder auf die Halb- und Unterwelt los.
Diesmal sind Immobiliengeschäft, Grundstücksspekulation und Politik das Feld, auf dem Gossec mit harten Bandagen kämpft.

Man hat das großmäulige Rauhbein und seinen Dickschädel durch den unbeirrten Einsatz für Pia damals ins Herz geschlossen. Das liegt wohl daran, daß er eine ehrliche Haut ist, Manieren hin, Manieren her. Auch jetzt prügelt er sich wieder durch die kriminelle Szene, wobei ihm sein Totschläger lebensrettender Freund und Racheschwert ist. Denn auch die Gegenseite ist nicht zimperlich: Gossec steckt wieder einmal heftigst ein - und zahlt mit barer Münze zurück. Das führt wie bei ihm gewohnt zu allerlei Blessuren, er ist seit seinem Ausflug in die HipHop-Szene nicht vorsichtiger geworden - ein schnaubender Stier, der sich mit den Hörnern voraus zwar recht erfolgreich bei Kleinganoven, schmierigen "Ehrenmännern",  Gangstern und Ermittlern des LKA Respekt verschafft, sich aber ebenso oft auch den Schädel einrennt.
Gossec bleibt sympathisch, gerade weil er nicht irgend welchen Klischees entspricht.

"München Blues" hat etwas weniger Biß als das Debüt, dafür ziemlich raumfüllende Selbstbespiegelungen und Reflexionen unseres Anti-Helden. Man wird den Eindruck nicht los, daß Max Bronski zu früh und unter Druck nachgelegt hat und sich Platz schindend auf Literatur vortäuschende Längen einläßt. Das ist schade. Dafür gibt er unserem Freund Gossec eine zarte Seite mit: Gossec verliebt sich nämlich und das nicht zu knapp. Also auch ein Seelchen. Wir verlieben uns mit, denn wie seine anderen Figuren zeichnet Max Bronski auch die Dame(n) der Geschichte durchaus griffig und lebendig.
"München Blues" - das übrigens aus der Beschreibung eines Gitarren-Solos aus dem von T-Bone Walker geschriebenen und von Eric Clapton zu Weltruhm gebrachten "Stormy Monday" seinen Titel herleitet - kann nicht ganz an "Sister Sox" anknüpfen. Es liest sich immerhin gut weg, hinterläßt jedoch nicht den Eindruck des Debüts. Sicher hat Bronski schon einen neuen Gossec-Krimi in Arbeit. Auf den freuen wir uns jetzt.
Beispielbild


Max Bronski
München Blues

Kriminalroman

© 2007 Verlag Antje Kunstmann

Gebunden mit ill. Schutzumschlag, 174 Seiten
16,90 €

Weitere Informationen unter:
www.kunstmann.de