Ganz neue Jazz-GenĂ¼sse

Trio ELF - "746"

von Frank Becker
Ohren spitzen!

Mit seinem zweiten Album setzt das Trio ELF konsequent die Linie fort, die es 2006 mit dem Debüt "ELF" eingeschlagen hat, verfeinert noch den Klang und schenkt erneut eine knappe Stunde Kontemplation. Ein gläsernes Intro führt zum Titelstück "746", einer zarten, harmoniebetonten Melodie aus de Feder Walter Langs, der für die Mehrzahl der zehn Nummern als Komponist zeichnet. Sein Klavierspiel wirkt leicht, atmosphärisch und durchaus fröhlich. Ein positiv stimmendes, ausgesprochen angenehmes Stück.

Drei Titel aus fremder Produktion wurden als Reverenz an vom Trio ELF geschätzte Kollegen aufgenommen, so das folgende "The Man Machine" vom "Kraftwerk"-Team Karl Bartos/Ralf Hütter, das hier weniger kühl-technisch, dafür pulsierender aufscheint. Der zweite Ausflug ist das sommerblaue "Azzurro" des römischen Rechtsanwalts und Sängers Paolo Conte, das niemand besser interpretiert hat als Adriano Celentano (nebenbei: Peter Rubin war sooo schlecht auch nicht). Nun in der mit einem energisch treibenden Lauf
eingeleiteten, spaßig verschleppt ganz kurz ins Klimpern kommenden, schließlich träumerisch tänzelnden und höchst raffiniert angelegten Fassung des Trio ELF. Ein Schmankerl.

Letzter "Gast" ist Johannes Brahms, dessen Intermezzo aus den Fantasien op. 116 sich hier bestens aufgehoben sieht. Die Verschmelzung von Jazz und Klassik, die Walter Lang schon im Quartett mit Maximilian Geller zur Perfektion gebracht hat, gelingt auch hier wieder in geradezu nach mehr verlangender Delikatesse. Nicht weniger hinreißend das Kontrabaß-Intro Sven Fallers zu "Evet", das in einen pikanten Dialog mit Gerwin Eisenhauers Schlagzeug mündet und nahtlos zum "Slam Stew" als Hommage an Slam Stewart (1914-1987) übergeht. Auch das wieder ein virtuos verspieltes Bonbon. Bei "Arearia" richtet man sich unwillkürlich im Sessel auf, um besser die Ohren spitzen und wirklich jedes "vertrackte" (Faller), "out syncopated wired groove" (Eisenhauer) mitbekommen zu können. Zwei kommende Klassiker könnten "Maydance" und "Adria" sein, wie für den intimen Jazz- Club geschneidert. Und wo bleibt die ELF-Elektronik? Die ist so pfiffig eingesetzt, daß sie zwar wirkt, aber sich nicht aufdrängt.
Ein wunderbares Album - ab heute im Handel!

Beispielbild
Cover-Foto: schmidt.koeln

Trio ELF
746


Walter Lang  -  Klavier
Sven Faller  -  Kontrabaß
Gerwin Eisenhauer  -  Schlagzeug

(P) + © 2008 enja Records

Titel:
1. Intro   1:26
2. 746   6:11
3. The Man Machine   7:23
4. Evet   2:00
5. Slam Stew   4:41
6. Arearea   4:31
7. Maydance   7:41
8. Azzurro   6:11
9. Adria   7:39
10. Intermezzo op. 116   6:23

Gesamtzeit:   54:10

Weitere Informationen unter:
www.trioelf.de
www.enjarecords.com