50 Jahre Wilder Westen made in Germany

Die Karl May Festspiele im sauerländischen Elspe feiern ein rundes Jubiläum

von Andreas Rehnolt

Foto © Karl-May-Spiele Elspe
Seit 50 Jahren Wilder Westen
made in Germany


Am 13. Juli 1958 gab es im sauerländischen Elspe erstmals eine "Winnetou"-Schau -
Im Jubiläumsjahr gibts den Karl-May-Klassiker

"Unter Geiern"



Elspe - Seit genau 50 Jahren gibts im sauerländischen Elspe "Wilder Westen made in Germany". Am 13. Juli 1958 trat der edle Apatschen-Häuptling Winnetou aus zahllosen Karl-May-Erzählungen erstmals auf die Naturbühne. Seitdem wird auf der inzwischen hundert Meter breiten Bühnenlandschaft alljährlich in den Sommermonaten ein Westernstück aufgeführt, bei dem es die bewährte Mischung aus Pyrotechnik, Postkutschen und ganz viel Knallerei gibt. Zur Freude der kleinen und großen Besucher, die immer wieder begeistert sind von den oft spektakulären Action-Szenen. Rund zwölf Millionen Zuschauer waren in den fünf Jahrzehnten dabei, wenn Winnetou und seine weißen Blutsbrüder den Bösen das Handwerk legten.

Im Jubliäumsjahr wird bis zum 31. August das Stück "Unter Geiern" aufgeführt. Dabei verwandelt sich die Freilichtbühne in Llano Estacado, eine Wüste zwischen Texas und New Mexico im Jagdgebiet der Komantschen. In den Schlupfwinkeln der Wüste verstecken sich eine Menge zwielichtiger Gestalten, die Farmer überfallen, Reisende in die Irre locken, ausplündern und töten. Doch bevor es diesen "Geiern" gelingt, die ganze Gegend zu terrorisieren, greifen Winnetou und Old Surehand ein, die den Banditen in einer spektakulären Aktion das Handwerk legen. Der amtierende Winnetou, Benjamin Armbruster, kämpft seit 20 Jahren auf der Bühne für das Gute und ist inzwischen 62 Jahre alt. Ungefähr so alt war Pierre Brice, als er nach zehn Jahren Winnetou 1986 Elspe verließ um die Rolle in Bad Segeberg weiter zu spielen.

Stuntmen, Cascadeure und Schauspieler aus 10 Nationen garantieren auch im 50. Jahr der Freilichtbühne Spannung und Action für die Zuschauer, die auf ihren überdachten Sitzplätzen das Geschehen verfolgen. Die Vorstellungen finden übrigens bei jeder Witterung statt. "Wir sind im Moment natürlich heilfroh, daß die Sonne mitspielt und wir für "Unter Geiern" so fast ein echtes Wüstenklima in Elspe bieten können," meint Festival-Macher Jochen Bludau, dessen Mutter selbst noch als 89-jährige als Flintenweib oder Barbesitzerin auf der Bühne stand. "Die Action, die pyrotechnischen Tricks und die Explosionen sind allemal besser, als Konserven-Western im Fernsehen", sagt der 12 Jahre alte Pascal, der mit Schwester und Eltern seit fünf Jahren zu den Karl-May-Festspielen in Deutschlands Wilden Westen kommt.

Jochen Bludau ist 67 Jahre alt und hat die Rolle des weißen Blutsbruders Old Shatterhand bis 1994 selbst gespielt. Bei der allerersten Winnetou-Aufführung war Bludau 17 und spielte den legendären Häuptling. "Damals ritten wir noch auf gemütlichen Bauernpferden", erinnert sich Bludau. Inzwischen haben die sauerländischen Indianer und Westmänner längst umgesattelt auf durchtrainierte Stunt-Pferde, die in wildem Galopp über die riesige Bühne rasen. 40 Pferde kommen zum Einsatz, mal gesattelt, mal nur mit Indianer-Decke und als Zugpferde für die Kutsche oder den Planwagen. Neben den Vierbeinern sind insgesamt 60 Darsteller im Einsatz und natürlich schwebt bei "Unter Geiern" sogar ein gewaltiger, echter Gänsegeier über den Bösewichtern.

Dadurch, daß die Darsteller drahtlose Mikrofone tragen, ist trotz aller Knallerei und Hufgetrappel eine ausgezeichnete Akustik auf allen Plätzen gewährleistet. Knapp 4.400 Besucher haben Platz auf den Zuschauerbänken. Bis zum 31. August erwartet Bludau gut 200.000 Besucher. Das Dach der gewaltigen Zuschauertribüne ist dem Olympia-Stadion in München nachempfunden. "Das hat den Vorteil, daß kein Pfeiler den Blick auf das Geschehen versperrt", sagt Rolf Schauerte, der im Jubiläumsjahr erstmals nicht in der Rolle des Bösewichts, sondern als Old Surehand in der Naturkulisse aus Kalksandsteinfelsen, Heidegras und Wacholderbüschen auf der Bühne steht.

Für Schauerte, der als gelernter Diplom-Kaufmann die wirtschaftlichen Geschicke der Festspiele in der Hand hält, ist "das Erzeugen von Emotionen" ein wichtiger Erfolgsfaktor für Elspe. Eine Ausstellung auf dem Gelände erinnert an die Geschichte der erfolgreichsten Produktionen der vergangenen Jahrzehnte. Dazu gibt es außerdem ein Rahmenprogramm mit einer wilden Rodeo-Show, im Western-Saloon wird Deftiges aufgetischt, Cancan getanzt und Stuntmans prügeln sich. "Die ewigen Jagdgründe für Elspe sind noch lange nicht in Sicht", freut sich der 68 Jahre alte Werner Pullen aus Dortmund. Er ist mit seinem 40jährigen Sohn Helmut und den beiden Enkeln Konrad und Lorenz gekommen und hofft, daß auch seine Urenkel noch zu Winnetou ins Sauerland reisen können.

Internet: www.elspe.de