Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

www.musenblaetter.de

Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt



Museum Ludwig präsentiert politische Fotomontagen der 1930er Jahre

Köln - Unter dem Titel "Hitler blind und Stalin lahm - Marinus und Heartfield" präsentiert das Kölner Museum Ludwig ab dem 9. August politische Fotomontagen der 1930er Jahre. Unter dem
Pseudonym "Marinus" veröffentlichte die in Paris erscheinende Zeitung "Marianne" in den Jahren 1932 bis 1940 über 250 Fotomontagen. Diese vorwiegend als Titel abgedruckten Werke waren offenkundig von den Fotomontagen von John Heartfield inspiriert, die dieser seit 1930 für die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung hergestellt hatte, teilte ein Sprecher des Museums mit. Während Leben und Werk von Heartfield inzwischen umfassend aufgearbeitet worden sind, galt der Bildautor von "Marianne" als unbekannt, vor allem nachdem der Einmarsch der deutschen Truppen in Paris im Juni 1940 die große Zeit der französischen Illustrierten schlagartig beendete.
Erst kürzlich wurde entdeckt, daß sich der 1964 verstorbene Däne Jacob Kjeldgaard sein Leben lang hinter dem Pseudonym "Marinus" versteckt gehalten hatte. Seit 1933 war er Mitarbeiter der Redaktion von "Marianne" und der Urheber der Fotomontagen, die ein ganz außergewöhnliches Bilderrepertoire entfalteten, hieß es in der Vorankündigung der bis zum 19. Oktober laufenden Schau. Aus französischer Sicht wurde die nationalsozialistische Politik karikiert, aber auch die mächtigen Staatsmänner der westlichen Welt wurden als zweifelhafte Drahtzieher und Friedenskämpfer der 1930er Jahre dargestellt. Der deutsche Diktator Adolf Hitler etwa wurde als Anstreicher, als stumpfer Bräutigam aus Wagners Oper "Tristan und Isolde" oder als Karnevalsprinz vorgeführt. Mussolini und Stalin wurden von "Marinus" als verschlagene Politiker dargestellt.

Marinus verarbeitete Kunstwerke von Leonardo, Breughel, Delacroix, Rodin und Franz von Stuck, aber auch Standfotografien aus Historienfilmen wie etwa aus 'Ben Hur'. Noch heute irritieren die Fotomontagen den Betrachter in ihrer Perfektion und historischen Finesse, die damals den Leser subtil informieren und aufrütteln sollten. Erstmalig werden in dieser Ausstellung alle noch erhaltenen originalen Fotomontagen von Marinus und das Gesamtwerk der gedruckten Ausgaben der Zeitschrift Marianne in Deutschland gezeigt.

Öffnungszeiten: Di-So: 10-18 Uhr, jeden 1. Fr im Monat: 10-22 Uhr


Lexikon der Religionsgemeinschaften im Ruhrgebiet

Essen - "Vielfalt und Wandel" lautet der Titel eines Lexikons der Religionsgemeinschaften im Ruhrgebiet, das noch im Juli im Essener Klartext-Verlag erscheinen wird. Das von Erich Geldbach und Peter Noss herausgegebene Lexikon mache die bis heute weithin unbekannte Fülle des religiösen Lebens in der Region sichtbar, so der Verlag in einer Ankündigung. Von Anfang an seien Religionsgemeinschaften entscheidende Faktoren der Integration gewesen, betonten die Herausgeber. Die grundlegende Kenntnis davon, wer woran glaubt, sei notwendige Bedingung für die Möglichkeit gelingenden Zusammenlebens.
In einleitenden Abschnitten werden in dem 500seitigen Band die Religionsgemeinschaften vorgestellt. Selbstverständlich enthält das Lexikon auch die regionalen Besonderheiten, Adressen, Bilder, Zahlen und Kartenmaterial. Obwohl die religiöse Landschaft ständigen Transformationsprozessen unterworfen sei, biete das Buch "mehr als eine Momentaufnahme", betonte der Verlag. Der Wandel des Religiösen zu einer interaktiven Bewegung der Verständigung sei eine Entwicklung, die mit dem Lexikon bewußt gefördert werden soll. Das Buch kostet 29,95 €.


Welttheater der Straße in Schwerte

Schwerte - Große Produktionen und intime Inszenierungen stehen auf dem Programm des 16. Festivals "Welttheater der Straße" im westfälischen Schwerte. Am 29. und 30. August treten dort Theatermacher, Musiker und Artisten aus acht Ländern auf 13 Bühnen auf, teilte eine Sprecherin der Veranstalter mit. Höhepunkt ist der Auftritt des Zirkustheaters "ÖffÖff" aus der Schweiz, das hoch über den Köpfen der Zuschauer eine Show mit Tanz, Artistik, Musik und Schauspiel zeigen will. Außerdem zu sehen sind unter anderem Rigolo aus der Schweiz mit einem wasserspeienden Gesamtkunstwerk, die belgische Boygroup "ShakeThat" mit skurrilen Jonglagen und der spanische Familienzirkus Los Gingers mit einem schrägen Varietéprogramm. Ganz im Kleinen läuft die Vorstellung des Zirkus Rippolo: In das Zelt passen gerade mal zwölf Besucher.
Internet: www.welttheater-der-strasse.de


"Pommes-Führer Ruhr" erscheint im Klartext-Verlag


Essen - Im Essener Klartext-Verlag erscheint im Oktober der "Pommes-Führer Ruhr". Autor Henning Prinz nimmt darin den Leser mit auf eine appetitliche Reise entlang der Route der Pommeskultur und kehrt ein in die 50 traditionsreichsten, bemerkenswertesten und beliebtesten Buden, teilte der Verlag  in einer Ankündigung mit. Aktuelle Erkenntnisse aus der Pommes-Forschung würden dabei ebensowenig verschwiegen, wie schonungslose Bekenntnisse von prominenten Budengängern. Darunter sind unter anderem der Schauspieler Götz George, der Comedian Atze Schröder, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers oder der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle. Das 140seitige Buch mit zahlreichen Abbildungen weist laut Verlag den Weg zu den fettigsten Fritten, der flockigsten Majo und der schönsten Wurst im Revier und kostet 9,90 Euro.


Glaskubus für künftiges Schauspielhaus in Köln
Neubau am Offenbachplatz in der Domstadt soll parallel zur Sanierung der Oper ab 2010 erfolgen

Köln - Ein 36 Meter hoher Kubus mit einer Fassade aus Stahl und Glas soll künftig das neue Schauspielhaus in Köln beherbergen. Die Jury entschied sich Anfang Juli für einen Entwurf des Pariser Büros Chaix und Morel zusammen mit einem Architektenteam aus der Domstadt. Der neue Glaskubus soll demnach das Schauspiel mit insgesamt 675 Plätzen sowie die Studiobühne und die Kinderoper mit jeweils 200 Plätzen beherbergen. Werkstätten und die Büros der Verwaltung sollen ins Unterirdische verlagert werden, hieß es. Im Glaskubus selbst soll auch ein Restaurantbetrieb im siebten Stock mit einer großen Glasfront für den kulturellen Weitblick in die Stadt sorgen.

Die akutelle Planung sieht nach Angaben der Verwaltung vor, den Neubau für das Schauspielhaus parallel zur dringend notwendigen Sanierung des benachbarten Opernhauses am Offenbachplatz zu Bauen. Die Arbeiten sollen 2010 beginnen und 2013 abgeschlossen sein, hieß es weiter. Die Kosten für die Neugestaltung des kulturellen Zentrums in der Domstadt sollen bei rund 234 Millionen Euro liegen. Unklar ist vorerst weiter der Standort, in dem während der Neu- und Umbauarbeiten von Schauspiel und Oper weitergespielt werden kann. Von den untersuchten Standorten soll angeblich das Staatenhaus der günstigere sein, der allerdings auch Kosten in Höhe von etwa 36 Millionen Euro verursachen würde. Für die fliegenden Bauten auf dem Eifelwall werden nach den bisherigen Ergebnissen Kosten in Höhe von 56 Millionen Euro erwartet.

Die nun vorliegenden Zahlen weisen im Ergebnis eine Größenordnung aus, die auch aus Sicht der Kulturverwaltung für eine Interimszeit von nur drei Jahren "nicht gerechtfertigt" erscheint, hieß es Mitte Mai aus der Kulturverwaltung der Domstadt. Eine Umsetzung der Pläne für das Staatenhaus scheine nur realistisch, wenn ein Nachnutzer oder ein Investor gefunden wird, der in die Finanzierung einsteigt, so die Kulturpolitiker weiter. Oberbürgermeister Fritz Schramma betonte, eine Interimslösung in der genannten Kostenhöhe wäre für ihn "nicht akzeptabel" und würde von ihm auch niemals dem Rat vorgelegt. "Hier müssen andere Lösungen wie etwa eine günstigere mobile Spielstätte oder aber ein Spielbetrieb an wechselnden Orten überprüft werden", so Schramma weiter.