Hiroshiges Ansichten von Edo in Köln

Das Museum für Ostasiatische Kunst stellt die Jahreszeiten-Blätter des japanischen Holzschnitt-Künstlers aus

von Andreas Rehnolt

Der Pflaumengarten in Kameido
Museum für Ostasiatische Kunst zeigt Holzschnitte von Utagawa Hiroshige

Sogar Vincent van Gogh kopierte Arbeiten
des japanischen Künstlers


Köln - Unter dem Titel "100 Ansichten von Edo und mehr" zeigt das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln ab morgen insgesamt 47 Holzschnitte zu Bräuchen und Festen unterschiedlicher sozialer Schichten in Japan. Die Exponate stammen von dem 1858 verstorbenen Künstler Utagawa Hiroshige, dem Sohn eines Samurai in Edo, dem späteren Tokyo, teilte ein Sprecher des Museums am Dienstag mit. Nach anfänglichen Serien über schöne Frauen, berühmte Krieger und Kabuki-Schauspieler schuf Hiroshige unter anderem in unregelmäßiger Folge insgesamt 115 Einzeldrucke der "100 Ansichten von Edo".


Ein Regenguß über der Ohashi-
Brücke in Atake


Der Künstler richtete nach Angaben von Museumsleiterin Adele Schlombs den Blick auf die unterschiedlichen sozialen Schichten der Stadtbevölkerung mit Vorliebe bei jahreszeitlichen Bräuchen und Festen und bei touristischen Freizeitvergnügungen. Er stellt ein Edo der variationsreichen Attraktionen, der ungetrübten Idylle und des Wohlstands vor. Häufig spielt die Vegetation, allen voran Bäume, eine kompositorische, farbliche oder auch jahreszeitliche Rolle. In zahlreichen Blättern verwandte er die in der japanischen Maltradition verankerte Vogelperspektive, die den Betrachter auffordert, seinen Blick im Bild wandern zu lassen. Zur Wiedergabe prominenter Straßenszenen bedient er sich aber auch gerne der seit Mitte des 18. Jahrhunderts im populären Medium des Holzschnitts verbreiteten westlichen Linearperspektive.

Schon kurz nach seinem Tod gelangten Hiroshiges Drucke nach Europa und revolutionierten die

Die Bambus-Uferstraße an der
Kyôbashi-Brücke
europäische Malerei. "Er lieferte den Impressionisten eine neue Bildsprache, mit der die subjektive Wahrnehmung von Licht und atmosphärischer Stimmung, aber auch von flüchtiger Bewegung ausgedrückt und interpretiert werden konnten", hieß es in der Vorankündigung der Ausstellung
, die bis zum 30. November besucht werden kann. So kopierte 1887 etwa der niederländische Maler Vincent van Gogh die Holzschnitte "Pflaumenpark Kameido" und "Plötzlicher Schauer über der Brücke Shin-Ôhashi und Atake".

Öffnungszeiten: Di-So: 11-17, Do: 11-20 Uhr
Internet: www.museenkoeln.de


Redaktion: Frank Becker