Egon Wellesz Egon Wellesz, geb. 1885 in Wien, wandte sich schon früh der klassischen Musik zu. Seine betuchten Eltern – er war das einzige Kind einer erfolgreichen Kaufmannsfamilie – ermöglichten ihm eine solide musikalische Erziehung. Der Besuch unzähliger Opern- und Konzertveranstaltungen sowie der musikalische Einfluß seiner Zeit bewirkten, daß er sich schon im zarten Alter von 14 Jahren entschloß, die Komponistenlaufbahn einzuschlagen. Einflüsse Mahlers, Schönbergs und Bartoks Als junger Mensch nachhaltig beeindruckt durch Webers „Freischütz“, Beethovens Neunter und natürlich die Kompositionen seines Zeitgenossen Gustav Mahler nahm er schon früh Unterricht u.a. bei Arnold Schönberg. Auf Anraten Bruno Walters, der das ungeheure Genie, welches in Wellesz keimte, frühzeitig erkannte, beschäftigte sich der Komponist mit den Grundlagen der Musik seiner Zeit. Einer seiner ersten Förderer wurde der gerade zwei Jahre ältere Bela Bartok. Es entstanden zahlreiche Kompositionen, darunter viele Werke fürs Musik- und Tanztheater. Egon Wellesz zählte mit seinem Œuvre zum Beginn der 20er Jahre zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten nicht nur Österreichs, sondern auch Europas. Praktisch alle deutschsprachigen Opernhäusern hatten ein Wellesz-Opus im Repertoire, sei es „Das Wunder der Diana“(1917), „Alkestis“ (1922), „Scherz, List und Rache“ (1927), „Die Bacchantinnen“ (1929) – wie sie auch alle hießen – Werke von hoher Qualität, die leider später nie wieder richtig rehabilitiert wurden. Opern und Ballette, die neben all den mittelprächtigen heutigen Uraufführungen oder schnarchenden Neuentdeckungen brillant glänzen könnten, wenn sie nur dürften, und wenn sich mutige Intendanten und GMDs nur endlich einmal daran wagen würden. Es ist eine große Schande! Vor den Nazis geflohen - Ehrendoktor in Oxford Neben dem kompositorischen Schaffen steht Wellesz´ musikwissenschaftliche Tätigkeit. Seit 1913 bereits Dozent an der Universität Wien, gründete er u.a. die „Gesellschaft für Neue Musik“, beschäftigte sich intensiv mit der Barockoper resp. antiker byzantinischer Notenschrift und schrieb gleichzeitig, bereits 1921, die erste Biografie seines berühmten Lehrers Arnold Schönberg. Nach 1945 international geehrt - in Österreich weiter vergessen Nach dem Krieg wird er in den Folgejahren mit internationalen Ehrungen geradezu überhäuft. Es entstehen seine großen Sinfonien (1945-66). Doch wie viele seiner Leidensgenossen gilt auch für ihn und seine Werke in der alten Heimat der verbrannten Noten und verbrämten Künstler: „Einmal verbrannt – für immer vergessen!“. Höhnischerweise ein weiteres Opfer der vermeintlich neuen Avantgarde in ihrer schier unerschütterlichen Nachkriegs-Arroganz. Egon Wellesz stirbt am 9. November 1974 in Oxford an den späten Folgen seines Schlaganfalles.
Referenzaufnahme mit dem RSO Wien Jetzt gibt es eine auch technisch hervorragende Aufnahme mit dem großartigen Radiosinfonie-Orchester Wien unter Gottfried Rabl. Man hat in den letzten Jahren alle 9 vergessenen Sinfonien vorbildlich eingespielt. Die Kollektion liegt mittlerweile komplett beim honorigen Label cpo vor. Musik von der Größe, Wucht und Umfang der Kompositionen eines Gustav Mahler oder Anton Bruckner - und doch findet er eine eigene spannende Tonsprache von hoher Originalität und fesselnder eigener Dramatik. Musik für breit besetztes Orchester, in teilweise großen Bögen mit eruptiven Ausbrüchen und exzellent ausgearbeiteter Rhythmik. Was für eine beeindruckend farbenreiche, grandiose Musik von hoher Emotionalität und unerschöpflichem Spannungsreichtum. Absolute Kaufempfehlung. CD 1: CD 2: CD 3: CD 4: Weitere Informationen unter: www.cpo.de und www.jpc.de Fotos © Egon-Wellesz-Fonds bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Redaktion: Frank Becker |