Geniestreich

Maximilian Geller Quintet: "Amore e Morte"

von Frank Becker
Faszinierendes Miteinander

Habe ich eigentlich bei früheren Besprechungen erwähnt, daß Maximilian Geller mich mit seinem meisterlichen Spiel auf dem Altsaxophon an Paul Desmond erinnert, ohne den König des Cool zu kopieren? Nicht? Dann wird es aber Zeit, denn einen solchen Rang erreichen nur sehr, sehr wenige. Das in Kürze vorweg. Zum x-ten Mal läuft jetzt hier schon "Amore e Morte", das neue, dritte Album des Maximilian Geller Quintetts und sogar unser Opern-Rezensent, der ab und zu vorbeischaut, wurde aufmerksam: "...spiel das bitte nochmal!". Da war ich grade bei Rossinis "La Danza".

Tief beseelt von Italien und seiner herrlichen Musik aus Tradition und Gegenwart ist dem Quintett, das schon mit "Opera in Jazz" und davor mit "Mozart 06 - Lacrimosa" ganz neue Seiten der brillanten Verschmelzung von Jazz und Oper/Klassik aufgeschlagen hatte, wieder ein Geniestreich gelungen. Walter Langs Klavier swingt inspiriert in gläserner Klarheit, Manolo Diaz schmeichelt seinem Kontrabaß eine Zärtlichkeit nach der anderen ab, Hajo von Hadeln beweist sich einmal mehr als gefühlvoller, ausgesprochen vornehmer Schlagzeuger, und Maximilian Gellers Altsaxophon entführt in traumhafte Sphären. Das alles miteinander auf allerhöchsten Niveau. Die kristallene Stimme Brigitte Gellers, die nun endgültig zum Ensemble gehört und dem Quintett das Element des Azur dazu gibt, berührt tief, vermittelt oft genug die Empfindung: nicht von dieser Welt. Daß sie nicht nur mit ihrem Sopran, sondern auch an der Sopranflöte glänzt (Rossinis "La Danza"), sei am Rande erwähnt.

Von der
seelenvollen Eröffnung  mit Lucio Dallas "Caruso", das auch der unvergessene Luciano Pavarotti so herrlich interpretiert hat, bis zum ergreifenden Adagio Tomaso Albinonis klingen insgesamt 12 Delikatessen der musikalischen Haute Cuisine aus den Laustsprechern, die man auch ruhig mal etwas leiser einstellen kann - denn die Stücke verlieren ihre Intensität, ihren strahlenden Glanz auch bei der gedämpft sanften Tonart nicht. Es macht übrigens Spaß, "Amore e Morte" wegen der vielen Parallelen im Wechsel mit CD 2 des oben erwähnten Pavarotti-Albums zu hören: "Caro mio ben", "Torna a Surriento", "Caruso", "La Danza"... Das scheinbare Gegeneinander von klassisch geschulter Stimme und hochklassig gespieltem Jazz wird bei der Interpretation neapolitanischer Volkslieder, großer Oper und barocker Klassik durch das Maximilian Geller Quintet zum faszinierenden Miteinander. Ein Geniestreich. Da wird man beim Hören zu einem besseren Menschen. Sehr zu empfehlen - meine CD des Monats.

Beispielbild

Maximilian Geller Quintet
Amore e Morte

Brigitte Geller  -  Gesang, Sopranflöte
Maximilian Geller  -  Saxophon
Walter Lang  -  Klavier
Manolo Diaz  -  Kontrabaß
Hajo von Hadeln  -  Schlagzeug

(P) + © 2008 www.MaximilianGeller.com

Titel:
1. Caruso
2. Lu Cardillo
3. La Danza
4. Torna a Surriento
5. Amore e morte
6. Cannetella
7. Dolente immagine
8. L´abbandono
9. Malinconia Ninfa gentile
10. Vaga luna che inargenti
11. Caro mio ben
12. Adagio

Gesamzeit:   50:05

Weitere Informationen unter:
www.maximiliangeller.com
www.amore-e-morte.com
www.just-records-babelsberg.de