„Soll mir lieber Goya den Schlaf rauben als irgendein Arschloch“

Schnappschuss #5 mit Stefan Walz im Von der Heydt-Museum

von Frank Becker

Stefan Walz - Foto © Stefan Fries

„Soll mir lieber Goya den Schlaf rauben als irgendein Arschloch“
(„Prefiero que me quite el sueño Goya a que lo haga cualquier hijo de puta“)
von Rodrigo García
 
Stefan Walz las im Von der Heydt-Museum
 
Schnappschuss #5
 
Fünftausend Euro hat der Erzähler gespart, fast eine Million alter spanischer Peseten. Und heute sollen sie verpraßt werden. Wie kann man stilvoll eine solche Summe in einer Nacht in Madrid auf den Kopf hauen? Unser Freund hat da ziemlich konkrete Vorstellungen: Gemeinsam mit seinen beiden kleinen Söhnen (der Sechsjährige ist ein verdammt eloquenter Denker) und mit einem Rucksack voller belegter Brötchen, Alkohol und jeder Menge Drogen nachts in den Prado einsteigen - durchs eingeschlagene Fenster, logischerweise – um sich ungestört und im köstlichen Rausch die Bilder Goyas anzuschauen. Prima Idee. Gut, die Jungs möchten lieber ins Disneyland Paris, können aber überzeugt werden. Aber damit ist das Geld noch nicht verbraucht! Also läßt man den deutschen Philosophen Peter Sloterdijk für ein ordentliches Honorar einfliegen, läßt sich vom Flughafen aus plaudernd mit dem Taxi durchs nächtliche Madrid fahren (auch hier wieder unser Sechsjähriger in Hochform) und verabschiedet sich vor dem Museum von Sloterdijk – denn der Genuß der Bilder soll unseren dreien vorbehalten sein…
 
Um diesen völlig irrwitzig komischen, abgedrehten, saftigen und mit Kraftausdrücken nicht sparsamen Text von Rodrigo Garcia ans Volk zu bringen, braucht es schon einen angemessen kraftvollen Sprecher mit Ausstrahlung und körperlicher Präsenz. Im Ensemblemitglied Stefan Walz haben die Wuppertaler Bühnen für die Lesung als „Schnappschuss #5“ in Kooperation mit dem Von der Heydt-Museum Wuppertal die ideale Entsprechung gefunden. Walz verfügt über die Stimme, die Körperlichkeit und das Naturell, die nötig sind, um den Witz und die Wortgewalt des köstlichen Textes mit dem Originaltitel „Prefiero que me quite el sueño Goya a que lo haga cualquier hijo de puta“ (das muß man sich über die Zunge rollen lassen) zu vermitteln. Er tat es, die ungünstige Akustik des ausgewählten Raumes hinwegfegend, zum ungeteilten Vergnügen des zahlreichen Publikums und im Angesicht von Pablo Picassos ebenso kraftvollem Bild „Liegender Akt mit Katze“. Eine gute Dreiviertelstunde literarischer wie akustischer Genuß. Möchte man öfter haben.