Systeme der Abgrenzung

Malerei von Driss Ouadahi in der Kunsthalle Barmen

von Marion Meyer

Driss Ouadahi, Brise, 2009 - 190 x 240 cm, Öl auf Leinwand, Privatsammlung Krefeld

Systeme der Abgrenzung


Malerei von Driss Ouadahi mit Beiträgen von
Saâdane Afif, Kader Attia, Mona Hatoum, Susan Hefuna,
Mounir Fatmi und Tamara K.E.
 
Kunsthalle Barmen
25. Februar – 6. Mai 2018
 
Mit Driss Ouadahi (geb. 1959) zeigt die Von der Heydt-Kunsthalle einen seit langem in Deutschland lebenden Künstler nordafrikanischer Herkunft. Nach dem Beginn eines Architekturstudiums in Algier wechselte Driss Ouadahi zur Kunsthochschule in Algier und später zur Kunstakademie Düsseldorf (1988 bis 1994), wo er bei Michael Buthe sein Studium als Meisterschüler abschloß. Geprägt vom Licht seiner Heimat – wie seine frühe Farbfeldmalerei deutlich macht – wurde die Architektur der globalen Moderne für ihn zu einem zentralen Thema seiner Malerei. In den Hochhaussiedlungen, viele von ihnen als ewige Rohbauten im Stadtbild der europäischen wie nordafrikanischen Metropolen präsent, findet er spannungsvolle Kontraste. Gleichzeitig scheinen die prekären Umstände der Menschen auf, die in der Modernität des Neuen Bauens ein Zuhause suchen. Er rückt damit die Situation der „Banlieues“, wie es sie nicht nur in Frankreich gibt, in den Fokus.
 
Beispielhaft integriert die Ausstellung Positionen von internationalen Künstlerkollegen, mit denen Driss Ouadahi im direkten oder indirekten Austausch steht. Auch sie gehen mit unterschiedlichen Mitteln und Medien dem Themenkomplex von Migration, Kolonialisierung, Ab- und Ausgrenzung und Identität nach. Dazu gehören Susan Hefuna, Mona Hatoum, Kader Attia, Mounir Fatmi, Tamara K.E. und Saâdane Afif.
In den Bildern von Driss Ouadahi werden Parallelen und Differenzen deutlich, die heute das Leben in Europa und Nordafrika unaufhörlich miteinander verstricken. Die auf nordafrikanische Lehmbauten zurückzuführenden, u.a. von Le Corbusier entwickelten Bauformen des globalen modernen Städtebaus sind dafür ein Beispiel. Ouadahi wertet diesen Kulturtransfer nicht, wenn er Bilder zeigt, die an Hausfassaden oder Rohbauraster erinnern. Er arbeitet mit Verinnerlichung und konzentriert sich auf das, was Erinnerung konstituiert: die Farben und das Licht. Seine Malerei ist realistisch, aber das technisch komplexe Malverfahren transzendiert das Sujet.


Driss Ouadahi, To the ground, 2007, 175 x 220 cm, Öl auf Leinwand - Nadour Collection, Düsseldorf/Paris
 
Ursprünglich eher von einem gestalterischen Impuls geleitet, hat Ouadahi in den vergangenen Jahren aufeinanderfolgende Werkgruppen von hochaktueller Brisanz entwickelt. So zeigt die Ausstellung neben den Architekturansichten auch seine jüngst entstandene Werkgruppe „Fences“ – ausschnitthafte Nahaufnahmen von Maschendrahtzäunen, die unter dem Eindruck der Flüchtlingsbewegung eine neue Interpretation erfahren.
 
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, im Verlag Kettler, mit Beiträgen von Beate Eickhoff, Thomas Hirsch und Anna Storm (Verlag Kettler, 20 Euro).
Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr, Mo geschlossen
 
Weitere Informationen:  http://www.von-der-heydt-kunsthalle.de/