Wer einen heiteren Film sehen will, ist hier nicht gut beraten.

„Alte Jungs“ von Andy Bausch

von Renate Wagner

Alte Jungs
(Rusty Boys – Luxemburg 2017)

Drehbuch und Regie: Andy Bausch
Mit: André Jung, Ferdinand Fox, Marco Lorenzini, Paul Greisch u.a.
 
Keine Frage – wohlhabende alte Herrschaften, die sich in noble Seniorenresidenzen einkaufen, werden sich dort wohlfühlen und auch mit Respekt behandelt werden (sie zahlen ja). Alte Leute, die (meist von ihren Kindern) in Altersheime zweiter Klasse abgeschoben werden, haben da schon mehr Grund zur Beschwerde – nicht zuletzt für die andauernde Verletzung ihrer Menschenwürde, wenn man sie wie im Kindergarten reglementiert.
Das ist das Ausgangspunkt von „Alte Jungs“ des Luxemburgischen Drehbuchautors / Regisseurs Andy Bausch. Allerdings leidet auch dieser Film unter Werbesprüchen, die ihn als weit lustiger und schaumgebremster darstellen, als er ist – und auch vom Filmemacher gemeint ist. Aber wie will man etwas, das letztendlich Alltagstragödien abbildet, schon verkaufen? Zumal, wenn die „alten Jungs“ nicht im Leben Robert De Niro oder Morgan Freeman heißen, die mit (verlogenen) Filmen dieser Art so viel Erfolg haben?
Andy Bausch nimmt die Geschichte ernst: Das Altersheim, das er zeigt, ist nicht gemütlich, auch wenn gleich zu Beginn das Faktotum Nuckes (der wunderbare Bühnenschauspieler André Jung ist tatsächlich das einzige Gesicht, das man hier kennt) eine eindeutige Dame bei der Tür hereinläßt und voraus bezahlt – sie wäre als Geburtstagsgeschenk für einen der alten Herren gedacht, aber die überhebliche junge Direktrice des Unternehmens, die so gerne alle herunterputzt, hat dafür gar kein Verständnis.
 
Nach und nach schließt man nicht nur mit Nuckes, sondern auch mit Fons (Marco Lorenzini), Lull (Paul Greisch) und Jängi (Fernand Fox) Bekanntschaft, denen ihr Leben, so wie es ist, gewaltig auf die Nerven geht. Keiner von ihnen ist ein Star, ein bekanntes Filmgesicht oder gar spektakulär. So wie Andy Baum auch keinerlei Gefälligkeit in die Handlung einbaut – wer sich unabhängig machen will, braucht überall auf der Welt Geld, stellt er klar. Und das haben sie alle nicht.
So bleibt die Suche nach der persönlichen Freiheit eine Geschichte Frustration und Traurigkeit. Der Widerstand, den man in der Jugend geleistet hat, die selbständigen Persönlichkeiten, die man einmal war – die „alten Jungs“ und die alten Damen, die im Altersheim durchaus als Sympathisantinnen wirken, haben auf der Leinwand nichts Lustiges und Verlogenes zu erzählen.
Am Ende hat der Drehbuchautor eine kostbare Figur geopfert (Herzinfarkt und aus) und den anderen durch eine üppige Erbschaft eine Art von Happyend verschafft, das man auch nicht wirklich durchdenken will. Dennoch: Wer einen heiteren Film sehen will, ist hier nicht gut beraten.
Und noch etwas: Man sollte sich als Kinobesucher hierzulande – das voraus gewarnt! – vergewissern, daß man die „deutsche Synchronisation“ und nicht die Luxemburgische Originalfassung (ohne Untertitel) vorgesetzt bekommt: Die Sprache gilt zwar „nur“ als moselfränkischer Dialekt, aber man versteht kein Wort… das ist ja genau so schlimm wie Vorarlbergerisch, wenn es die „Einheimischen“ untereinander sprechen!

 
Renate Wagner