Notizen über die Liebe

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Notizen
 
Weltuntergang: Es regnete in Strömen. In Dörenhagen lief eine Ratte über die Straße. Wenn Gott die Menschen lieben würde, hätte er mir diesen Anblick erspart. War die Welt schon in der Hand des Teufels? Vielleicht wurde es Zeit, die Seiten zu wechseln. Auch der Teufel ist kein Kind von Traurigkeit. Die Digitalisierung schafft keine Kapazitäten um alle Probleme in den Griff zu kriegen. Die Digitalisierung erleichtert Luzifer die Arbeit. Der Mensch kommt dem Menschen nicht näher durch die Digitalisierung, sondern durch die Umarmung, durch den Kuß und durch ein gutes Wort. Die Digitalisierung erscheint wie der Streuselkuchen, den man nun in Form einer Pille genießen soll. Man sollte sich das Leben nicht durch eine Entfremdung näher bringen lassen. Die Digitalisierung erleichtert Beelzebub die Anwerbungen der Verschwender. Wir anderen können nicht damit umgehen, wenn etwas schneller geschieht als es soll.
 
Über Entschleunigung: Er hatte mal eine Frau von der er hätte alles haben können, nur geküsst. Wahrscheinlich waren sie deswegen noch zusammen. Sie hatten noch längst nicht alles ausprobiert. Er freute sich sogar auf morgen, da wollte er ihr das „Du“ anbieten.

Liebesgeschichte: Ich habe meinen Hund lieber, als du deinen Hund lieb hast. Ich habe auch meine Frau lieber, als du deine Frau lieb hast. Ich habe sogar auch deine Frau lieber, als du deine Frau lieb hast. Ich habe auch mein Land lieber, als du dein Land lieb hast. Ich habe auch dich lieber, als du mich lieb hast und das ist bei aller Liebe nicht einzusehen.

 

© Erwin Grosche

 Redaktion: Frank Becker