Weibergeschichten

Uli Brée – „Schwindelfrei“

von Robert Sernatini

Schmökerstoff aus dem Leben
 
Frauen sind gar nicht so.
Sie sind ganz anders.
Oder doch nicht?


 Die Frau fiel ihm sofort ins Herz.
Noch bevor er bestellen konnte.
Sie lehnte gelassen an der Theke.

Es kommt gar nicht darauf an, ob alles so war, wie Uli Brée es in seinen 27 Weibergeschichten – Ernestine tritt zweimal auf - plus Vorwort und Postscriptum erzählt. Schließlich ist er Romancier und nicht der Wahrheit, sondern der literarischen Faszination verpflichtet. Und die schafft er mit seinem neuen Buch „Schwindelfrei“. Dennoch, jede einzelne der höchst unterschiedlichen Erzählungen, ob bodenständig oder phantastisch, enthält spürbar so viel Wahrheit, daß man als erwachsener Leser, der immerhin im Leben auch schon einigen Frauen begegnet ist, viel davon gespiegelt sieht – und sich selbst das eine oder andere Mal in den geschilderten Schicksalen, Momenten und Situationen wiederfindet. Uli Brée hat aus dem Drehbuch des Lebens 26 durchaus realistische Frauenfiguren ausgewählt und ihnen in der großen Kunst der kleinen Form einprägsam und rührend, komisch und poetisch, dramatisch und originell, lebensnah und fesselnd Gestalt gegeben, von A wie Annette bis Z wie Zores. Ein unsichtbarer Faden verbindet raffiniert einige der Geschichten, so wie das Leben eben solche Fäden immer wieder bereit hält und dafür sorgt, daß sich Kreise schließen und man nicht verloren geht.
 
Ein „Problem“ stellt der Klappentext dieses originellen Buches dar, weil er so viel von dem auf den Punkt bringt, was der Rezensent gerne selber formuliert hätte. Aber da darf man nicht eitel sein, und deshalb zitiere ich ihn hier: „Frauen sind das Beste und manchmal auch das Schlimmste, was einem Mann passieren kann ... (…) Nichts in diesem Buch ist wirklich so geschehen und doch ist es genau so passiert. Uli Brée beleuchtet Abgründe, huldigt verflossenen Liebschaften, entführt uns in die Welt von realen und virtuellen Sehnsüchten und erweist sich als einer, der nie aufgehört hat, staunend vor der fremd-vertrauten Welt der Frauen zu stehen. Vor allem aber erinnert er uns an unsere eigenen Liebeshöhenflüge – und die darauf folgenden Abstürze. „Schwindelfrei“ erzählt vom ersten Sex, von Sekundenliebe, feuchten Jungenfantasien, absurden Träumen, von der großen Leidenschaft, von Hormonen und Schokolade oder Reisen durch eine Dating-App. Ein lustvolles und fast ehrliches Buch, das Uli Brée allen Frauen widmet.“
 
Wer das Leben und die Menschen schätzt, wer Frauen kennt oder ihr Wesen kennenlernen möchte, wer wundervolle, überraschende oder ernüchternde Geschichten voller Glücksmomente, Sinnfragen, Entscheidungen liebt, ist bei Uli Brées Weibergeschichten (verzichtbar die Illustrationen, bis auf die auf Seite 59) bestens aufgehoben. Das ist Schmökerstoff zum wieder Lesen.
 
Uli Brée – „Schwindelfrei“
Weibergeschichten (Frauen sind gar nicht so, sie sind ganz anders.)
© 2017 Residenz Verlag, 153 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, einige Illustrationen von Janny Herzog -  ISBN: 9783701716890
20,00 €
 
Weitere Informationen:  www.residenzverlag.at