Paul Kuhn ist DER Mann am Klavier

Der Entertainer, Pianist, Sänger und Bandleader begeisterte mit seinem Jubiläumskonzert in der Philharmonie Essen

von Andreas Rehnolt

Foto: Rafael Toussaint/Verantalter
Paul Kuhn ist DER Mann am Klavier

Der Entertainer, Pianist, Sänger und Bandleader begeisterte mit seinem Jubiläumskonzert in der Philharmonie Essen


Essen - "I can't give you anything but love" hauchte Paul Kuhn am Dienstagabend in der voll besetzten Essener Philharmonie zur Begrüßung ins Mikrofon. Und dabei flogen die Hände des kleinen, immer etwas zerknauscht aussehenden Musikers, der am 12. März seinen 80. Geburtstag feierte, über die Klaviatur des schwarz glänzenden Flügels, fast ohne sie zu berühren. Der Auftakt des Konzerts von "Paul Kuhn & The Best"-Band mit dem Filmorchester Babelsberg war bereits herrlich. Die weiteren zweieinhalb Stunden gerieten zu einem großartigen Konzertabend, in dem das überwiegend grauhaarige Publikum neben wunderschönen Songs auch im Plauderton von Kuhn erzählte Anekdoten von mal mehr, mal weniger bekannten Stars der internationalen Jazz-Geschichte erfuhr.

Der Saal swingte

Der gigantische Alfried Krupp-Saal der Philharmonie swingte förmlich mit, wenn die eleganten Strings mit dem typischen Paul Kuhn-Swing verschmolzen. Immer wieder gab's tosenden Applaus für den wegen einer Augenkrankheit fast blinden Musiker, für den sein Klavier das perfekte Kommunikationsinstrument darstellt. "As Time Goes By" ist der Titel seiner neuen Platte und ist auch der Titel des Konzerts, mit dem Kuhn noch bis zum 5. April durch Deutschland tourt. Heute und am Donnerstag ist er in Berlin, am Freitag im Leipziger Gewandhaus, am Samstag in Bielefeld, am Sonntag in Hannover. Am 3. April ist die lebende Jazz-Legende in der Hamburger Musikhalle, am 4. April in Schwäbisch Hall und 5. April im Stadttheater Amberg zu erleben.

Altmeister Paul Kuhn und seine Freunde

Fantastisch, wie der alte, quirlige Jazz-Virtuose die 88 Tasten des Konzertflügels streichelt und sämtliche Titel des Abends ohne Noten spielt. Toll auch die exklusive Allstar-Formation mit den Trompetern Ack van Rooyen und Claus Reichstaller, Posaunist Jiggs Whigham und die beiden Tenorsaxofonisten Gustl Mayer und Peter Weniger, die allesamt erstklassige Soli oder Duette spielten. Auch der Rhytmusgitarrist Tom Wohlert, Kontrabassist Martin Gjakonovski und der Gentleman-Schlagzeuger Willy Ketzer vom Paul Kuhn-Trio erweisen sich an diesem Konzertabend einmal mehr als würdige und hervorragende Begleitband des Altmeisters.
Der Schmelz der 18 Streicher unter der Leitung von Konzertmeister Torsten Scholz tat ein Übriges, um das Konzertereignis unvergeßlich zu machen. Einfach super, wie die Streicher das Duett der Tenorsaxophone "I'm getting sentimental over you" einleiten. "Die beiden spielen Saxophon und verstehen sich trotzdem", wirft Kuhn mit einem verschmitzten Lächeln ein. Der Musiker, der mit dem Ohrwurm "Geb'n Se dem Mann am Klavier noch ein Bier, noch ein Bier" vor über 50 Jahren berühmt wurde, bekennt im Verlauf des Konzerts, er habe "den Jazz nie vergessen". Vielen im Publikum scheint dies ebenso zu gehen. "Und daß der Jazz den Paul vergißt, das steht nicht zu befürchten", raunt mir kurz vor der Pause meine etwa 75-jährige Sitznachbarin ins Ohr.

Ein traumhafter Abend mit gewaltigem Schluß-Applaus

Natürlich kommen Hits wie "Limehouse Blues", "A Child is born" und das relativ neue Stück "Almost the Blues", das Kuhn im vergangenen Jahr komponierte. Wunderbar das "Yesterday" von Gustl Mayer am Tenorsaxophon und "Ol´ man River" aus dem Musical Show-Boat, bei dem alle 27 Akteure auf der riesigen Bühne zusammen spielen. Und natürlich fehlt an dem Abend auch nicht der Titelsong des Konzerts: "As Time Goes By", bei dem Paul Kuhn auch zeigt, daß er immer noch gut bei Stimme ist. "Die einfachen, schönen Dinge des Lebens bleiben, wie sie waren. Die Liebe, die Musik, der Mondschein und die gute Musik", verspricht er mit fast geschlossenen Augen dem hingerissenen Publikum. "Ein traumhafter Abend und ein wunderbarer Paul, der müßte immer 80 bleiben", betont meine Sitznachbarin nach einem gewaltigen Schluß-Applaus, der sicherlich auch ein bißchen Geburtstags-Beifall war.

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