Gedenkveranstaltungen zur Pogromnacht vor 79 Jahren

von Andreas Rehnolt
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Zahlreiche Gedenkveranstaltungen
zur Pogromnacht vor 79 Jahren in NRW
 
Kirchen, Kommunen und Gedenkstätten erinnern an die Zerstörung
von deutschlandweit über 1.400 Synagogen und jüdischen Gebetssälen
durch die Nationalsozialisten in der Nacht zum 10. November 1938
 
Mit Gottesdiensten, Ausstellungen, Vortragsveranstaltungen und Kranzniederlegungen erinnern Kirchen, jüdische Gemeinden, Stadtverwaltungen und Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen rund um die Nacht vom 9. auf den 10. November an die Pogromnacht der Nationalsozialisten vor nunmehr 79 Jahren. Die Nazis nannten damals die Nacht judenfeindlicher Hetze und Übergriffe in ihrer Propagandasprache verhöhnend „Reichskristallnacht“.
Sie schändeten und zerstörten über 1.400 Synagogen und jüdische Gebetssäle. Deutschlandweit wurden rund 30.000 Menschen verhaftet und etwa 400 ermordet oder in den Tod getrieben. Der 9. November ist in der jüdischen Erinnerungskultur der spezifische Gedenktag an den Untergang des deutschen Judentums. Die Pogrome markieren zudem den dramatischen Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung und Ermordung.
 
In Düsseldorf gibt es bereits am 8. November zur Erinnerung an die Pogromnacht einen abendlichen Rundgang auf den Spuren der jüdischen Familie Oppenheimer, die vor 79 Jahren überfallen, schwer verletzt und teilweise in ein Konzentrationslager deportiert wurde. Im Anschluß findet in der katholischen St. Rochuns-Kirche ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. Die Jüdische Gemeinde in der NRW-Landeshauptstadt - die drittgrößte jüdische Gemeinde bundesweit - lädt am Jahrestag zu einem stillen Gedenken und Gebet am Gedenkstein für die 1938 zerstörte Synagoge auf der Kasernenstraße.
In Ratingen findet am 9. November eine Gedenkfeier im örtlichen Medienzentrum statt, bei der unter anderem Vertreter des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Nordrhein sprechen werden. Im Anschluß findet eine Kranzniederlegung auf dem Jüdischen Friedhof statt. Bürgermeister Klaus Pesch hat die Bürger eingeladen, an der Feier teilzunehmen und sich „an die Verpflichtungen für die Gegenwart“ zu erinnern. In Krefeld findet die Gedenkfeier und das Erinnern an die Opfer der örtlichen jüdischen Gemeinde auf dem Platz an der Alten Synagoge statt.
 
In Wuppertal-Elberfeld findet ein Gedenkrundgang unter dem Motto „Erinnern heißt handeln“ statt. Er beginnt gegen 11 Uhr am Jüdischen Friedhof am Weinberg. Am Abend gibt es in der Begegnungsstätte Alte Synagoge eine Veranstaltung zum Thema „Das Leben und Überleben“. Gegen 19 Uhr gibt es noch eine Veranstaltung in der Citykirche, die sich mit dem Thema „Die AfD und die soziale Frage“ befaßt. Die Stadt Mülheim/Ruhr und die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen gedenken in einer Feierstunde um 11 Uhr mit anschließender Kranzniederlegung den Opfern der Pogromnacht.
Anläßlich des Jahrestages findet in Dortmund unter anderem um 15 Uhr eine Gedenkstunde unter dem Motto „Der Tod ist endgültig - das Erinnern ewig“ statt. Die Veranstaltung ist am jüdischen Mahnmal an der Arminiusstraße/Dorstfelder Hellweg. Veranstalter ist unter anderem die Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner. In Essen gibt es um 17 Uhr unter dem Motto „Erinnern - Um Vergebung bitten - Umkehren - Erneuert leben“ einen Ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Marktkirche. Im niederrheinischen Moers werden am Mahnmal „Synagogenbogen“ ab 11 Uhr die Namen der verschleppten und getöteten jüdischen Bürger verlesen.
 
Auch in Köln gibt es verschiedene Veranstaltungen. So etwa eine Gedenkstunde für deportiere Juden am Löwenbrunnen auf dem Erich-Klibansky-Platz um 12 Uhr. In der Erlöserkirche in Köln-Mauenheim wird am Abend die Ausstellung „Namen statt Nummern“ mit Biographien ehemaliger Opfer des KZ-Dachau eröffnet. In der Lukaskirche in Köln-Porz findet ab 19 Uhr unter dem Titel „Wir glauben an den Gott Israels“ ein Gottesdienst gegen das Vergessen statt.
In Gütersloh laden der Christenrat und die Stadt für 17 Uhr zu einem Gedenken an den Synagogenstein. Dabei sollen Kerzen entzündet werden, um „ein Licht zu setzen gegen Hass und Gewalt, Ausgrenzung und Diskriminierung“, hieß es im Vorfeld. In der Aula des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums findet danach eine Autorenlesung unter dem Titel „Wir schweigen nicht! Der Weg der weißen Rose und der Weg der Geschwister Scholl in den Widerstand“ statt.
 
In Duisburg erinnert die Stadt gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ab 18 Uhr im Rathaus an die schrecklichen Geschehnisse vor 79 Jahren. Stadtdechant Bernhard Lücking wird zum Thema „Die Zukunft der Erinnerung - Gedanken zu einer zeitgemäßen Erinnerungskultur“ sprechen. Im Anschluß findet ein Schweigemarsch zur Gedenkstätte am Rabbiner-Neumarkt-Weg mit einer Kranzniederlegung statt. Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Pogromnacht finden auch in Bonn, Münster, Aachen, Gelsenkirchen und anderen Städten und Gemeinden in NRW statt.