Peanuts ohne Peanuts - Eine eloquente Analyse

Joachim Kalka – „Peanuts“

von Frank Becker

Peanuts ohne Peanuts
 
Eine eloquente Analyse
 
„Ewig läuft das Stundenglas.“
(Novalis)
 
Erst vor wenigen Wochen haben wir Ihnen hier den brandneuen, opulenten Prachtband der Peanuts-Sonntagsseiten aus dem Carlsen Verlag vorgestellt, eine reine Freude für Seele und Zwerchfell. Nun folgt auf dem Fuße ein Buch, das uns die Peanuts erklärt. In der neuen Reihe „100 Seiten“ des Reclam Verlags  hat Comic-Fachmann Joachim Kalka es sich vor die Brust genommen, in kompakter Form in die Thematik dieses beliebten Comic Strips, seine Figuren und vor allem in die Intentionen ihres Schöpfers, des unvergessenen Charles M. Schulz (1922-2000) einzuführen. Und er macht es hervorragend, denn er hat seine Hausaufgaben außerordentlich gut gemacht.
Es wird wohl an der allgemeinen Bekanntheit der längst auch in Deutschland zur Alltagskultur zählenden Figuren der Peanuts-Strips (Charlie Brown, Snoopy, Linus van Pelt, Lucy van Pelt, Sally Brown, Woodstock, Schroeder, Pig-Pen, Peppermit Patty, Marcie u.a.m.) liegen, daß man sie in der Beschreibung Joachim Kalkas auch ohne die Illustrationen von Charles M. Schulz wiedererkennt. Man hat sie einfach vor Augen. Warum man in dem Buch keinen Peanuts-Strip sieht, bleibt unerklärt. Da wirken denn auch die wenigen ersatzweise eingestreuten belanglosen Fotografien ein wenig hilflos.
Was uns Joachim Kalka aber über Figuren, Hintergründe, Psychologie und Philosophie der Peanuts erzählt, oft mit eloquenten literarischen Parallelen und wohlausgesuchten Zitaten sowie Rückgriffen auf andere Comics, ist aufschlußreich, auch über den sich verändernden Zustand der amerikanischen Gesellschaft, erhellend und es öffnet auch dem geübten Peanuts-Leser noch manche Einsicht. Kalka schließt mit dieser Untersuchung, einem wichtigen Buch zum Thema, eine Lücke. Der Rückendeckel zitiert: „Dieser sehr liebevoll gezeichnete Strip ist im Grunde von hochneurotischer Schwärze: ein düsteres Märchen vom fortwährenden Scheitern. Trotzdem ist diese merkwürdige Legierung aus brutaler Gemeinheit, Zutraulichkeit und Komik ein Meisterwerk.“ Sehr zu empfehlen.
 
Zum Schluß gibt Joachim Kalka einige wenige Lektüretips, die ich hier ergänzen möchte:
- Charles M. Schulz – „Radise liv“, 1970 Gyldendal, Kopenhagen
- Charles M. Schulz - „I Never Promised You an Apple Orchard“, 1976 Holt, Rinehart and  
  Winston, New York
- Charles M. Schulz - „Charlie Brown, Snoopy and Me, 1981 W.H. Allen, London
- Charles M. Schulz – „Lucy – Mehr als ein hübsches Gesicht“, 2000 Baumhaus Verlag,
  Frankfurt/M.
- Charles M. Schulz – „50 Jahre Peanuts“, 2005 Baumhaus Verlag, Frankfurt/M.
- Charles M. Schulz – „Das große Peanuts Buch“, 2010 Carlsen Comics
- Charles M. Schulz – „Peanuts Sonntagsseiten – Snoopy der Star!“, 2017 Carlsen Comics
 
Joachim Kalka – „Peanuts“
Originalausgabe
© 2017 Reclam Verlag 100 Seiten, Broschur, 11,4 x 17 cm, mit einigen Fotos und einer graphischen Übersicht über ein Peanuts-Jahr - ISBN 978-3-15-020448-1
10,- €
 
Weitere Informationen: www.reclam.de/100Seiten