Den Nagel auf den Kopf getroffen

Kleingeldaffäre³ von Elfriede Hammerl

von Renate Wagner

Foto © Rolf Bock

Wien: Freie Bühne Wieden:

Kleingeldaffäre³
von Elfriede Hammerl

Premiere: 17.Oktober 2017
besucht wurde die Generalprobe
 
Es werden wohl vor allem Frauen sein, die vierzehntägig auf die Glossen warten, in denen Elfriede Hammerl im „Profil“ aktuelle Ereignisse so herrlich auf den „weiblichen“ Punkt bringt. Ihr journalistischer Ruhm verdunkelt gewissermaßen den der Autorin, deren Beiträge zum Zeitgeist absolut Qualität haben.
In der Freien Bühne Wieden hat Direktorin (und dann auch Regisseurin) Michaela Ehrenstein den Hammerl-Prosatext „Kleingeldaffäre“ dramatisiert, das „hoch 3“ neben dem Titel weist darauf hin, daß drei Frauen die Geschichte erzählen, aber eigentlich sind sie ein- und dieselbe – mit ein- und demselben Schicksal. Das „Kleingeld“ des Titels sind nicht nur die paar Scheine, die der nur gesprächsweise anwesende „Held“ mit der schlichten Bezeichnung „G“ seiner Geliebten manchmal zusteckt. Es ist vielmehr Kleingeld der Gefühle, das hier gewechselt wird… und das auf unendlich typische Art und Weise.
Üblicherweise bedauert man bei einer Dreiecksgeschichte klassischen Zuschnitts die „arme betrogene Ehefrau“, aber die harte Realität des Lebens weiß es anders: Die Opfer sind fast immer die Geliebten, die vergeblich um den Platz im Leben des Mannes kämpfen, der zwar vorgibt, sie zu lieben, aber die Gattin einfach nicht verlassen kann, wie er so überzeugend versichert.
 
Drei Frauen, 50 plus, erzählen nun, wie es einer solchen Geliebten eines noch viel älteren Mannes geht, wie aufreibend Alltag und Gefühlswelt sind, wenn man stets nur die versteckte Zweite ist, mit welchen Lebenslügen man sich durchs Dasein quält, mit Fluchtversuchen und Liebesanfällen, immer hin- und hergerissen zwischen den eigenen Gefühlen, denen man nicht entkommt. Wenn da trotz nur 70minütiger Spieldauer manche Wiederholung aufkommt, ist auch das dem Leben abgelauscht: Die ewigen Klagen sind schließlich auch immer dieselben.
Drei Damen stimmen diesen Klagegesang an, mehr elegisch als humorvoll, wobei Anita Kolbert die harschesten Töne des Ärgers anschlagen darf, Irene Budischowsky die lyrischsten und Stephanie Fürstenberg am elegantesten dazwischen schwebt. Regisseurin Michaela Ehrenstein versucht die Darstellerinnen durch eine Menge Lichtregie auseinander zu halten, was ein wenig ermüdend wirkt – es wäre viel einfacher, ihnen bei Licht zu erlauben, sich fließende Stichworte zuzuwerfen.
 
So, wie unsere Gesellschaft strukturiert ist, wird manche Dame im Zuschauerraum das gezeigte Schicksal nachvollziehen können (und manch verheirateter Mann seufzen, wie anstrengend das Leben mit zwei Frauen ist…). Solcherart hat Elfriede Hammerl wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen.
 
Renate Wagner