Ein Sack voller Klischees

„Ostfriesenkiller“ von Sven Bohse

von Frank Becker

© ZDF
Ein Sack voller Klischees
 
„Ostfriesenkiller“ von Sven Bohse
Nach dem Kriminalroman von Klaus-Peter Wolf
 
Wer erschießt nächtens durch natürlich auch beim Sex unverhängte und hell beleuchtete Panoramafenster Leiter eines Heims für Behinderte? Wer meuchelt am nächtlichen Strand mit dem Bajonett einen Praktikanten des Heims? Und wer killt bei Nacht und Nebel einen dritten Mitarbeiter? War es der ruppige Möbelhändler (Uwe Bohm, dem traut man doch alles zu), bei dem das Gewehr gefunden wird? War es der Schleusenwärter, war es der Deichgraf oder der Schimmelreiter? Nee, ist nur Jux, die kommen gar nicht vor.

Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen (Christiane Paul), die (na klar, wieso sollte es mal eine ganz normale Kommissarin ohne psychischen Knacks oder Scheidung geben?) gerade selbst in einer tiefen Lebenskrise steckt und an ihren Kollegen vorbeiarbeitet, muß das Rätsel lösen. In heutigen Krimis ist es schick, daß unfähige Polizistinnen ihre eigenen Wege gehen und natürlich ohne Eigensicherung und Austausch mit dem Team stumm rumermitteln, im entscheidenden Moment ihr Handy irgendwo liegen lassen und keine Knarre mithaben. Kommissarin Klaasen erfüllt das alles. Leute, das ist so öde, daß man es wirklich nicht mehr sehen mag.
Aber es gibt wenigstens durch die übrige Besetzung ein paar lichte Momente: Christian Erdmann ist der Fels in der künstlichen Brandung, Barnaby Metschurat macht mit etwas Witz eine gute Figur und Peter Heinrich Brix als Chef kommt glaubhaft an. Vincent Krüger hat zwar nur eine Nebenrolle, überzeugt aber in der hilflosen Brutalität seiner Figur. Svenja Jung aber nimmt man die süße Minderbemittelte trotz aller dramatisch überzogenen Versuche nicht ab und Sandra Borgmann erfüllt wie stets ihr eigenes Klischee. Im Cast nicht erwähnt, aber in ihrer kleinen Nebenrolle überzeugend ist Stefanie Höner, eine Charakterdarstellerin.
 
Der ZDF-Werbetext für diesen Film der düsteren Bilder, der nichts als ein Sack volle Klischees ist, hebt reißerisch auf genau das ab, womit man heute einen Krimi verkauft: „Lebenskrise der Kommissarin“ - „…mit äußerster Brutalität und Präzision getöteten Opfer“ – „…grausam ermordet“ – „…mit vernichtendem Zorn gegen die nächsten Opfer…“. Das ist einfach zu billig.
 
Jetzt auf DVD zu haben. Weitere Informationen:  www.zdf-shop.de  -  www.zdf.de/filme/ostfrieslandkrimis/ostfriesenkiller-106.html