Grimme-Preise überwiegend an die Öffentlich Rechtlichen Sendeanstalten

Eine Zusammenfassung

von Andreas Rehnolt

Grimme-Preis auch für Dokumentarfilm
"Unser täglich Brot"




Adolf-Grimme-Institut lobt vor allem starke Fernsehfilme und TV-Dokumentationen - Privatsender nur bei Unterhaltung stark


Düsseldorf - Die Fernsehdokumentation "Unser täglich Brot" von Nikolaus Geyrhalter und Wolfgang Widerhofer übe die hochmechanisierte Produktion von Nahrungsmitteln erhält in diesem Jahr einen der begehrten Grimme-Preise in der Kategorie Information und Kultur. Wie der Direktor des Adolf-Grimme-Instituts, Uwe Kammann am Mittwoch in Düsseldorf bei der Bekanntgabe der Preisträger für den wichtigsten deutschsprachigen TV-Preis erklärte, gab es alleine in dieser Wettbewerbs-Kategorie rund 300 Vorschläge. Werner Ruzicka von der Jury betonte, "Unser täglich Brot", eine Gemeinschaftsproduktion von ZDF, 3sat und ORF sei "ein Film ohne Kommentar, ohne Expertenmeinung, ohne empörte Betroffenheit und ohne raunen des Entsetzen" und habe gerade so durch die Macht der Bilder überzeugt.

Auch die anderen vier Preisträger im Wettbewerb Information und Kultur seien journalistisch gut recherchiert gewesen, hätten Kontroversen ausgelöst und provoziert. Die anderen vier der begehrten Grimme-Preise in diesem Genre gehen an die ZDF-arte-Produktion "Das kurze Leben des Jose Antonio Gutierrez", die Gemeinschaftsproduktion von ZDF, 3sat und Hessischem Rundfunk "monks - the transatlantic feedback", die NDR-WDRE-arte Produktion "Luise - eine deutsche Muslima" und die Dokumentation "Zwischen Wahnsinn und Kunst" von SWR und ZDF-dokukanal. Diese Produktion erhält zudem den Publikumspreis der Marler Gruppe, sagte Ruzicka am Mittwoch vor der Presse.
Besonders stark im TV-Jahr 2007 war nach den Worten von Kammann die Sparte der Fiktion. Hier hätte nach Angaben von Jury-Mitglied Richard Precht locker "die doppelte Anzahl von Preisen vergeben werden können". Precht lobte die ZDF-Arte-Produktion "Eine andere Liga" über die 20-jährige deutsch-türkische Fußballerin Hayat, die nach einer Brustkrebsoperation wieder leben lernen muss als "großartige Vision" und einen TV-Film der alle Qualitäten eines Kinofilms habe. Der ZDF-Arte-Polizeifilm "Eine Stadt wird erpresst", mit dem Regisseur Dominik Graf seinen nunmehr siebten Grimme-Preis einfährt, nannte die Jury ein "Glanzstück des Genres". Auch die ARD-WDR-Produktion "Guten Morgen, Herr Grothe", über einen engagierten Lehrer und seine verhaltensauffälligen Schüler überzeugte die Jury als "leiser Film zu einer lauten Debatte". Schließlich bekommen den Grimme-Preis in der Rubrik Fiktion der ZDF-Film "KDD-Kriminaldauerdienst" und die ZDF-Arte-Produktion "An die Grenze" als "Liebesdrama und Stück DDR-Geschichte.
Nur die Preisträger im Wettbewerb Unterhaltung waren nach Angaben von Jury-Mitglied Gerd Hallenberger relativ leicht zu ermitteln. Die begehrte TV-Trophäe erhalten die Produktion "Dr. Psycho" von ProSieben sowie die Sat.1-Produktion "Fröhliche Weihnachten mit Anke Engelke und Bastian Pastewka als Hauptdarsteller. Hier kritisierte die Grimme-Jury die "ängstlichen Sender, die das Risiko gescheut und keine eigenen Entwicklungen gewagt" hätten. Zudem habe es nicht viel Neues gegeben. Dennoch konnte "Dr. Psycho" als deutsche Eigenentwicklung und "hochexplosive Mischung aus Komödien und Krimi" überzeugen, betonten Hallenberger. Und Engelke und Pastewka hätten als Wolfgang und Anneliese in "Fröhliche Weihnachten" eine gekonnt-schräge Parodie auf alle Weihnachtsshows im deutschen TV abgeliefert.

Der Sonderpreis Kultur des Landes NRW geht an die Regisseurin Sanda Schießl für ihre ZDF-Produktion "Tomte Tummetott und der Fuchs", einen aufwändigen weihnachtlichen Puppentrickfilm, der auf einem Buch der berühmten schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren basiert. Di Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschulverbandes bekommt in diesem Jahr die Schauspielerin Iris Berben, die laut Kammann seit 40 Jahren "für einen großen Farbenreichtum im deutschen Fernsehen" steht.

Der 44. Adolf-Grimme-Preis wird am 4. April in Marl verliehen. Der TV-Sender 3sat überträgt die Preisverleihung ab 22.25 Uhr.