Eher bescheiden ausgefallen

„Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt“ von Arne Feldhusen

von Renate Wagner

Magical Mystery
oder
Die Rückkehr des Karl Schmidt
(Deutschland 2017)

Regie: Arne Feldhusen
Mit: Charly Hübner, Detlev Buck, Marc Hosemann, Annika Meier, Therese Affolter, Sarah Victoria Frick u.a.
 
Magisch und mysteriös ist an diesem Film, entgegen der Behauptung im Titel, rein gar nichts, aber die Sache ist ja ironisch gemeint. Wenn „nostalgisch“ ein kuscheliger Begriff sein soll, findet man auch davon nichts. Immerhin wird man in frühere Welten zurück katapultiert – und das mit Karl Schmidt, dem Romanhelden von Sven Regener (der schon mit seinem Buch „Herr Lehmann“ auf die Leinwand kam, damals inszeniert von Leander Haussmann, mit Christian Ulmen in der Titelrolle – Lachen über die die gute, alte DDR).
 
Hier ist man nun in den neunziger Jahren, man bezahlt noch in D-Mark! Karl, der „einmal ein Künstler war“, ein „Ex-Irrer mit depressiven Schüben“, hat den Mauerfall emotional nicht so gut überstanden und wohnt – nein, nicht wirklich in der „Klapse“, man nennt diese Hamburger Wohngemeinschaft für Druggies (wo in einer Nebenrolle die aus dem Burgtheater noch wohl erinnerliche Therese Affolter auftaucht) natürlich nicht so. Das ist eine „beaufsichtigten Wohngemeinschaft für Therapiebedürftige“: Man ist korrekt, wenn auch nicht so wie heute, aber man geht ordentlich mit diesen unglückseligen Typen um. Karl, der da als eine Art Hausmeister agiert und besonders Tiere liebt, wird sogar in einen Urlaub gezwungen, den er nicht will, aber der steht ihm zu, also los…!
Ja, und dann trifft er zufällig die alte Berliner Blase wieder, die mittlerweile in Musik machen („So gut wie die Beatles seid ihr aber nicht!“) und in „Vintage“ denken, bevor der Begriff noch erfunden war: Die beschließen eine Tournee durch die Bundesrepublik, Back to the Hippie-Sixties, Magical Mystery!, ein bißchen Nostalgie mit Musik ausbeuten, und der Karl könnte doch ihren Klapperbus fahren, nicht wahr? Und los geht es… nur daß das Ganze dermaßen hilflos dahinwackelt (und daran ändert sich nichts), daß der Endeffekt im Grunde nur – Langeweile ist…
 
Auch wenn Detlev Buck mit der gelben Locke, die ihm stets ins Gesicht fällt, so schräg und laut ist wie eh und je, wenn Marc Hosemann so betropetzt dreinsieht, daß es manchmal wirklich komisch ist, und Annika Meier als Rosa den Sex locker nimmt („Wir machen aber jetzt keine große Sache daraus?“), und wenn schließlich unsere bekannt alternative Burgschauspielerin Sarah Victoria Frick da sehr gut dazu paßt (man hat nur leider vergessen, ihr eine Rolle zu schreiben) – so besonders interessant sind sie alle nicht. Nur Charly Hübner ist ein so genuiner Typ, daß er als dieser Karl Schmidt überzeugend in sich ruht und zumindest die volle Glaubwürdigkeit seiner Figur mitbringt. Die angestrebte Komik ist aber selbst bei ihm nur bescheiden vertreten.
 
Buch und Film (Arne Feldhusen inszeniert stilsicher) lassen uns Karl und seine Außenseiter-Freunde betrachten, als wären sie seltsame Tiere im Zoo. Es scheint fraglich, ob selbst Leute, die ihrerseits ein Stückchen alternative Vergangenheit aufzuweisen haben, sich hier zuhause fühlen werden. Am Ende hat man – nachdem das ganze Road Movie hindurch so gut wie nichts passiert ist außer ein bißchen Blödsinn (besonders stark vertreten in der parodistischen Bayern-Station des Busses) – das Gefühl: Wenn es darum ging, eine Partie hoffnungsloser Loser zu schildern, okay. Aber was sollte mich daran groß interessieren?
 
 
Renate Wagner