Spannung? Fehlanzeige.

„Der dunkle Turm“ von Nikolaj Arcel

von Renate Wagner

Der dunkle Turm
(The Dark Tower / USA / 2017)

Regie: Nikolaj Arcel
Mit:
Idris Elba, Matthew McConaughey, Tom Taylor, u.a.
 
Am besten ist es wohl, gleich zuzugeben, daß man in seinem Leben noch keinen Stephen King-Roman gelesen hat, ist ja nicht sooo eine Schande. Also geht man unbeleckt in „The Dark Tower“, wenn man auch a priori die klagenden Einwände der Fans voll nachvollziehen kann, ein achtbändiges Romanwerk eigne sich wohl nicht dazu, auf eineinhalb Kinospielstunden eingedampft zu werden. Für Harry Potter gab es ja auch acht oder neun oder wie viele Filme auch immer…
Nähert man sich dem „Dunklen Turm“ unbefangen, findet man SciFi in seiner schlichtesten Version. Sicher, da hat sich jemand (in diesem Fall Stephen King, dessen Leser-Fans wohl in die Millionen und Abermillionen gehen) ein künstliches Universum geschaffen, Gut, Böse, ein dunkler Turm, der das Ende bedeutet, und ein Gleiten zwischen Welten und Zeiten, wie es längst üblich geworden ist. Da hüpft man ganz schön hin und her zwischen Brooklyn und Fantasy, über Klarheit des Geschehens kann man sich nicht ein einziges Mal beklagen, über Originalität auch nicht. Und was an Action-Computer-Kunststücken geboten wird, bleibt weit unter dem Durchschnitt dieser Art von Filmen.
Kurz, der dänische Regisseur Nikolaj Arcel, der in seiner Heimat „Arthouse“-Filme machte, bevor er die neue Struensee-Verfilmung lieferte (sogar mit Oscar-Nominierung für den besten ausländischen Film), die auch bei uns wahrgenommen wurde, hat mit seinem ersten Hollywood-Blockbuster nichts Besonderes geliefert. Apropos Blockbuster – der Filmstart war so schlecht, daß man vielleicht alle Ideen auf Fortsetzungen und Spin-Offs zumindest verschieben wird.
 
Wie so oft wird die Geschichte an einem Kind aufhängt – der zwölfjährige, vaterlose Jake Chambers (Tom Taylor ist kein herziger Hauptdarsteller, sondern einer, der wirklich gehetzt wirkt) ist wohl ein bißchen „psychic“, jedenfalls hat er Erscheinungen aller Art, während rundum, in der normalen Welt in Brooklyn, auffallend oft die Erde bebt. Was er in seinen Träumen sieht, zeichnet er auf, aber natürlich glaubt ihm niemand, daß Schlimmes droht …
Man ahnt schon, daß Diesseits und Andere Welten irgendwann zusammen kommen werden – jedenfalls wundert man sich nicht, daß Jack durch ein magisches Tor (in irgendeiner betonierten Halle) in eine undefinierbare, von King „Mittwelt“ genannte Dimension gerät, wo er durch Steinwüsten wandernd dann notgedrungen früher oder später seinem Begleiter begegnen muß. Dieser, von King als „Gunslinger“ bezeichnet (was schlicht Revolverheld bedeutet), erscheint recht eindimensional und nur gelegentlich mit etwas menschlicher Empathie in Gestalt von Idris Elba (der sich, wie man gelesen hat, selbst gern als James Bond sähe… und nur in seiner Darstellung des Nelson Mandela einst wirklich gut war).
Er ist der Gegner des „Mannes in Schwarz“, ein offenbar ganz mächtiger und schrecklich fieser Magier… Irgendwo steht auch dessen Hauptquartier, und auf den ersten Blick hat Matthew McConaughey – vielleicht durch die Frisur und das böse G’schau – Ähnlichkeit mit Schwarzenegger, und obwohl Oscar-Preisträger (damals hatte er allerdings eine wirkliche Rolle), ist seine Leistung mit schiefem Blick und hochmütig verzogenem Mund nicht bedeutend. Fast macht er sich in seiner Künstlichkeit lächerlich.
 
Um das Resümee gleich vorweg zu nehmen: Mit Elba und McConaughey sowie mit Tom Taylor als nicht weiter charismatischem jungen Darsteller ist „Der dunkle Turm“ schon auf dieser Ebene nicht reizvoll – ebenso wenig wie die Geschichte, die kaum vorhandene Spannung oder die Machart. Immerhin gibt es eine ganz amüsante Szene, wo im Showdown unser Revolvermann auf den magischen Mann in Schwarz zielt und zielt und zielt und nichts erreicht, weil dieser alles mit den Händen abfängt, was auf ihn zukommt. Wie er dann doch gekillt wird? Na, über die Bande.
Also, wer ein Fan von Kings achtbändigem Werk ist, kann hier augenscheinlich nicht glücklich werden. Und wer es nicht kennt, der vermutet, daß er es nach diesem Film nicht braucht.
 
 
Renate Wagner