Von „Bakku-shan“ bis „Shlimazl“

David Tripolina – „Einzigartige Wörter“

von Frank Becker

Mbuki-Mvuki
 
Dieser kleine Führer durch die sprachkulturellen Besonderheiten vieler Länder der Erde ist absolut keine „Schnapsidee“ (S. 122) und wird garantiert nicht zum „Tsundoku“ (S. 134) werden, denn es sorgt für „Jouissance“ (S. 65).
David Tripolina hat sich in den Kulturen der Welt umgesehen und Begriffe zusammengetragen, die anscheinend so nur in einer einzigen Sprache existieren und mit (meist) einem Wort einen oft sehr komplexen Seelenzustand, ein Lebensgefühl oder eine Situation beschreiben. Da wir aus jüngsten Untersuchungen laut „World Happiness Report“ wissen, daß die Menschen in Norwegen, Dänemark und Island, also in skandinavischen Ländern die glücklichsten der Welt sind, wundert es auch nicht, daß Begriffe wie „Hygge“ (S. 57), „Arbejdsglaede“ (S. 12), „Utepils“ (S. 139), „Koselig“ (S. 74) oder „Gökotta“ (S. 49) dabei sind.

Es ist ein unterhaltsamer Sprach-Cicerone, aber der Autor geht ein wenig zu leichtfertig mit dem Begriff der Einzigartigkeit um – und widerlegt sich gelegentlich sogar selbst. So ist das niederländische „Struisvogelpolitiek“ (S. 127) nun ganz gewiß nicht niederländische Domäne, erinnert man sich an die „Vogelstraußpolitik“ im deutschen Sprachgebrauch. Und das schwedische „Tjuvsmaka“ (S. 133) klingt doch recht ähnlich wie das nowegische „Tyvsmake“ (S. 135). Derlei Beispiele finden sich noch einige. Doch möchte ich nicht das Verdienst des fleißigen Autors im Allgemeinen schmäleren. Ohne ihn hätte ich das vernichtende japanische „Bakku-shan“ (S. 16), das enorm aufbauende, ebenfalls japanische „Seijaku“ (S. 122), das niederländische „Queesting (S. 112) oder das heitere jiddische „Shlimazl“ (S. 123) nie kennengelernt. Es fällt auf, daß viele der „erhabensten“ Begriffe in der japanischen Sprache zu finden sind, während Warmherzigkeit in den skandinavischen Sprachen eine große Rolle spielt. Das erzählt doch auch etwas.
 
Sie werden bemerkt haben, daß ich die Worterklärungen nicht mitliefere. Das soll Sie in den Buchladen treiben, um selber nachzulesen. Mit dem angeblichen Bantu-Wort „Mbuki-Mvuki“, dessen Erklärung ich ausnahmsweise doch nenne (S. 86 für „ungehemmt tanzen“), fühle ich mich aber doch ordentlich genasführt – oder hat sich Herr Tripolina vergackeiern lassen und sich das Wort nie laut vorgesagt? Tun Sie´s mal flott und flüssig und Sie werden darüber schmunzeln wie ich. Wieviel in dem Buch Wahrheit, Erfindung oder Irrtum ist, möge der amüsierte Leser selber herausfinden.
 
David Tripolina – „Einzigartige Wörter“
333 Begriffe, die es nur in einer Sprache gibt – und was sie bedeuten
© 2017 riva Verlag, 160 Seiten, Broschur - ISBN: 978-3-7423-0161-1
9,99 €
 
Weitere Informationen:  https://www.m-vg.de