Beckfelds Briefe

An Alexander Klaws

von Hermann Beckfeld

Hermann Beckfeld - Foto © Dieter Menne
Lieber Alexander Klaws,
 
für mich sind Sie der mutige Tarzan, der durch das Theater fliegt und sich 20 Meter in die Tiefe stürzt; Sie sind der gutaussehende Tony Manero aus „Saturday Night Fever“, der während der Woche in einem Laden Farben verkauft, aber am Samstag bei Tanzwettbewerben in der Disco seinen Traum lebt; vor allem jedoch sind Sie der talentierte junge Mann Alexander Klaws  aus Sendenhorst, der hart an sich arbeitet, um erfolgreich zu sein.
Als Sie 2003 die erste Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ gewannen, saß ich vor dem Fernseher, weil meine Töchter, damals acht und elf Jahre alt, von Ihnen schwärmten und möglichst keine Sendung und auf keinen Fall das Finale gegen die Favoritin Juliette Schoppmann verpassen wollten.
Ich muß zugeben, daß ich Sie lange Zeit unterschätzt habe; wohl auch, weil mir die Show immer kommerzieller, immer verlogener vorkam; weil ich mich fremdschämte für selbsternannte Talente, die sich lächerlich machten oder die lächerlich gemacht wurden. Ich steckte Sie in eine Schublade mit all den Küblböcks und Medlocks, einfältigen, überheblichen, abstoßenden, ja peinlichen Typen, die der schnelle Ruhm überforderte, die sich selbst im Wege standen und wie Sie anfangs von Ziehvater Dieter Bohlen gnadenlos vermarktet wurden.  Auch Sie starteten mit seinen Hits wie „Take Me Tonight“ durch, verdienten gutes Geld mit schmusigen Ohrwürmern und simplen, weichgespülten Texten.
Anders als viele Ihrer Nachfolger hatten Sie aber nicht das Chaoten-Image. Sie waren für mich der aalglatte Bohlen-Sänger ohne Ecke und Kanten.
Entschuldigung. Ich habe Ihnen Unrecht getan. Sie haben sich früh genug - zugegeben, als der Erfolg ausblieb - von Dieter Bohlen gelöst, wollten Ihr eigenes Ding machen, frei sein und nicht mehr auf den Casting-Star reduziert werden, dessen damalige Managerin eher ein Kindermädchen war. Sie zogen sich zwei Jahre zurück, absolvierten eine Musical-Ausbildung in Hamburg, schrieben später für Ihre Alben eigene Texte. Und erarbeiteten sich Hauptrollen auf den Musical-Bühnen: als  Alfred im „Tanz der Vampire“, persönlich von Roman Polanski engagiert; als Tarzan in der Disney-Inszenierung und eben als Tony Manero in „Saturday Night Fever“. Daß Sie mehrmals zum besten deutschen Musical-Darsteller gewählt worden sind, reicht Ihnen nicht. Sie sind ein Multitalent, spielten in TV-Serien mit, gehen als Sänger auf Tourneen, moderieren Shows, gewannen 2014 bei „Let´s dance“. Sie sind ehrgeizig, fleißig, engagiert. Ich glaube Ihnen, wenn Sie sagen: „Ich tue nichts anderes, als hart zu arbeiten und mir den Allerwertesten für den Erfolg aufzureißen."
 
Lieber Alexander Klaws,
letzten Sonntag habe ich Sie erstmals live erlebt, beim Musical-Abend mit den Dortmunder Philharmonikern auf dem Friedensplatz. Mich beeindruckten Ihre Stimme, Ihre Ausdrucksstärke, Ihre Vielseitigkeit; bei aller Professionalität auch Ihre Ausstrahlung, Ihr Charme. Ab November spielen Sie in Oberhausen den Tarzan. Sie werden durchs Metronom-Theater fliegen, und ich werde zu Ihnen aufschauen.
 
Mit besten Grüßen
Hermann Beckfeld   


Mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Ruhr Nachrichten.
„Beckfelds Briefe“ erscheinen jeden Samstag im Wochenendmagazin dieser Zeitung.