Donald Trump - Schlechter Witz wird ernst

Ein Kommentar

von Ulli Tückmantel

Foto © Anna Schwartz
Donald Trump -
Schlechter Witz wird ernst
 
Von Ulli Tückmantel
 
Es gibt Tage, da wünscht man sich in den früheren Kolonien die Königin zurück. Als ein Amerikaner der Queen im vergangenen Oktober die entsprechende Bitte vortrug, antwortete der Buckingham Palace zur Belustigung englischsprachiger Medien hoheitsvoll, fraglos mische sich ihre Majestät nicht in die Angelegenheiten eines anderen Staates ein. Hahaha.
Jetzt ist den allerletzten Gegnern Donald Trumps das Lachen über den kaum noch zu verhindernden republikanischen Präsidentschaftskandidaten vergangen. „Auf dem Weg in die Dunkelheit hat die Republikanische Partei in Indiana am Dienstag einen verhängnisvollen Schritt gemacht“, schrieb die eher den Demokraten nahestehende New York Times gestern düster.
Daß mit der republikanischen De-fakto-Nominierung eines rassistischen, sexistischen und fremdenfeindlichen Milliardärs am Ende die demokratische Kandidatin Hillary Clinton bereits als Siegerin feststeht, ist keineswegs gewiss. Clinton wird sich rhetorisch den „sozialistischen“ Positionen ihres Rivalen Bernie Sanders annähern müssen, wenn sie nominiert werden will – und damit für gemäßigte Republikaner unwählbar. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass der nächste US-Präsident Donald Trump heißt. Ein schlechter Witz wird ernst.
In der Arroganz des Kopfschüttelns über diese vermeintlich typisch amerikanische Form des Irrsinns sollte nicht vergessen werden, daß der nächste Präsident Österreichs Norbert Hofer (FPÖ) und die nächste französische Präsidentin Marine Le Pen (Front National) heißen könnte. Elitäre Gleichgültigkeit gegenüber Ängstlichen, Abgehängten, Fortschritts-Verweigerern und Wohlstands-Verlierern steht am Anfang jedes Erfolgs von Extremisten. Und daß eine 160 Jahre alte Partei, die die Sklaverei abgeschafft und den Kommunismus besiegt hat, im Chaos endet, ist ebenfalls keine amerikanische Spezialität. Wie alt ist die deutsche SPD noch gleich?
 
 
 
Der Kommentar erschien am 5. Mai 2016 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.