Wucht und Ästhetik

Bernar Venet - "System und Zufall"

von Frank Becker
Riesenspielzeug

Eine Ausstellung mit Arbeiten des französischen Bildhauers Bernar Venet zusammenzutragen wird sich im reinsten Wortsinn als ein schweres Stück Arbeit erweisen. Susanne Kleine, Kuratorin des MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg hat es unternommen und die tonnenschweren Exponate, Stahl- Objekte unterschiedlicher Größenordnung zusammen-, naja, tragen lassen. Der Katalog zu der so zustande gekommenen Ausstellung wurde im Wienand Verlag von MKM-Direktor Walter Smerling besorgt.

Die Handschrift des Künstlers ist unverkennbar:  Walzstahl-Elemente, gerne in Bögen oder streng angeordneten Bogensegmenten, in Stäben, die in geordneten und ungeordneten Geraden einem System folgend zu Skulpturen gefügt werden, dann aber auch schlitzohrig einem Zu"fall" überlassen werden und im Sturz ihr Bild selbst bestimmen. Dann wieder setzt sich der Schalk in ihm durch und er verbiegt die scheinbar starren Formen zu grotesken Karikaturen ihrer selbst. Oder überläßt sie gar, wie im Fall des titelgebenden Werks im reinsten Wortsinn dem Zu"fall", den er als Antipode der systematischen Ordnung gegenüberstellt. Das erscheint in seiner Wucht noch archaischer als die Ordnung und zieht seinen Reiz vor allem aus seiner Einmaligkeit. Wer hätte nicht schon mal gern ein tonnenschweres Mikado mit Stahlträgern gespielt.                   

Venet überläßt seine stählernen Objekte, die er in Innen- wie Außenräumen aufstellt, vorwiegend aber im Freien, dem natürlichen Prozeß der Oxydation.
In einer gedanklichen Linie mit Richard Serra oder Claus Bury läßt Venet Material/Objekt eine Verbindung mit der Welt, in die hinein man es gebracht hat,

 Foto © Frank Becker
eingehen. Es geht ihm, wie Walter Smerling im Vorwort schreibt, immer um die Perspektive. Die allerdings bleibt dem Betrachter überlassen, der mit Respekt um Bernar Venets Arbeiten herumgeht.
Der Katalogband zu der im vergangenen Jahr in  Duisburg gezeigten Ausstellung ersetzt zwar nicht die Begegnung mit den stählernen Manifesten Venets, er gibt jedoch, nicht zuletzt durch das beigegebene Essay von Susanne Kleine und das Interview mit Bernar Venet, einen guten Eindruck von dessen Idee und Entwicklung.
 
Beispielbild

Bernar Venet
System und Zufall
Order and Chance

© 2007 Stiftung für Kunst und Kultur Bonn - Wienand Verlag Köln

82 S., Klappenbroschur 24x29 cm
50 farbige und 6 s/w Abbildungen
28,- €

Weitere Informationen unter:
www.wienand-verlag.de