Herzig (und wieder nicht): Olaf Schubert

Licht: "Ich bin bei dir!" und Schatten: "Olaf Schubert packt ein"

von Frank Becker
(Treu)herzig

Ein bissel doof, mittendrin ganz unerwartet eloquent, überwiegend unreflektiert, doch treuherzig gutmeinend plappert und stammelt Olaf Schubert daher, meist ohne Punkt und Komma und oft ohne Sinn und Verstand. Ein Thema anreißen, weit ausholen und dann in einem köstlichen Gestotter ausplätschern ist seine Spezialität. Das macht der schmächtige Astheniker im 70er-Jahre VEB Kunstfaser- Pullunder so treuherzig und liebenswert, daß man ihn einfach ans Herz drücken muß. Einer der es gut mit uns, seinen Zuhörern meint - und damit nichts erreicht als homerisches Gelächter. Oder  ist es genau das, was der leicht näselnde und entsetzlich singende Kaffeesachse ja eigentlich möchte?

Wie auch immer der Ansatz sein mag, der angenehme Effekt bester Unterhaltung auf hohem Humorniveau ist da. Olaf Schubert ist ein Mann des fröhlichen Scheiterns, unverdrossen, schmerzfrei und von nachgerade bewundernswerter Selbstüberschätzung. Den muß man - siehe oben - einfach mögen und sei es auch nur, weil er einem die entspannende Erkenntnis verschafft, zum Glück nicht so zu sein wie er. Auszüge aus seinem völlig uninteressanten Leben, geschlechtsspezifische Betrachtungen oder die beruhigende Versicherung, daß er bei uns ist, bringen Kurzweil.

Als Liedermacher und Betroffenheitslyriker ist der ärmellose, fettsträhnige Barde zwar keine Erleuchtung, aber auch das Zerstören eines Genres birgt einen gewissen Charme. Gut 70 Minuten redet er auf dieser CD daher, glücklicherweise bis auf Einleitung, Intermezzo und Ausklang live aufgezeichnet - denn das Publikum braucht er, davon lebt Olaf Schuberts Auftritt. Das Album "Ich bin bei dir!" kann empfohlen werden.


Nicht jedoch das jüngste Produkt aus seiner Plapperwerkstatt: "Olaf Schubert packt ein - Aus den Tagebüchern des Mahners und Erinnerers". Beim jetzt vorliegenden Teil 1 des von A bis Z gequält wirkenden Studioalbums kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß dem Mann schlicht nichts mehr einfällt. Die Mühe hätte er sich sparen können. Ideenlos, abgedroschen albern die ebenso abgedroschenen Witzchen aus der Mottenkiste, nahezu peinlich holpern diese Texte, die nicht einmal die Einordnung in die Kategorie "Humor" verdient haben. Man kann nur hoffen, daß wir von Teil 2 verschont bleiben. Da wirkt der Titel "Olaf Schubert packt ein" beinahe prophetisch. Reden wir nicht weiter darüber, außer: vom Konsum ist abzuraten.

Beispielbild

Olaf Schubert
Ich bin bei Dir!

© 2007 WortArt

Gesamtzeit: 1:10:38


Beispielbild

Olaf Schubert
Olaf Schubert packt ein (Teil 1)

© 2008 WortArt

Gesamtzeit: 1:14:24

Weitere Informationen:
www.wortart.de
www.olaf-schubert.de