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„Gottes Spuren - Die Wunder der katholischen Kirche“ von Andreas Englisch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
It's a wonderful world
 
„Gottes Spuren - Die Wunder der katholischen Kirche“
von Andreas Englisch
 
Liebe Leser!

Mit wie viel Wäscheklammern dieser Andreas Englisch als Kleinkind gepudert worden ist, wird sich mit endgülti­ger Gewißheit wohl nicht mehr klären lassen. Und daß er sich heut sogar selber pudert, und zwar 24 Stunden am Tag, leugnen nich mal seine Kollegen in der BILD-Redaktion. So möcht' ich denn trotzdem - und nicht zuletzt auch aus purer Freude an Positivem - heute mal ein Opus preisen & bejubeln! Ja, ich spreche mich quasi selig, „Gottes Spuren“ gelesen zu haben.
Und tun Sie es mir gleich, liebe Leser! Lesen Sie's um Gottes Willen! Lesen Sie's! Kaufen oder klauen Sie's! Mir egal. Aber lesen Sie's!
Kein Kirchenspötter der Welt und kein Mum­pitzanalyser von Format, ob Friedolin Nietzsche oder Marx, der böse Beelzbub persönlich oder gar ein Danielküblböck, nein, niemand ist in der Lage, diesem Andreas Englisch, Deutschlands durchgeknalltestem Vatikanwissenschaftler, auch nur im Geringsten das destruktive Wasser zu reichen. Nach den 381 vollgesalb­ten Seiten werden selbst auch Sie sich sagen: Selten so in Gottes Namen amüsiert, gelacht und Amen!
Daß wir in einer wundervollen Welt leben – na, wer wollte es bestreiten! Aber um sich nicht zu übernehmen und um seriös zu bleiben, beschränk­te sich unser Andreas auf die Wunder der katholischen Kirche, und da speziell nur auf die „wissenschaftlich exakt nachgewiesenen“. Anders gesagt: Hier geht's nicht um das normale Kleine Simsalabim.
Sondern um das Große!

Übern Daumen spricht man so von ca. "2345" Wundern. Davon entfallen schon "2122" auf die "2122" Selig- und Hei­liggesprochenen, die dafür im Übrigen nicht nur ziemlich selig bzw. heilig gewesen sein mußten, sondern vor allem eins zu machen hatten, nämlich ein Wunder. Interessant in diesem Zusammenhang erscheint mir noch, daß das in den 1978 Jahren bis zum Amtsantritt von Johannes Paul II. gerade mal 302 Gestalten auf die Reihe gekriegt hatten, d.h.: daß die restlichen 1338 S&H-Sprechungen allein auf das Konto vom polnischen Medienklon Wojtyla gehen, dieser sich damit zu einem veritablen Wundermonster gemausert hat. Und da sind die 30.000 Teufel, die er nebenbei im Vatikan noch ausgetrieben hatte, nicht mal mit dabei. Egal.
„Die Erscheinung der Mutter Gottes in Fatima“,
„Die Erscheinung der lieben Gottesmutter in Lourdes“
und
„Die Erscheinung der gütigen Gottesmutter in Med­jugorje“
gehören hier in die 1. Reihe von den Top100 „der wissenschaftlich exakt nachgewiesenen“. Wie auch vom selben Kaliber:
„Die blutigen Stigmata an Händen und Füßen von Pater Pio“,
„Die Blut weinende Muttergottesstatue von Civitavecchia,
„Der Heilige Rock von Trier“
oder auch
„Das Leichentuch von Turin“:
Alles, was in der katholischen Geisterbahn Rang und Namen hat, ist dabei und wird vom halbamtlichen Ganzjahresirren Andreas Englisch abgesegnet. Zwar kommt auch er ange­sichts der Existenz „mehrerer Totenschädel des Täufers Johannes“ ein wenig ins Grübeln, aber nur bei ganz weit hergeholten Jesusteilen hört für ihn der Spaß auf. So was wie die „5 Vor­häute Christi“, die in diversen vermufften Krypten gammeln, aber ebenso brünstig bebetet werden, weist er weit von sich:
„Das widerspräche der katholischen Lehrmeinung, nach der es keine Reliquie von Jesus geben kann, weil er mit seinem Körper in den Himmel aufgefahren ist.“ (Das is ja auch immer so 'ne Nummer: Mumpitz mit Mumpitz zu widerlegen!)
Das größte Wunder für mich allerdings ist, daß die katho­lische Kirche, dieser groteske Verein grotesker Menschen, überhaupt noch existiert! Andererseits, bei Licht betrachtet, ist das ja auch kein Wunder.
Gute Nacht.