Kunst mit Kamin im Westen

In Wuppertal-Vohwinkel eröffnete ein neuer Kulturort

von Martin Hagemeyer

Marina Jenkner - Foto © Nico Werning
Kunst mit Kamin im Westen
In Wuppertal-Vohwinkel eröffnete
ein neuer Kulturort
 
Die in Wuppertal lebende Autorin und Filmemacherin Marina Jenkner hat einen eigenen Ort für kleine Kulturabende gegründet: In der Vohwinkler Spitzwegstraße öffnet seit Oktober sporadisch ein fast privat anmutender Raum mit Bühne und Bar zu gleichwohl für jeden offenen Veranstaltungen. Bislang gab es dort zwei Termine, für die es genug aus dem Schaffen der produktiven Künstlerin selbst zu zeigen gab; Weiteres ist in Planung.
 
Marina Jenkner stammt aus Detmold und zog Ende der Neunziger für ein Germanistikstudium nach Wuppertal. Literarisch trat sie bisher unter anderem hervor durch einen Lyrikband zu der Stadt, die ihr bis heute zur Wahlheimat geworden ist: „Wupperlyrik“ erschien 2006 zusammen mit Christoph Müller, der ihren poetischen Worten ungewöhnliche fotografische Ansichten zur Seite stellte. Seit 2014 ist sie Sprecherin des Verbands deutscher Schriftsteller (Region Bergisch Land).
Gemeinschaftswerke mit Müller, allerdings filmische, waren nun auch am nach der Eröffnung im Oktober zweiten Abend zu sehen – an der etwas entlegenen Adresse namens „Die arme Poetin“ im Wuppertaler Westen, charmant mit einem altem Kinoschild hinterm Eingang als Kulturort markiert.
Von Jenkners mittlerweile 21 Kurzfilmen gab es heute eine Auswahl – gemeinsam war ihnen die intensive Darstellung sozial-psychologischer Themen unserer Zeit mit teils surrealen Mitteln.
 
Puristisch und ästhetisiert kam da der wortlose Film rund um eine Magersüchtige daher – für Jenkner ein Herzensthema, das sie auch in Texten bearbeitet hat. Um traumatische Erfahrungen ging es ebenso wie um Einsamkeit, Letzteres neben viel Ernstem auch bei der skurrilen Beziehung einer jungen Frau zu einer knallblauen Alien-Gummipuppe („am Ende ist die Luft raus.“) Hinzu kamen Auszüge aus dem älteren Langfilm „Blaue Ufer“, der schon 2003 sehenswert Seelenzustände mit dem Element Wasser verknüpft hatte – als mythischer Grundform wie auch als konkretem Rahmen, denn die Handlung spielte teils im Aquarium des hiesigen Zoos. Lokal und wasser-nah schließlich auch der stimmungsvolle Beitrag „Seifenoper“: Unerwartet tauchen ganz wörtlich in der leeren Badehalle der Schwimmoper Musiker mit ihren Instrumenten auf, aus dem Nichts, und bringen zwischen Becken und Sprungturm der jungen Putzfrau ein Ständchen.


Marina Jenkner als arme Poetin - Foto © John Oechtering
 
Stimmungsvoll wirkt die kleine Kulturstätte mit ihrem heute gut wärmenden Kamin überhaupt, und auch für den Advent könnte man sie sich gut vorstellen. Da möchte Marina Jenkner allerdings nicht in Konkurrenz treten zu den zahllosen Angeboten überall – stattdessen gibt es am Samstag, 28.11. um 18 Uhr die Premiere ihres neuen Kurzfilms „Ihr Kinderlein kommet“ auf dem Vohwinkler Weihnachtsmarkt.
 
Termine und weitere Informationen: www.marina-jenkner.de