Buddha bei Market

von Ludwig Lenis

Foto © Ludwig Lenis
Buddha bei Market
 
Würden sie eine Christus-Figur oder ein Kruzifix mit Tinnef, Tand und Modeschmuck behängt in den Eingang Ihres Ladens stellen?“ fragte ich jüngst eine Verkäuferin des Modeladens „Market“ in der Wuppertaler Einkaufspassage „City Arkaden“. Das würde sie selbstverständlich nicht, war die freundliche Antwort. Auf die anschließende Frage, warum denn in ihrem Ladeneingang ein derart behängter Buddha stehe, hatte sie keine Erwiderung, wand sich schließlich mit dem Argument aus der Situation, daß nicht sie, sondern ihr Chef das arrangiert habe. Dann möge sie ihm bitte ausrichten, daß ein Passant daran Anstoß genommen habe.

An dieser Stelle mischte sich eine ältere, sofort auf Krawall gebürstete Frau, anscheinend Kollegin, ein, die dort wohl auf ein Schwätzchen vorbei gekommen war und nun ihre große Stunde in lautstarker Parteinahme sah. Argumentation wurde durch Radau ersetzt, Frechheit ersetzte Fingerspitzengefühl und Intelligenz. Ich floh die Stätte angesichts derartiger Beratungs-Resistenz und von soviel verspritztem Gift – mit einem letzten Blick auf den mißhandelten Buddha Varada. Es ist doch traurig, daß die Köpfe der Menschen, sei es durch mangelnde Bildung oder durch Gleichgültigkeit so ohne jeden Gedanken sind. Vom Feingefühl mal ganz abgesehen.

Der Buddha jedoch wird den Frevlern die Geschmacklosigkeit still verzeihen, denn er ist ein sanfter Gesegneter.
 

© Ludwig Lenis