Barocke Bilderwelten

Der Gemäldezyklus „Das Narrenschiff“ von Alejandro DeCinti in Bonn

von Jörg Schwarz

Alejandro DeCinti - Naufragio, 2014

Menschlicher Makel in barocken Bilderwelten

Der Gemäldezyklus „Das Narrenschiff“ von Alejandro DeCinti in Bonn
 
Stürmische See, ein mit verloren wirkenden Menschen hoffnungslos überfülltes Boot, darin das riesenhafte Profil eines Verzweifelten in Todesangst – das tief berührende Ölgemälde „naufragio“ (dt.: Schiffbruch) in der Bonner „Galerie Gabriele Paqué“  trifft den Betrachter mit Wucht und zeichnet sich durch frappierende Aktualität aus.
Es sind die Abgründe, Defekte, Zweifel und Ängste, die der chilenische Künstler Alejandro DeCinti  in seinem fulminanten Gemäldezyklus „Das Narrenschiff“ auslotet. Die Arbeiten von Alejandro DeCinti sind noch bis zum 1. September 2015 in der Galerie Gabriele Paqué an der Blücherstraße 14 in Bonn zu sehen.
 
Inspiration für die barock anmutenden Bilderwelten des in Madrid lebenden Malers war die gleichnamige spätmittelalterliche Moralsatire von Sebastian Brant, dem erfolgreichsten deutschsprachigen Buch vor der Reformation, das menschliches Fehlverhalten und Laster wie Habsucht, Schwätzerei oder Kleidermoden als Auswuchs närrischer Unvernunft darstellt.
 „DeCinti schlägt mit künstlerischen Mitteln eine Brücke über alle Epochen – von der mittelalterlichen Literaturvorlage über die Renaissance, den Barock bis hin zur Moderne“, erläutert Galeristin Gabriele Paqué und ergänzt: „Seine beeindruckenden Gemälde weisen eine tiefe Anziehungskraft auf. Sie sind ebenso zeitlos wie  unsere Defizite und Makel.“
Für die in der Galerie gezeigten faszinierenden groß- und mittelformatigen Exponate bedient sich Alejandro DeCinti der altmeisterlichen Technik „Chiaroscuro“ – einer in der Spätrenaissance und im Barock entwickelten Hell-Dunkel-Malerei, die sich durch starke Kontraste auszeichnete und sowohl der Steigerung des Räumlichen als auch der des Ausdrucks dient. Künstler wie Leonardo da Vinci, Caravaggio, Rembrandt, Rubens oder Velazquez gelten als Meister dieser Methode.  Alejandro DeCinti betont: „Ich verstehe mich als traditionellen, handwerklichen Maler, der – basierend auf dem Studium der klassischen Literatur -, die menschlich bedeutungsvollen Fragen anschneidet, begleitet von einem großen Interesse an dem barocken Helldunkel.“  Durch diesen Malstil wird die jeweilige Szene lebendig und der Betrachter gepackt.


Alejandro DeCinti - Arbol, 2014
 
Alejandro DeCinti, 1973 in Santiago de Chile geboren, studierte Kunst an der „Universidad de Chile“, wo er das Stipendium: „Excelencia Academica“ erhielt. Er begeisterte das Kunstpublikum bereits mit zahlreichen Ausstellungen in Chile, Belgien, den Niederlanden, Italien, Brasilien und Deutschland. Darüber hinaus nahm er an mehreren internationalen Kunstmessen teil. Seit 2002 lebt und arbeitet er in Madrid.
 
„Das Narrenschiff“ von Alejandro DeCinti
Galerie Gabriele Paqué
Blücherstraße 14 - 53115 Bonn
 
Öffnungszeiten:
Wegen des gestiegenen Interesses wird die Ausstellungsdauer bis zum 1. September 2015 verlängert.
Jeden Samstag von 14 Uhr – 18 Uhr
(Nach telefonischer Absprache ist eine Besichtigung auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich!)
Tel.: 0228 – 41 07 67 55