Oscar Peterson (15.8.1925 - 23.12.2007)

Ein Nachruf

von Frank Becker
© Hans-Joachim Uthke
Oscar Peterson

Seine musikalische Biographie und seine Discographie füllen Bände. Der kanadische Pianist Oscar Peterson kann getrost als einer der größten Jazz- Pianisten aller Zeiten in einer Riege mit Fats Waller, Art Tatum, Erroll Garner, Thelonious Monk, Teddy  Wilson und Dave Brubeck gelten. Sein erstes festes Duo nach seiner Big Band Karriere bei Johnny Holmes gründete er 1950 mit dem Bassisten Ray Brown. Ab 1952 wurde daraus ein Trio mit wechselnden Gitarristen - 1953-1958 war das Herb Ellis, bevor Peterson die Gitarre durch Ed Thigpens Schlagzeug ersetzte.

Dieses klassische Trio blieb bis 1965 zusammen und spielte unsterbliche Langspielplatten wie "The Jazz Soul of Oscar Peterson", "A Jazz Portrait of Frank Sinatra", "We Get Requests" und die "Night Train"-Serie ein. Ellis stieß später z.B. 1969 für "hello Herbie" wieder zum neu formierten Trio, hier mit Sam Jones am Bass und Bobby Durham am Schlagzeug. Eine Zeitlang übernahmen der dänische Bassist Niels-Henning Ørsted Pedersen, Gitarrist Joe Pass und Schlagzeuger Martin Drew die anderen Trio-Positionen.

In Oscar Petersons 65. Lebensjahr kam es zu einer von Fachwelt und Fans mit Begeisterung aufgenommenen Reunion des 1953er Trios mit Ray Brown und Herb Ellis. Das "plus one" war Drummer Bobby Durham, die Sessions im legendären New Yorker Jazz Club "Blue Note" gerieten zu einem durchschlagenden, gefeierten Erfolg. Die Mitschnitte "Saturday Night at the Blue Note" (Telarc 1991) und "Last Call at the Blue Note" (Telarc 1992) wurden Hits und erhielten  Grammy Awards.
Im Jahr 1961 hatte das Oscar Peterson Trio in der klassischen Besetzung mit Ray Brown (Kontrabaß)/ Ed Thigpen (Schlagzeug) und Milt Jackson

© Hans-Joachim Uthke
als Gast am Vibraphon ein Album aufgenommen, das Geschichte machte: "Very Tall".  Drei dieser Legenden des Modern Jazz trafen sich im November 1998 auf Initiative von Dan Forte in dessen nicht weniger legendärem New Yorker "Blue Note" zu einem Konzert der Extra-Klasse wieder. Zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 2005 gab der einzigartige Pianist, der einmal angekündigt hatte, "er wolle spielen, bis er vom Schemel falle" auf einer Welt- Tournee auch ein gefeiertes Gastspiel in Dresden.

Oscar Peterson, der nach einem im Jahr 1993 während eines Konzerts erlittenen Schlaganfall seine Karriere mit einer Hand fortsetzte, wurde u.a. mit insgesamt sieben Grammys, dem Glenn-Gould-Award und dem japanischen „Praemium Imperiale“ ausgezeichnet. Er starb am 23. Dezember in seinem Haus bei Toronto.