Bestsellerfressen

Hans-Olaf Henkel - „Die Kraft des Neubeginns“

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Der Li-La-Launebär
 
„Die Kraft des Neubeginns“
von Hans-Olaf Henkel
 
 
Liebe Leser!

Wer Sabine Christiansen guckt, ist selber schuld. Und hinterher mindestens genauso klug wie 200 Meter Feldweg. Er weiß dann aber wenigstens, wer Hans-Olaf Henkel ist. Weil der da nämlich immer rumsitzt. Ich persönlich hab den da jedenfalls schon 100000 mal gesehen.
So, und weil Sie, meine Damen und Herren, wohl weniger doof sein dürften als 100000 Stunden Christiansen und 200 Meter Feldweg zu­sammen, muß ich Ihnen wohl kurz erläutern, wer dieser Hans-Olaf ist.
Heiner Geißler, ein andrer Christiansen-Hocker,(ganz altes Witzkaliber, Jesuit und Knecht Ruprecht der CDU), hat mal über Hans-Olaf gesagt: „Hans Olaf Henkel ist ein Sozialabbau-Spezialist, der sich mal in einer stillen Minute daran erinnern sollte, daß auch er sich nach seiner Geburt nicht selbst gefüttert hat, sondern auf die Mithilfe anderer Menschen angewiesen war.“
Nun, ich halte diese Äußerung – gelinde gesagt – für Polemik. Es reicht, wenn man daran erinnert, daß der Hans-Olaf „Präsident des Bun­desverbandes der Deut­schen Industrie“ war und „die Dresdner Frauenkirche wieder aufgebaut hat.“ Und seine Mutter ihn immer „meinen kleinen Schniedel“ rief, wenn sie was von ihm wollte. Erwähnenswert wäre höchstens noch, daß der Hans-Olaf die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse für „Schauprozesse“ hält, die Befreiung der Tschechoslowakei und Polen von den Deutschen 1945, die sogenannte Vertreibung für „Völkermord“, des weiteren „die Gewerkschaften für die wahren Aus­beuter“ und Lafontaine für einen „Marxisten“. Und daß er in der ihm eigenen penetranten Art und Weise heute noch seine Mutter konsequent „Mutti“ nennt.

Liebe Leser!
Das alles ist, wie gesagt, pillepalle, humba-humba, quasi deutsche DNA und damit - Überraschung! - schon praktisch der ganze neue Henkel. Wenn Sie mehr davon wollen, müssen Sie jetzt weiterlesen.

Hans-Olaf zählt nicht nur zu den erfolgreichsten deut­schen Bestseller­fressen; nebenbei ist Hans-Olaf auch Erfinder, Gründer & Präsident der "Deutschen Leibniz-Gemein­schaft", eines höchstmodernen Thinktanks, der sich den seit 1716 mausetoten Großdenker Gottfried Wilhelm Leibniz als aktuelle Leitlemure auserkoren hat, was den Olaf aller­dings nicht davon abhält, eine Prosa zu kreieren, als hätte er nicht Leibniz’ moderne Monaden, sondern zwei Pfund weiche Butterkekse in der Birne:
„Immer wieder bin ich überwältigt von der großen Zahl an Zuschriften, die ich wegen meiner Bücher erhalte. (...) Die meisten Briefe, ich sage dies in aller Bescheidenheit, drücken Lob aus. (...) Gelegentlich geht die Zustimmung so weit, daß man mir Heiratsanträge macht, einmal sogar versehen mit dem Zusatz: ‚Bitte nur lesen, wenn Sie Junggeselle sind.’“
Ja. Und? Was glauben Sie? Hat der Olaf den Brief trotzdem gelesen?
„Ja. Ich gebe zu, daß ich ihn trotzdem gelesen habe und, wie bei allen Briefen, auch beantwortet.“ Hm. „Aller­dings anders, als sich die Dame, eine offenbar wohl­habende Engländerin, erhofft haben mochte.“ Ja mei, so isser, unser kleiner Schniedelwutzemann!
Und genau aus diesem Grunde, glaub’ ich, stand er auch Mitte der siebziger Jahre auf der Kandidaten­liste der Roten Armee Fraktion, – worauf er mächtig stolz war, weil es damals in der Großbourgeoisie ein formida­bles ranking gab, wer denn nun zu den wenigen Auser­wählten gehörte und deshalb die undurchsiebbarste Karre durch die Landschaft brettern durfte.
Und wer solch hübsche Erinnerungen auf Lager hat, dem geht auch schon mal der Griffel durch:
„Ab Mitte der siebziger Jahre ging man dazu über, die Wirt­schaft nicht mehr nur ideologisch zu verteu­feln, sondern ihre führenden Vertreter zur Hölle zu schicken.“
Däh!
„Ihre führenden Vertreter zur Hölle zu schicken!“ Ich lach mich tot. Heiliger Freud! Wie man sich doch vertippen kann!
Okay, die anderen 68er haben ja nu auch nicht grade den tiefen Teller erfunden, oder? Gut. Dosenpfand. Und Clau­dia Roth. Wobei sich das gegenseitig wieder aufhebt. Nen, nee! Doch, doch! Dosenpfand find ich richtig. Dosen­pfand ist wichtig. Dosenpfand ist ... äh ... okay, okay, Dosenpfand is’ jetzt nich’ sooo wahnsinnig viel für 7 Jahre Regieren. Zumal dieses Dosenpfand auch noch ’ne Idee von Klaus Töpfer war, der seinerzeit als nicht ganz dichter Minister für Umwelt&Reaktorsicherheit – wir erinnern uns – mal mit ’nem Köpper in den Rhein gehopst ist. Wahrschein­lich, um Dosenfische zu retten. Oder zu erschrecken. Ich weiß es nich’ mehr. Egal.
Den Grünen jedoch eine dermaßen unglaubliche Erfolgsgeschichte an die Hacke zu philosophieren, geht zu weit! Hans-Olaf Schniedel über Jürgen Trittin:
„In unserem Land hat Jürgen Trittin eine Spur der Vernich­tung hinterlassen von Branchen, von Unter­nehmen, von Existenzen. Kein anderer Politiker Euro­pas hat eine ähnlich ruinöse Bilanz aufzuweisen. Die Abschaffung der kosten­günstigen und umweltschonen­den Kernenergie hat massen­haft Arbeitsplätze ...usw. Deutschlands sinkender Wohlstand hat einen Namen. Jürgen Trittin.“
Und wenn ihm gar nichts mehr einfällt, fordert er die Direktwahl des Bundesheiopeis durch das Volk:
„Wir müssen den Präsidenten des Volkes vom Volk wählen lassen,“ so unser kleiner Volks-Schniedel. „Doch bei uns wird dieser wichtige Schritt in die Zukunft von den parteiamtlichen Bedenkenträger abgelehnt. Denn was ist – so höre ich von manchen Politikern –, wenn die Deutschen einen Dieter Bohlen zum Präsidenten wählen?“
Ja, was wär’ denn dann??!! Hm? Ich, meine Damen und Herren, ich, ja, ich ... ich wäre jedenfalls zum ersten Male stolz auf dieses Land.
Yeah! Brother Loui loui loui!
Gute Nacht.

Nachtrag:
Und Schröder – auch so einer – war für Henkel die totale Übernulpe.
Über den notiert er:
„Der könnte sich genauso gut auf einen Bahnsteig stellen und pfeifen, wenn der Zug abfährt.“
Sehense: Und das hat der Olaf nicht mal bei Karl Marx geklaut; das weiß der Olaf einfach so.
 
(März 2005)